Afrika Cup 2013 - Tag 8: Wie man das Königreich Lesotho nicht bereisen sollte

Der heutige Tag war für einen Ausflug nach Lesotho reserviert. Hierfür ging es mit dem Mietwagen von Durban über Pietermaritzburg und Underberg zum Sani Pass, der auf einer Höhe von 2.865 Metern ins Königreich Lesotho führt. Eines der ärmsten Länder der W

 

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Bereits unterwegs zog es sich immer mehr zu und vom gestrigen Sonntag blieben nur einzelne Lücken in der geschlossenen Wolkedecke übrig, an Fernsicht war somit nicht zu denken. Zuerst war aber zumindest die Straße noch in allerbesten Zustand und – da neulich Kritik hinsichtlich meiner Bezeichnung „staubige Landstraßen" aufkam – das ist durchaus der Regelfall in Südafrika. Natürlich gibt es auch ungeteerte Sandpisten, aber insgesamt ist die Infrastruktur schon tadellos.

 

Was dann den Sani Pass hochführte, das war dann aber wieder eine Buckelpiste der Sonderklasse. Riesige Schlaglöcher, hohe Steine und auch die eine oder andere Furt musste gemeistert werden, ein Allradfahrzeug wäre hier Gold wert gewesen. Aber nach knapp einer Stunde für die letzten Kilometer war der südafrikanische Grenzposten gegen 14 Uhr erreicht und da sollte dann für den Mietwagen erst einmal Schluss sein. Nur mehr Allradfahrzeuge waren erlaubt und unseren Ford Figo hielt der Grenzen eindeutlich nicht für diese Kriterien entsprechend.

 

So wurde dieser an der Grenze abgestellt und der Weg nach Lesotho zu Fuß in Angriff genommen. In der Hoffnung, dass es nicht so weit ist und dass ein Fahrzeug vorbeikommt, das entweder ein (Sammel)-Taxi ist oder als eines herhalten kann. Dies war natürlich nicht der Fall, es kamen einem nur Fahrzeuge entgegen.

 

>>> Seite 2: Zu Fuß durch das Niemandsland


So zog sich der Fußmarsch deutlich länger als erhofft hin und es musste nur auch zu Fuß die eine oder andere Furt durchwatet werden. Alles kein Spaß, da es auf über 2.000 Meter auch immer kälter wurde und sich die sehr hoch Feuchtigkeit auch bald in Sprühregen verwandelte. Natürlich waren meine beiden Begleiter und ich auf dergleichen überhaupt nicht vorbereitet, kurze Hosen und T-Shirts, also der Durban City-Look war angesagt.

 

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Ärgerlicherweise war die Stecke bis auf die letzten 20 Prozent viel einfacher zu befahren als der erlaubte Teil bis zum südafrikanischen Checkpoint. Man hätte also problemlos bis zum letzten ganz steilen Stück im warmen Auto fahren können, aber das wurde ja an der Grenze konsequent verneint.

 

Und ein Auto von hinten kam natürlich nie eines, dafür drei, die auf der Abfahrt waren. Zu diesem Zeitpunkt war eigentlich schon das Aufgeben fest eingeplant, denn es wurden schon zig Kilometer marschiert. Der Bergzug, bestehend aus meinen zwei Begleitern und mir, war auch längst in drei Teile zerfallen. Von oben kamen drei Autos und deren Insassen bestätigten immerhin, dass die Grenze erst um 18 Uhr schließt und nicht um 16 Uhr.

 

Der vorletzte Wagen erfreute mit der Info, dass es nur mehr 500 Meter bis zur Grenze seien und das letzte sprach 10 Minuten später von nur mehr zwei Minuten. Eine Viertelstunde erreichten wir dann wirklich das Plateau mit der Grenze, hier pfiff der Wind nur so durch die komplett durchgenässte Kleidung. Immerhin gab es im Grenzhäuschen einen Ofen. Das Einreiseformular konnte ich allerdings nur völlig unleserlich ausfüllen, da die eingefrorenen Arme nicht mehr wirklich koordinierbar waren.

 

>>> Seite 3: 10 Minuten Lesotho


Was nun tun? Ein Besuch im höchstgelegene Pub Afrikas war zwar (angeblich) nur fünf Minuten entfernt, aber nur Glühwein oder Punsch wären ein sinnvolles Getränkeangebot gewesen. Zudem war kein Taxi mehr da, dass heute noch eine Fahrt nach unten ermöglichen könnte. Und es war 16:20 Uhr, also nur mehr 100 Minuten, bis der Grenzbalken unten auf der südafrikanischen Seite fällt.

 

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Entsprechend musste der am unsympathischsten klingende Plan gewählt werden, sofort wieder dem Rückzug antreten. In der Hoffnung, dass diesmal doch einfach ein Auto kommen muss, dass auch nach Südafrika zurück will. Ich muss eigentlich gar nicht schreiben, dass es diesmal genau anders herum kam, gleich drei Fahrzeuge kamen von unten. Erst hatten sie kein Glück, dann kam auch noch Pech dazu.

 

Wieder zerfiel die Gruppe sofort in drei Teile, die Vorhut hatte den Auftrag, die Grenze im Notfall auch noch nach 18 Uhr offen zu halten. Ich bildete das mittlere Glied und bewunderte die Eiskristalle, die sich um die Armhärchen gebildet haben. Da die Bonbons für die dort oben nicht vorhandenen Kinder leider ohnehin im Auto vergessen wurden, war auch Proviant vollständig Fehlanzeige. Wenigstens wurde auf der Hinfahrt bei einer Raststätte auf Fish & Chips zurückgegriffen, ansonsten gab es im Rucksack nur sinnlose Dinge wie die Stifte für die Kinder.

 


Durch den Regen legten die Furtstellen wassertechnisch deutlich zu, aber es war ein Stadium erreicht, in dem man auf Schuhe und Socken ausziehen nicht mehr wirklich Lust hatte. Zudem tickte die Uhr gnadenlos. Aber ein Licht im Neben und Regen zeigte schon sehr früh, dass das Ziel gleich erreicht ist. Der Erste erreichte dieses um 17:45 Uhr und stellte sinnvollerweise gleich die Heizung im Auto an. Ich kam um Punkt 18 Uhr über die Ziellinie und netterweise ließ sich der Grenzer überzeugen, den Schlagbaum noch bis 18:20 Uhr offen zu lassen und dann waren wir wieder komplett.

 

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Eben mal kurz auf Googlemaps nachgemessen, es waren 8 km einfache Stecke, die vier Stunden waren also sogar recht sportlich. Hier die Strecke vom südafrikanischen zum lesothischen Grenzposten: http://goo.gl/maps/XO4om. Sicherlich bei gutem Wetter sicherlich eine nette Wanderung mit tollem Panorama, von dem der Reiseführen wohl nicht zu Unrecht schweigt. Wie das aber bei Nebel und Regen und unter erheblichem Zeitdruck aussieht, darüber ist wohl jetzt genug gesagt.

 

Lesotho war jetzt das 59. Land, das ich besucht habe. Zudem das mit der mit Abstand kürzesten Aufenthaltsdauer. Und mit Sicherheit auch der am härtesten verdiente Stempel im Reisepass. War gestern sonst noch was? Ach ja, Nigeria gegen Sambia 1:0 und Burkina Faso gegen Äthiopien 4:0. Ausnahmsweise diesmal kein Kommentar dazu von meiner Seite. Obwohl wir im Autoradio die zweite Hälfte des zweiten Spiel in einer kuriosen Konferenz mit einem Cricket-Spiel gehört haben.