Gruppe F: Kein Mangel an den Besten ihrer Zunft
Was Gruppe E fehlt, das ist in F reichlich vorhanden, ein extrem vielversprechender Mix mit besonders heißblütigen Fans, da sollte man kein Spiel verpassen. Und auch an Fußballkultur und Spielern, die zu den Besten ihrer Zunft gehören, gibt es keinen Mang
Argentinien – „Where is little Messi?“
Ja, das gilt auch für Argentinien, wo man seit der WM-Vergabe nach Brasilien den Traum lebt, dem Erzrivalen im eigenen Land in die Suppe zu spucken. Sollte dies gelingen, dann wäre dieser Albiceleste ein Legendenstatus garantiert, der wohl noch über den der Helden von 1978 und 1986 zu stellen wäre. Dazu muss sich aber viel im Vergleich zu 2010, als man gegen Deutschland im Viertelfinale sang- und klanglos ausschied, ändern.
Über die Qualität des Kaders brauchen wir nicht zu diskutieren, die Qualifikation gelang mühelos, es war mehr die Qual der Wahl für Trainer Alejandro Sabella, der zwar keinen großen Namen besitzt, aber auch nicht in riesige Fußstapfen tritt, denn seit dem Finale 1990 schied Argentinien immer spätestens im Viertelfinale aus. Tevez und Pastore sind nicht dabei, aber die alles entscheidende Frage ist natürlich auch diesmal wieder die nach der Form von Lionel Messi.
Die fehlte zuletzt völlig und so droht auch diesmal der in der Überschrift angesprochene Ausruf US-amerikanischer Fußballtouristen, die für ihre 200 Euro-Eintrittskarten im Nou Camp zuletzt wenig von der erhofften Magie des besten Fußballers unserer Zeit zu sehen bekamen. Natürlich haben auch seine Mitspieler genug Qualität, um eine ordentliche WM sicherzustellen, aber dass man mit einem Messi unter Normalform Weltmeister werden kann, das scheint eher undenkbar.
Bosnien-Herzegowina – Endlich dabei, aber auch ein Kandidat für Lehrgeld
Bosnien-Herzegowina war gefühlt bei jeder WM- und EM-Quali in den letzten zehn Jahren ganz nah dran, diesmal hat es endlich geklappt. Das haben sich die Balkankicker verdient, keine Frage. Dumm nur, dass gerade jetzt erhebliche Zweifel an der Form einiger Stars bestehen, Ibisevic beispielsweise, aber auch der Ex-Wolfsburger Zvjezdan Misimovic führt in China bei Guizhou Renhe nur mehr selten überzeugend Regie. Ermin Bicakcic hingegen konnte beim Bundesliga-Letzten Braunschweig durchaus aufzeigen und wurde prompt schon vor der WM mit einem Wechsel nach Hoffenheim befördert.
Mit Edin Dzeko hat man eine Lebensversicherung in der Offensive und mit den Deutschland-Legionären Spahic, Mujdza, Kolasinac, Salihovic und eben Bicakcic kann man auch einem Beton anrühren, falls notwendig. Klingt alles ganz und vielversprechend in Hinblick auf Rang 2 hinter Argentinien, aber ich würde mich doch wundern, wenn beim ersten Auftritt auf der großen internationalen Bühne alles klappen würde wie geplant.
Iran – Irgendwie ging es sich doch wieder aus
Der Iran spielt zwar in Asien hinter Japan, Südkorea und Australien nur mehr die zweite Geige, aber die Qualifikation ging sich dann doch mal wieder aus. Und das ist ein ganz klares Zeichen des Versagens der Konkurrenz, weder Usbekistan noch Katar und die anderen Emirate konnten diese persische Schwächephase nutzen und da auch Südkorea derzeit nicht die Form der Vorjahre mitbringt, ging sich in der Quali sogar der Gruppensieg aus.
Wieder einmal vorwiegend dank Javad Nekounam, der aber den Herbst seiner Karriere in Kuwait ausklingen lässt, die Zeiten, in denen die halbe Mannschaft in Europa unter Vertrag stand, sind lange vorbei. Dementsprechend hart muss das Urteil ausfallen, für den Iran spricht dieses Mal nicht mehr als für Costa Rica oder Honduras. Und was noch schlimmer ist, es mangelt in der Elf um den Ex-Wolfsburger Ashkan Dejagah auch an vielversprechenden Talenten, die Ü30-Fraktion ist stark vertreten und mit Alireza Jahanbakhsh gibt es gerade einmal einen vielversprechenden U21-Akteur.
Nigeria- „The Super Eagles can win the World Cup“
Deutlich optimistischer darf man in Nigeria sein, aber dort dürfte alles unter einer Halbfinalteilnahme ohnehin als schweres Versagen gewertet werden. Iran und Bosnien zum Warmwerden und dann das Endspiel um den Gruppensieg gegen Argentinien am 25. Juni. Selbst „The Coach“ Steven Keshi spricht nicht mehr von seiner jungen Mannschaft, mit der man geduldig sein muss, sondern haut ein „The Super Eagles can win the World Cup“ raus.
Völlig irrational ist das alles nicht, denn die Truppe hat den Afrika Cup 2013 fraglos verdient gewonnen und ist besser besetzt denn je. Und so stimme ich einfach mal in den Chor der gnadenlosen Optimisten ein und sage, dass Nigeria in der Gruppenphase nicht zu stoppen sein wird und diesmal sogar Potenzial für das Viertelfinale hat. Mir gefällt die Mischung aus jungen Wilden wie Victor Moses, Ogenyi Onazi und Ahmed Musa und den erfahrenen Chefs um Yobo, Obi Mikel und Ameobi und Steven Keshi hat den Laden dermaßen unter Kontrolle, wie noch nie ein Trainer der Super Eagles vor ihm.