Blech ist genau das, was Brasilien verdient

Mir mangelt es weder an Empathie für den brasilianischen Fußball an sich noch an der für einen WM-Gastgeber. Aber in diesem Spiel um Platz 3 zeigte die Selecao erneut in allen Facetten, warum man bei dieser WM nicht würdig für Edelmetall ist. Das ist der

 

Holland erstmals mit Bronze

Die Niederlande erreichte zum fünften Mal ein WM-Halbfinale, zum Titel reichte es auch diesmal nicht. Und das anders als in den 1970er-Jahren auch verdienterweise nicht. Ich habe noch lange nach dem Argentinien-Spiel über das von van Gaal vercoachte Elfmeterschießen nachgedacht, eine Erklärung fehlt mir weiterhin. Die nachträgliche Aussage, dass Vlaar (ver)schießen musste, weil zwei andere sich weigerten, das macht die Herausnahme der sicheren Bank van Persie 14 Minuten vor Schluss noch unverständlicher. Was vom Tage übrigbleibt, dass ist nicht der Sieg gegen weiterhin irrlichternde Brasilianer, sondern die Beendigung der spanischen Vorherrschaft. Und das ist durchaus Bronze wert, die taktisch sehr disziplierte, aber alles andere als positive Spielweise und Überflieger Robben wird eher als Ärgernis in Erinnerung bleiben.

 

Das sperrige Finale

Deutschland-Argentinien, das war nicht schön in 1990. Beileibe nicht das einzige WM-Finale, an das wir uns mit Schrecken zurückerinnern, vier Jahre später war es bei Brasilien-Italien in den USA sogar noch schlimmer. Meine Erwartungen sind prompt auch eher Befürchtungen, denn die Albiceleste interessiert sich mit Sicherheit nicht für das auch null aussagekräftige Halbfinale der Löw-Truppe gegen Brasilien. Sondern für die Partien der Deutschen gegen Frankreich und Algerien. Konsequente Defensive, also das Gegenteil vom Pseudo-Pressing der brasilianischen Nachbarn, beherrscht man, so legte man Europas neue Macht Belgien lahm und auch Robben im Halbfinale. Javier Mascherano wird das Zentrum für Kroos und Co. zur ungemütlichen Zone machen und die Bilanz mit bisher nur drei Gegentoren aus sechs Spielen spricht eine deutliche Sprache.

 

Nach vorne geht allerdings nicht viel, was vor allem daran liegt, dass ein kraftloser Messi zwar immer noch besser ist als praktisch alle anderen Spieler bei dieser WM, aber viel zu wenig Unterstützung bekommt. Di Maria könnte über die linke Seite für viel Leben sorgen, aber über dessen Rückkehr in die Startelf steht weiter ein Fragezeichen. Viel Worte zu Argentinien, zu Deutschland hingegen gibt es nicht viel zu sagen. Personell und systemtechnisch ist alles klar, um den Titel zu holen, den man vielleicht in 2006 mehr verdient hätte als heute. Sein Meisterstück hat Löw aber noch nicht abgeliefert, ein Sieg wie in 1990 würde daran auch nichts ändern. Aber vielleicht sind alle Bedenken ja unbegründet und wir kommen ein großes Endspiel geboten, wie es diese Weltmeisterschaft auch verdient hätte.