Karl-Heinz Rummenigge: 'Völlig verrückt, was in Deutschland passiert'
Karl-Heinz Rummenigge hat im SPONSORs-Interview die Politik für den Stillstand bei der Umsetzung des neuen Glücksspielstaatsvertrags kritisiert. Laut dem Chef der European Club Association (ECA) verhindere Lobbyismus eine Auflösung des Wettmonopols.
SPONSORs: Herr Rummenigge, werden Sie von Ihren Kollegen bei der ECA beim Thema Sportwetten eigentlich belächelt, wenn Sie aus Deutschland erzählen?
Rummenigge: Die Kollegen sind zumindest sehr zufrieden. Die Wettenanbieter geben ihre Werbemillionen lieber in England, Spanien, Frankreich oder Italien aus. Wir hatten ja schon Fälle, dass ein Club wie der AC Mailand in Deutschland eine Strafe zahlen musste, weil sie in der UEFA Champions League gegen uns mit Bwin auf dem Trikot aufgelaufen sind. Sie wurden von der Stadt München, genauer vom Kreisverwaltungsreferat, zu einer Geldstrafe verurteilt. Wir hatten als Gastgeber dann auch noch dafür zu sorgen, dass diese eingetrieben wird. Das Thema treibt kuriose Blüten.
Was kritisieren Sie konkret?
Ich glaube, es ist völlig verrückt, was in Deutschland passiert. Die Wettenanbieter könnten eine große Leistung zugunsten des gesamten deutschen Sports erbringen, wenn das Wettmonopol endlich aufgelöst wird. Es geht dabei gar nicht um die Mehreinnahmen von Bayern München, der DFL oder dem DFB, es geht vor allem auch um den Breitensport. Wir hatten unter anderem mit dem DOSB sehr konstruktive Gespräche, wie wir in dieser Sache eine sportsolidarische Gemeinschaft bilden können. Die Politik stellt sich aber quer, was für mich völlig unverständlich ist.
Hat der Sport in Deutschland bereits Schaden genommen?
Was die Politik macht, ist ein Verlust nicht nur für den Fußball, sondern für den gesamten Sport in Deutschland. Der Sport hat Schaden genommen, weil durch den Stillstand bei der Umsetzung des neuen Glücksspielstaatsvertrags eine absolute Blockade herrscht. Die etablierten Kräfte versuchen mit Lobbyismus alles zu verhindern und finden offensichtlich weiterhin Gehör.
Haben Sie und die Kollegen zu wenig für die eigenen Rechte gekämpft?
Der Fußball und der Sport haben alles versucht, dagegen zu halten, aber bis dato ist es uns nicht gelungen. Viele Wettenanbieter haben bis zum Europäischen Gerichtshof geklagt, man gibt ihnen Recht, aber in Deutschland wird trotzdem nichts umgesetzt. Es werden immer wieder neue Hürden in den Weg gestellt und die werden nicht niedriger, sondern immer höher.
Vielen Dank für das Gespräch.