Etwas unstrukturiert: Mein erster Tag in Süd Afrika
Es war ein unstrukturierter erster Tag in Johannesburg, an dem es diverse administrative Herausforderungen zu bewältigen gab. Dementsprechend unstrukturiert fällt dieser erste Blogeintrag aus Südafrika aus. Mario David Balda über Pressekonferenzen ohne Ne
Die drei Pressekonferenzen, die ich besucht habe, brachten nicht wirklich Erkenntnisse, speziell vom Bericht über das Erbe der WM 2010 habe ich mir mehr erwartet. Hier ging es eigentlich nur über fußballspezifische Themen. Unter anderem eine U-13/U-15-Meisterschaft für Jungen und Mädchen konnte mit finanzieller Unterstützung der FIFA umgesetzt werden und zahlreiche weitere Maßnahmen, „um alle Facetten des südafrikanischen Fußballs zu verbessern".
So einiges ist aber dann doch neu in Johannesburg seit dem Confederations Cup 2009. Es gibt jetzt eine S-Bahn zum Flughafen, die allerdings mit 10 Euro pro Fahrt recht ambitioniert gepreist ist. Und sie fährt auch nicht ins Zentrum, sondern nach Sandton, dem Vorort der Schönen und Reichen im Norden. In diesem ist allerdings auch das lokale Organisationskomitee und alles, was man sonst so braucht, zu finden. Die Akkreditierung lief erschreckend professionell ab, exakt gleich wie bei FIFA und UEFA - was waren das noch für Zeiten, als man in Ghana in einer Gluthitze stundenlang anstehen musste, um schließlich vom obersten Media Officer Sherif Ahmed Sherif einen quadratischen weißen Papierzettel zu bekommen, auf den er in Blockbuchstaben "SHERIF" geschrieben hat, der einem aber an der nächsten Station den entscheidenden Schritt weiter brachte. Den guten Sherif gibt es zwar immer noch bei der CAF, aber mittlerweile ist er ein paar Ebenen aufgestiegen und nicht mehr mit so profanen Dingen beschäftigt.
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Den Nahverkehr gibt es, aber ...
Apropos profane Dinge: was wurde eigentlich aus dem für die WM gebauten Nahverkehr? Den gibt es wirklich, allerdings ist er von recht limitiertem Nutzen. Die S-Bahn verbindet die zentrale Park Station mit den nördlichen Vororten bis rauf nach Pretoria, aber der große Wurf ist das nicht. Das System mit den Zubringerbuslinien ist im Gegensatz zur S-Bahn zwar billig, aber das elektronische Bezahlsystem, bei dem man immer mindestens 20 Rand Guthaben auf der Karte haben muss, unpraktisch. Denn Aufladen kann man die Karte wohl nur bei den Bahnhöfen und ohne Guthaben keine Busfahrt zum Bahnhof. Jedenfalls war ich immer der einzige Fahrgast im Bus, alle Einheimischen, die versucht haben, bar zu bezahlen, wurden vom Busfahrer mit dem Hinweis "jeder der das macht, wird sofort gekündigt" abgewiesen.
Allgemein wird aber versucht, die Fahrt mit dem Zug oder Bus zum Stadion so stark wie möglich zu propagieren, in einem Land des totalen Autoverkehrs. Ich bin gespannt wie das morgen im ausverkauften Soccer City klappen wird. Vorwerfen lassen kann sich der Ausrichter nichts, kostenlose lokale Shuttlebusse und Züge stehen bereit und selbst für die Spiele in Rustenburg, Mbombela und Durban gibt es stark reduzierte Zugtickets und reichlich Busse. Jetzt kommt es auf den Praxistest an.
Stimmung positiver als gedacht
Allgemein ist die Stimmung positiver als ich gedacht hätte - die Leute glauben an den von Igesund propagierten Masterplan. Die Taxifahrer sind ja hier ein guter Indikator und die Zeitungen schreiben auch deutlich positiver als es die Testspielergebnisse erwarten lassen würden. Das Eröffnungsspiel gegen Cape Verde ist für Bafana dermaßen wichtig, dass der Druck wirklich überall zu spüren ist. Die Beflaggung der Straßen ist jedenfalls umfassend, so wie es sich für ein Turnier auch gehört.
Die Ticketverkäufe laufen sehr gut, von den 850.000 Tickets wurden bereits 563.000 verkauft, somit das Ziel von 500.000 schon vor Turnierbeginn übertroffen. Sorgen macht nur Rustenburg, denn da sind erst 65.000 Karten weg, im ersten Blogeintrag habe ich mich ja schon gefragt, warum da überhaupt gespielt wird, dazu dann mehr, wenn dort die ersten Spiele anstehen. Die Gründe erfordern jedenfalls intensivere Recherche und die wird vermutlich nicht von Erfolg gekrönt werden, wie ich schon mal als Enttäuschungsprophylaxe vorausschicken muss.
>>> Seite 3: Social Issues & Sponsor Orange ohne Mobilfunknetz
Der Tag vor der Eröffnung stand im Zeichen der "social issues", die bei der Afcon (diese Abkürzung scheint sich durchgesetzt zu haben, von "CAN" spricht niemand mehr) traditionell hohe Bedeutung haben. Der Kampf gegen Malaria und AIDS wird so sehr öffentlichwirksam unterstützt, vor den Spielen werden die Kapitäne entsprechende Botschaften verlesen und es wurde natürlich auch in den Social Medias mit Drogba und Co. die gute Sache sehr aktiv angegangen. Auch Michael Ballack ist vor Ort, um die Kampagne zur AIDS-Bekämpfung der UNAIDS zu unterstützen.
Sponsor Orange ohne Mobilfunknetz
Sicherheitstechnisch gibt es übrigens keinerlei Bedenken, auch nicht wegen der streikenden Minenarbeiter bei Rustenburg. Aktuell sieht mein Plan so aus, dass ich am Sonntag bei den Port Elizabeth-Spielen in Johannesburg bleibe und dann aber die Auftaktspiele in Rustenburg, Mbombela und Durban alle mitmache. Und eine weitere Erkenntnis will ich nicht für mich behalten: Der Namenspatron des Turniers, Orange, besitzt keine Mobilfunklizenz in Südafrika, ist aber mit massenhaft Merchandising am Start. Skurril, aber somit ziert also wieder eine SIM-Karte von MTN mein Handy in den nächsten Wochen.