Gruppe B: Spanien - dieses Mal geht es sich nicht aus, oder doch?
Wenn über Gruppe B gesprochen wird, dann fällt auch hier eher selten das überstrapazierte Wort von der „Todesgruppe", obwohl es sicherlich der Papierform nach das stärkste in einer Gruppe vereinte Quartett ist. Der Tod wartet im Achtelfinale, denn auf den
Wenn über Gruppe B gesprochen wird, dann fällt auch hier eher selten das überstrapazierte Wort von der „Todesgruppe", obwohl es sicherlich der Papierform nach das stärkste in einer Gruppe vereinte Quartett ist. Der Tod wartet im Achtelfinale, denn auf den Zweiten aus B wartet der Erste aus A und dafür gibt es mit Brasilien eigentlich nur einen Anwärter. Selbst die Kroaten sind hier mit einer tipp3-Siegquote im Eröffnungsspiel von 9,00 krasser Außenseiter. Am 28. Juni wird dann ausgiebig die Floskel vom „vorweggenommenen Endspiel" bedient werden, egal ob diese Paarung Brasilien-Spanien oder Brasilien-Niederlande lautet. Um die Sache gleich richtig ins Rollen zu bringen, eröffnen die beiden europäischen Großmächte die Gruppe gleich mit ihrem direkten Duell. Zwei Stunden später kämpfen Australien und Chile darum, wer im Rennen bleibt, schöner könnte die Konstellation nicht sein. Aber bleiben wir erst einmal beim regierenden Welt- und Europameister, der natürlich auch die Nummer 1 der FIFA-Weltrangliste ist.
Spanien – Diesmal geht es sich nicht aus, oder doch?
Spanien qualifizierte sich mühelos, verlor aber das Confed Cup-Finale im Vorjahr gegen die Gastgeber mit 0:3 und nicht wenige sahen das Ende der Vorherrschaft der Selección gekommen. Diese Stimmen gab es allerdings auch schon vor der EM 2012, das Ende ist bekannt. Und der Blick auf Vicente del Bosques Kader gibt keine Indizien dafür, wieso es diesmal nicht klappen soll, Schwächen in einem Mannschaftsteil sucht man vergebens und so braucht man nicht einmal über die Form eines Fernando Torres diskutieren, angesichts der Saison, die seine Kollegen Diego Costa, David Villa und Fernando Llorente aufweisen.
Einzige Gefahr könnte sein, dass die Barcelona-Stars Xavi, Busquets, Iniesta und Fabregas nicht so dominieren wie bei den Turnieren zuvor und die Lücke nicht geschlossen werden kann. Jesus Navas und Alvaro Negredo, beide in diesen des englischen Meisters Manchester City und ebenfalls zwei wichtige Stützen der letzten Jahre, werden dies nicht tun können, denn sie sind diesmal nicht dabei. Del Bosque bevorzugt Torres, den Klose Spaniens, und Juan Mata. Zudem darf erstmals der Beute-Brasilianer Diego da Silva Costa mitmachen, was angesichts seiner nahezu perfekten Saison im Dress von Atletico Madrid nicht verwunderlich ist. Dem zwickt allerdings immer noch der Oberschenkel, sein unfreiwilliger 9-Minuten-Kurzeinsatz im Champions League-Finale ist noch in bester Erinnerung.
Niederlande – Reicht die individuelle Klasse von Robben und Co.?
Bei den Niederländern sind deutlich mehr Zweifel angebracht. Zwar schaffte auch Team Oranje die Qualifikation nahezu mit verbundenen Augen, was vor allem der totalen Unform der Türkei geschuldet war, aber die letzten Testspiele brachten gemischte Gefühle. Die Defensive ist nur mittelmäßig besetzt und klingt eher nach Vorrundenaus, denn nach Weltmeister. Welchen Matchplan Louis van Gaal ausgetüftelt hat, das ist auch noch unklar, fest steht nur, dass das System, das sein Vorgänger Bert van Marwijk spielen ließ, mit dem Vorrundenaus bei der EM 2012 begraben wurde.
Was ist von der bekannten holländischen Offensivkraft derzeit noch übrig? Auch das Kreativpersonal mit Wesley Sneijder, Klaas-Jan Huntelaar, Robin van Persie und Arjen Robben ist derzeit nicht unbedingt in Galaform früherer Tage unterwegs, Rafael van der Vaart muss ohnehin verletzungsbedingt passen. Ganz klar, der Ausgang des Eröffnungsspiel wird für die Elf von Louis van Gaal richtungsweisend sein. Und das Duell mit Chile am letzten Spieltag verlangt sowieso nach jeder Menge Rot im Kalender.
Chile – Ohne Vidal fehlt der Mannschaft ihr Herz
Von einem spontanen Schwächeanfall Hollands wollen Chile und Australien profitieren. Die Südamerikaner werden teilweise gar als Geheimfavorit genannt, wofür ich aber nicht wirklich Anzeichen erkennen kann. Bielsas Nachfolger und Landsmann Jorge Sampaoli stand schon mal gewaltig unter Druck, als es in der Quali zwischenzeitlich alles andere als rund lief.
Und jetzt in Brasilien setzt auch Sampaoli auf medizinische Wunderdinge und nimmt den verletzten Arturo Vidal mit. Und auch der eigentlich schon ausgemusterte Esteban Paredes darf mit, beim mühsamen 3:2-Testspielerfolg gegen Ägypten bot sich allerdings Eduardo Vargas, der nach einer halben Saison als Leihspieler bei Valencia nach der WM wieder nach Neapel zurückkehren wird, als erste Wahl im Sturm neben Barcas Alexis Sanchez an.
Australien – Die Liga wird immer besser, die Nationalmannschaft nicht
Bei Australien sitzt diesmal kein Guus Hiddink oder Holger Osieck auf der Bank, sondern Ange Postecoglou. Dem stehen diverse alte Haudegen wie Brett Emerton oder Harry Kewell nicht mehr zur Verfügung, auf Lucas Neill verzichtete er freiwillig. Jüngst konnte die A-League in Asien positive Schlagzeilen liefern, in der asiatischen Champions League ist man dabei die Lücke zu den Vereinen aus Japan, Südkorea und China zu schließen.
Das Nationalteam ist allerdings mitten in einer Umbruchsphase und nominell doch deutlich schwächer besetzt als bei den letzten Turnieren. Gegen Spanien hat man wohl keinen Auftrag, aber das erste Gruppenspiel gegen Chile könnte den Impuls bringen, der dann auch die Aufgabe Holland bewältigbar erscheinen lässt. Wir erinnern uns hier gerne an die starken Leistungen von 2006 und 2010. Andererseits, gibt es im Auftaktmatch die erwartete Niederlage, dann war es das eigentlich schon.
>>> Bereits erschienen: Vorschau Gruppe A - Brasilien ist der logische Titelfavorit