Gruppe D: Ein Treffpunkt der Weltmeister

Gar nicht mal eine so tolle Gruppe auf den zweiten Blick! Sicherlich, ein Aufeinandertreffen zweier europäischer Großmächte, dazu die chronisch erfolgreichen Urus, das klingt so schlecht nicht. Aber Italien ist wankelmütig, England eigentlich nur gefühlt

 

England – Welche Mischung findet Roy Hodgson?

Wie immer ist im Mutterland des Fußballs die Euphorie vor der WM groß, aber die Aufgabe ist für die Three Lions bereits in der Vorrunde gewaltig. Denn gegen Italien sieht man in schöner Regelmäßigkeit genauso schlecht aus wie das deutsche Team, der letzte Sieg in einem Pflichtspiel gelang 1978. Roy Hodgsons Kader sieht diesmal durchaus vielversprechend aus, besonders Liverpools Youngsters Sterling, Sturridge und Henderson könnten ihren Stern in Brasilien aufgehen sehen.

 

Und mit Sternstunden sollte England auch nicht bis zum letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica warten. Gleich in der Auftaktpartie trifft man in der Arena da Amazonia von Manaus auf Italien, es wird eine Hitzeschlacht erwartet, bei der allerdings ein Remis nicht unbedingt unwahrscheinlich erscheint. Ein torloses Remis, wenn man mich fragt. Dann muss man sehen, wie sich England auf südamerikanischem Boden gegen Uruguay schlägt, für mich das interessantere Spiel in dieser Gruppe.

 


Uruguay – Was macht das Knie von Luis Suarez?

Uruguay will dafür sorgen, dass einer der großen Namen Europas nach der Gruppenphase die Heimreise antreten muss und Erfolgstrainer Oscar Tabarez kann hierfür auf einen noch stärkeren Kader zurückgreifen als beim vierten Platz 2010 in Südafrika. Der mittlerweile 35-jährige Diego Forlan ist immer noch dabei, aber die erste Geige im Sturm der Celeste spielen mittlerweile natürlich Luis Suarez und Edson Cavani, die pünktlich zur WM auf ihrem absoluten Toplevel angekommen sind.

 

Ersterer ist trotz seiner Knie-OP im Kader, ein Einsatz aber mit vielen Fragezeichen versehen. Auch wenn die Qualifikation etwas holprig ist, die Urus sind mit einem rechtzeitig fitten Suarez wieder ein Kandidat für ein langes Turnier. Denn auch der Rest der Truppe hat gehobenes Niveau und viel Erfahrung, was die Nachwuchshoffnungen angeht, da sieht es mit Ausnahme des 19-jährigen Abwehrtalents Jose Maria Gimenez allerdings ganz dünn aus. Das ist jetzt aber egal, diese Generation will noch einmal zum ganz großen Wurf ansetzen, was man ihnen sicherlich auch zutrauen kann. Vor allem wenn Suarez doch noch fit wird.

 


Italien – Mit dem Gruppensieg die Südafrika-Blamage vergessen machen

Den großen Wurf will natürlich auch Italien, die Squadra Azzurra darf als Gesamtkunstwerk von Cesare Prandelli angesehen werden. Der Meister auf der Bank versteht es auch Problemtypen wie Balotelli oder Cassano optimal zu integrieren und kann auf den Stamm der Juve-Meisterschaft bauen. Beim von ganz Europa gejagten und von Dortmund eingefangenen Ciro Immobile vom FC Turin steht der internationale Durchbruch an und für Kreativität aus dem Mittelfeld werden auch ohne den verletzten Montolivo bewährte Kräfte wie Thiago Motta und natürlich Andrea Pirlo sorgen.

 

Diese Mischung stimmt, nur Brasilien will man sicherlich nach den Erfahrungen der Confed Cups 2009 und 2013 möglich lange aus dem Weg gehen. Dafür habe ich einen kleinen Tipp, einfach Gruppensieger werden, dann hat man vor dem Gastgeber bis zum Finale Ruhe. Für den Zweiten aus D gibt es allerdings ein knackiges Viertelfinale gegen den Sieger aus der Brasilien-Gruppe und dem zweiten aus B mit Spanien, Holland und Chile.

 


Costa Rica – Wenn schon kein Punkt, dann wenigstens ein Törchen

In Costa Rica kennt nach wie vor jeder die Mannschaft von Italien 1990, als die Ticos unter der Regie von Bora Milutinovic die Fußballwelt ganz gewaltig aufmischten. Diesmal kann die Zielvorgabe nur sein, nicht wieder wie in Deutschland 2006 punktelos zu bleiben. Mittelfeld-Ass Bryan Oviedo (Everton) fehlt wegen eines Beinbruchs, somit ruhen die Hoffnungen auf den beiden Stürmern Joel Campbell (Olympiakos) und Bryan Ruiz (Fulham, Eindhoven).

 

Im Rahmen der Vorbereitung bekam man beim 1:3 gegen Japan die Grenzen allerdings deutlich aufgezeigt, immerhin bestätigte Ruiz, dass er seine gute Form aus der Rückrunde bei Eindhoven mit ins Trainingslager in die USA gebracht hat. Sollte der Elf von Jorge Luis Pinto ein Pünktchen gelingen, dann wäre das schon ein großer Erfolg, alles andere als Platz 4 eine Sensation.