Gruppe C: Sambische Titelverteidiger, nigerianische Streithanseln, burkinische Globetrotter und ostafrikanische Fußballexoten

Jetzt beginnt der Countdown für mich richtig, denn heute Abend geht es von München aus los in Richtung Süden. Aber erst einmal nur bis Abu Dhabi, da Etihad Airways dort ihr Drehkreuz hat. Im Übrigen eine der uninteressantesten Städte der Welt, trotz Luxus

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Sambia

Eigentlich gibt es über Sambia nicht viele Worte zu verlieren. Der hochemotionale und angesichts der Erinnerung an das Flugzeugunglück mit extrem viel Pathos aufgeladene Sieg vor 12 Monaten ist in bester Erinnerung. Aber nach menschlichem Ermessen auch nicht wiederholbar. Herve Renard, fraglos zu Recht zu Afrikas Trainer des Jahres 2012 gewählt, wird die Big Guns sicherlich kein zweites Mal taktisch überlisten können.

 

Schon die Qualifikation wäre gegen den Zwerg Uganda beinahe schief gegangen, aber Elfmeterschießen können die Chipolopolo und so ging es gerade noch einmal gut. Die Vorbereitungsspiele waren dann auch wenig vielversprechend, so verlor man gegen Tansania und Angola, wenigstens ein 0:0 war gegen Marokko drin. Lediglich drei erzielte Tore seit dem Triumph von Gabun lassen aber auch in dieser Hinsicht Griechenland-Flair aufkommen.

 

Dass es zumindest in der Gruppenphase noch gerade einmal gut gehen dürfte, hat man der Auslosung zu verdanken. Das Auftaktspiel gegen Äthiopien ist sicherlich machbar und auch Burkina Faso ist sicherlich keine unlösbare Aufgabe. Ab er auch keine einfache, dazu später mehr.

 


Nigeria

Legendäre Pressekonferenzen und zahllose Trainerentlassungen, dafür war Nigeria in den letzten Jahren immer gut. Aber nicht für große Leistungen auf dem Platz, das soll sich nun unter dem einerseits erfahrenen und andererseits im Umgang mit den Stars aus Europa gelassenen Stephen "Big Boss" Keshi wieder ändern. Doch die Dauerfehden halten weiter an, speziell aus der englischen Liga haben sich einige prominente Super Eagles dezent abgemeldet.

 

So beispielsweise Shola Ameobi (Newcastle) und Danny Shittu (Millwall), Peter Odemwingie wurde von Keshi außen vor gelassen. Letzterer zeigte sich hierüber in den Social Medias recht ungehalten, was sein Trainer lapidar mit "I don't even have a Facebook or Twitter account so it doesn't bother me at all" kommentierte. Und Keshi hat auch genug Spielermaterial zur Verfügung, um die englischen Absenzen kompensieren zu können. Vor allem auf Chelseas John Obi Mikkel und Victor Moses dürfen wir uns freuen, ein besonders Auge habe ich auch auf den im Europapokal des Öfteren sehr auffälligen Ideye Brown von Dynamo Kiew.

 

Burkina Faso

Die sind doch recht oft qualifiziert, die wackeren Burkinaben mit dem schönen Spitznamen "Die Hengste". Diesmal war es gegen das Überraschungsteam aus der Zentralafrikanischen Republik zwar knapp, aber in der sechsten Minute der Nachspielzeit gelang es dann doch noch. Die Qualifikationserfolge kann man in der Regel freilich nicht auf das Turnier übertragen, bei 7 der 8 bisherigen Teilnahmen war nach der Vorrunde Schluss.

 

Dies will nun eine aus aller Herren Länder einberufene Auswahl ändern, von Moldawien bis Japan ist da so ziemlich alles dabei, was für das Fußballspielen Geld bezahlt. Am bekanntesten sicherlich Aristide Bance, der nach seinem kuriosen Wechsel von Mainz in die Vereinigten Arabischen Emirate über Leihgeschäfte in Katar und der Türkei nun in Augsburg gelandet ist. Ob er endlich zurück zur Form aus Mainzer Tagen finden wird, darf bezweifelt werden, aber da sind ja noch die Topstars aus der französischen Liga, auf die der belgische Trainer Paul Put zurückgreifen kann: Bakary Kone (Lyon), Alain Traore (Lorient) und den Ex-HSVer und Freiburger Pitroipa (Rennes).

 


Äthiopien

Der ostafrikanische Fußball ist seit langer Zeit bedeutungslos, lediglich der Sudan ließ hin und wieder einmal auf Vereinsebene aufhorchen. In den 1950er und 60er Jahren freilich war Äthiopien eine große Nummer und gewann die Kontinentalmeisterschaft sogar einmal 1968. Die Rückkehr auf die große Bühne gelang nun nach 30 Jahren überraschenderweise nicht mit einem ausländischen Trainer, sondern mit Sewnet Bishaw, einem Mann, der nie außerhalb Äthiopiens tätig war.


In der Qualifikation waren die Steinböcke sowohl gegen Benin als auch im Nachbarschaftsduell mit dem Sudan klarer Außenseiter, beide Male gab die Auswärtstoreregel den Ausschlag. Jetzt in Südafrika wäre freilich schon ein Punktgewinn ein großer Erfolg, der Mannschaft fehlt es an jeglicher internationaler Erfahrung. Yussuv Saleh, der in Schweden geborene und spielende Star der Mannschaft, dürfte wohl auch nur den Fans des FC Syrianska ein Begriff sein.

 

Prognose

Stephen Keshi sieht sowieso immer schlecht gelaunt aus, aber die Gruppenphase wird ihm hierfür eigentlich keinen Anlass geben, Nigeria wird sich Tabellenplatz 1 sichern. Am letzten Spieltag werden sich Burkina Faso und Sambia um Rang 2 streiten und der Titelträger wird danach die Heimreise antreten müssen. Ein Punkt ist für Äthiopien leider nicht drin.