Brasilien bleibt WM-­Favorit

Sicherlich, das waren durchwegs keine überzeugenden Auftritte der Selecao, selbst gegen die gedanklich schon abgereisten Kameruner hatte man Phasen, die keineswegs auf einen klaren 4:1­Sieg hindeuteten. Aber daraus würde ich keinesfalls weitergehende Schl

 

Kroatien und wieder einmal Angstgegner Mexiko zeigten freilich, dass es ein weiter Weg für den Gastgeber bis zur „Hexa" ist. Und nun kommt Chile, ein Team, das die notwendige Taktik für diese spezielle Herausforderung gegen Spanien schon erfolgreich praktiziert hat. Allerdings ist auch das klare 3:0 Brasiliens nach hohen Erwartungen bei Chile vor vier Jahren in Johannesburg noch bestens in Erinnerung. Allgemein ist die Bilanz extrem eindeutig, Brasilien verlor noch nie ein Heimspiel gegen Chile und gewann auch alle drei WM­Spiele.

 

Kamerun erwartungsgemäß der schwächste Vertreter Afrikas
Ja, ich habe den Löwen durchaus das Achtelfinale zugetraut. Dummerweise lieferte man die einzig gute Vorstellung des Jahres 2014 nicht bei der WM, sondern beim Testspiel gegen Deutschland ab. Es folgte der Prämienstreit mit dem Verband, nach diesem kann man mittlerweile die Uhr stellen. Und ein absolut unterirdischer Auftritt im Auftaktmatch gegen Mexiko, damit war das Turnier dann auch schon gelaufen.

 

Nein, es lag nicht an Samuel Eto ́o, der wird zwar nie ein Leader wie Drogba, war im Mexiko­Spiel auch angeschlagen noch besser als seine Nebenleute. Bei denen wurde vor allem Choupo­Moting den Vorschusslorbeeren aus dem Deutschlandspiel nie auch nur ansatzweise gerecht wurde. Noch schlimmer sieht die Bilanz von Alex Song, der mit seinen zwei Auftritten eine aussagekräftigste Bewerbung für den größten Flop dieser WM abgab. Unbezähmbar waren die Löwen wie so oft nur für ihren Trainer. Unter Garantie wird der Verband einmal mehr die falschen Schlüsse ziehen.

 


Debakel für meine Mexiko­-Prognose
Dieser CONCACAF­Verband ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln und ich sollte es daher auch unterlassen, den dortigen Ergebnissen irgendwelche Bedeutung zuzumessen. Mexiko schafft es in der Quali aus eigener Kraft nicht einmal Honduras und Panama hinter sich zu lassen und zeigt dann nach einer der unverdientesten WM­Teilnahmen der Geschichte zwei bärenstake Vorstellungen gegen Kamerun und Brasilien. Da tauschte dann zur Feier des Tages sogar Trainer, der soll ich besser sagen Erfolgstrainer Miguel Herrera seinen gewohnten sackartigen grünen Trainingsanzug gegen feinen Zwirn.

 

Und die Leistung gegen Kroatien hat dann auch die teuerste und edelste Galapanier verdient. Überragte zuvor noch vor allem Keeper Ochoa mit Leistungen, die ihn auf der Liste des besten Torwarts des Turniers ganz nach oben brachten, spielte die gesamte Elf im Entscheider fantastisch auf, in den Blöcken der europäischen Scouts dürften so ziemlich jeder Name aus der Startelf der Tri drei­ bis fünfmal unterstrichen worden sein. Ich werde den Teufel tun und irgendeine Prognose zum Duell mit Holland abgeben.

 


Kroatien besser als erwartet, aber nicht gut genug

Keinen grünen Trainingsanzug, aber zu grün hinter den Ohren, das habe ich bei den beiden für Kroaten zuständigen Kovac­Brüdern gemutmaßt. Da wurde ich eines besseren belehrt, sowohl gegen Brasilien gab es einen formidablen Matchplan als auch bei der fachmännischen Zerlegung Kameruns. Gereicht hat es trotzdem nicht, denn ein entfesseltes Mexiko presste mit einem keineswegs antiquierten 5­3­2­System Modric, Rakitic und Co. in Grund und Boden. Das torlose Remis zur Pause war schon etwas glücklich, aber dann hatte man keinen Plan B mehr.

 

Denn der offensive Wechsel Kovacic für Vrsaljko führte direkt in den Untergang. Die Abwehr löste sich nicht nur auf dem Papier auf und der von mir hochgelobte und neuerdings auch von Real Madrid gejagte Mateo Kovacic setzte wie in Spielen zuvor keinerlei Akzente. Einfach mehr offensive Kräfte reinwerfen, ohne die Problemzonen anzugehen, das ist dann eben doch zu wenig. Stand heute müsste Europa gerechterweise einen seiner zahlreichen Startplätze an die CONCACAF abgeben, aber das wird es dann wohl noch nicht spielen. Die von mir vor Beginn des Turniers geforderte Reduktion für Nord­ und Mittelamerika ist freilich auch kein Thema mehr.