Die amerikanische Weltmeisterschaft
Zum Ende der Gruppenphase zäume ich das Pferd einmal etwas anders auf und nehme die Entscheidungen in den Gruppen G und H als Aufhänger für einen Interkontinentalvergleich. Richtig interessant war sowieso nur mehr das Endspiel Algerien gegen Russland, wom
Asien mit dem Vierfachflop
Die Voraussetzungen waren nicht gut, denn außer Japan befinden sich da anderen großen beiden Teams des Kontinents nicht gerade in einer Hochphase. Südkoreas junger und international unerfahrener Trainer Hong Myung-Bo ließ schon bei der Ostasienmeisterschaft im eigenen Land einen Matchplan in jedem Spiel vermissen. Genauso trat das Team auch in Brasilien auf, individuelle Klasse blitze beizeiten auf, aber insgesamt war das viel zu wenig. Die Niederlage in Überzahl im letzten Spiel gegen Belgien interessierte zwar keinen mehr, zeigt aber den eindeutigen Handlungsbedarf.
Apropos Ostasienmeisterschaft 2013, bei dieser waren auch die Australier erschreckend schwach. Eine Mannschaft im Umbruch, ebenfalls ein international unbeleckter Trainer ohne Meriten und drei enorm starke Gegner, das lief dann auf null Punkte hinaus. Unehrenhaft war es aber nicht, denn man leistete Chile und vor allem Holland durchaus sehenswerten Widerstand.
Das gilt auch für den Iran, der zumindest taktisch reifer auftrat und Nigeria ein Remis abtrotze und das Unentschieden auch gegen das große Argentinien bis in die Nachspielzeit hielt. Das geht so in Ordnung, was für Japan keinesfalls gelten kann. Team Nippon war dafür vorgesehen, die Kohlen für die AFC aus dem Feuer zu holen und dafür gab die Auslosung durchaus aus Hoffnung. Was vom Tage übrig blieb, das ist ein mickriger Punkt gegen Griechenland in einem Spiel mit gefühlt 90 Prozent Ballbesitz. Im vorentscheidenden Duell mit der Elfenbeinküste versagte die Elf vom mittlerweile zurückgetretenen Alberto Zaccheroni auf den ganzen Linie und verlor völlig zurecht.
Das war also gar nichts und so wünschenswert auch ein fixer fünfter Startplatz für den größten Kontinent und den größten Fußballmarkt der Zukunft wäre, mit diesen Ergebnissen kann man keine Ansprüche stellen. Bleibt die Frage, wer sich in den kommenden sechs Monaten bis zum nächsten Asienmeisterschaft am besten neu erfinden kann.
Algerien springt in die Bresche
Über die Super Eagles und das Aus der Ivorer ist bereits alles gesagt, aber dass ausgerechnet die sonst seriös und zuverlässig auftretenden Black Stars diesmal die Rolle der peinlichen Skandalnudel übernehmen, damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Der junge einheimische Trainer kam mit den verwöhnten Stars in Europa überhaupt nicht zurecht und Sulley Muntari zeigte eindrücklich, dass er nicht nur wie im Deutschland-Spiel zu sehen, die Hose offen hat. Ein sportliches Problem gibt es freilich auch und das ist dasselbe wie seit ewigen Zeiten: „The lack of qualilty strikers ruined the ambitions of the Black Stars", dieses Zitat stammt aus 2008, als man außer Asamoah Gyan einfach keinen brauchbaren Stürmer aufbieten konnte. Nichts hat sich daran bis heute geändert, aber Gyan ist sogar stärker als damals, obwohl er sich mittlerweile nur mehr in Arabien den Spätherbst seiner Karriere vergolden lässt. Reichte natürlich trotzdem nicht, die USA nahmen erfolgreich Revanche für 2006.
Kamerun funktionierte als Mannschaft noch weniger als Ghana, beschäftigen wir uns lieber mit dem einzigen nordafrikanischen Vertreter bei dieser WM. Algerien wusste beim Afrika Cup 2013 in Südafrika schon zu gefallen. Damals erlaubte man sich allerdings grobe individuelle Schnitzer und flog trotz drei starker Partien in der Vorrunde raus. Diese konnte man abstellen, wenngleich erst nach dem höchst unglücklichen 1:2 im Auftaktspiel gegen Belgien. Sofiane Feghouli führte gegen Südkorea und Russland grandios Regie und der Aufstieg ist völlig verdient. Und nun geht es gegen Deutschland zur Rache für Gijon, wunderbar! Unabhängig davon hat der Afrika Cup 2015 im Januar in Marokko für mich einen neuen Favoriten.
Europa – Die fetten Jahre sind vorbei?
Ich setze da sicherheitshalber noch ein Fragezeichen, denn nicht immer läuft bei der FIFA alles nach rationalen Gesichtspunkten ab und ich bin mir trotz der Ergebnisse von Brasilien 2014 nicht sicher, ob wir in vier Jahren in Russland dann nicht doch wieder 14 Europäer sehen. Ansonsten ist das natürlich eine katastrophale Bilanz. Das ausgerechnet die Griechen, die sinnbildlich für den uninspirierten Defensivfußball der zweiten Garde Europas stehen, im Achtelfinale stehen, das ist nur ein Bonmot am Rande.
Von den Big Guns überzeugten nur Holland, Frankreich und Deutschland, ob der Geheimfavorit aus Belgien mehr kann als er in der Vorrunde zeigte, das gilt es abzuwarten. Die Auslosung ist für die Wilmots-Truppe jedenfalls freundlich, die USA sind zwar unangenehm zu spielen, aber alles andere als ein übermächtiger Gegner. Noch ein Wort zu Russland und Portugal, die ja beide aus derselben Qualifikationsgruppe stammen: Gegen Nordirland, Israel, Aserbaidschan und Luxemburg mag das reichen, für einen bleibenden Eindruck bei der WM reichen ein Superstar im Team bzw. auf der Trainerbank nicht und das ist gut so.
Amerikanische Festspiele von Nord bis Süd
Das haben die beiden amerikanischen Verbände natürlich sehr geschickt gemacht, nicht Ecuador oder Panama in die internationalen Barragen schicken, sondern mit Uruguay und Mexiko zwei erfahrene Topmannschaften. So holt man sichere Zusatzstartplätze und die weiß man dann auch zu nutzen. Aus CONCACAF-Sicht bedeutet dies eine unglaubliche Bilanz mit drei von vier, Mexiko und die USA kickten starke Europäer und Afrikaner raus und Costa Rica lief sowieso komplett Amok im positiven Sinn. Ich schrieb vor der WM, dass mindestens der halbe Startplatz für Nord- und Mittelamerika fallen muss, diese Forderung ist reif für Ablage.
Und auch der halbe Startplatz für die Südamerikaner kann nicht einkassiert werden, denn selbst der einzige Ausscheider, Ecuador, gefiel durchaus und es fehlte gegen Frankreich und die wackeren Schweizer nur eine Nuance. Das sich morgen am Samstag in den direkten Duellen zwei aus dem Quartett Brasilien, Chile, Kolumbien und Uruguay verabschieden müssen, ist fast schon tragisch angesichts der begeisternden Leistungen in der Gruppenphase.