Afrika Cup 2013 - Tag 23: Die Stunden vor dem großen Finale
Nach gefühlten 20 - in der Realität waren es aber rätselhafterweise nur vier - Übernachtbusfahrten sitze ich jetzt in meiner Unterkunft in Dunkeld West, einem der öden, aber sicheren Vororte im Norden Johannesburgs. Und warte auf das Finale am Sonntag. Ni
Erinnerungen an den EM-Titel Griechenlands sind zwangsläufig, auch wenn die Hengste bis zu diesem Punkt mit einem ganz anderen Fußball gekommen sind. Das Finale ist bereits ausverkauft und insgesamt wurden rund 776.000 Karten abgesetzt, was sich durchaus sehen lassen kann. Wenn sich nur auch alle Ticketbesitzer im Stadion sehen lassen hätten, aber das ist ein anderes Thema.
Beim Match um Bronze dürfte die Motivation auf Seitens Malis deutlich höher sein, aber wenn die Black Stars befreit aufspielen können, dann kann man durchaus besseren Fußball von ihnen erwarten. Aber eigentlich sollten schon die beiden Halbfinalspiele jegliche überzogene Kritik am fußballerischen Niveau in Südafrika verstummen lassen haben.
Mein Trainer des Turniers steht aber jetzt schon fest: Lucio Antunes von Kap Verde, der Quereinsteiger, der sich für seine Trainertätigkeit von seinem Arbeitgeber bei der örtlichen Luftraumsicherung beurlauben musste. Denn die Blue Sharks waren neben Burkina Faso die zweite große Überraschung beim Afcon, bei dem Erstteilnehmer aus kleinen Ländern in der Regel punktelos bleiben. Aber Kap Verde bewies, das der Qualierfolg gegen Kamerun kein Zufall war und blieb in der Gruppenphase ohne Niederlage und auch das Viertelfinale gegen Ghana verlor man nur höchst unglücklich.
Der junge Trainer war in der Pressekonferenz nach dem Ghana-Spiel auch voll des Lobes für seine Truppe. Mit Aussagen wie „das beste Team muss unglücklicherweise nach Hause fahren und das Turnier verliert somit an Strahlkraft" trug er vielleicht etwas zu dick auf. Andererseits verwies er mit Blick auf die Schiedsrichterleistung darauf, dass ein Halbfinale Kap Verde gegen Togo 200 Zuschauer gehabt hätte und so sei es wohl wichtig gewesen, dass Ghana dabei bleibt.
In Europa würde dergleichen sicherlich disziplinarische Konsequenzen seitens der UEFA nach sich ziehen, aber in Afrika sieht man das etwas lockerer. Und seinen Schlusssatz, dass „viele Südafrikaner weinen, dass Kap Verde ausgeschieden ist", nun, die Tränen gab es wohl, aber erst nach dem zweiten Halbfinale ein paar Stunden später. Überhaupt die Pressekonferenzen, sonst ein unbegrenzter Fundus für Schmankerl aller Art, diesmal aber eher unspektakulär. Weit entfernt von den früheren Duellen Berti Vogts gegen Nigerias Sportjournalisten.
Lediglich die teilweise katastrophale Übersetzung sorgt für reichlich Unmut, auch bei den Trainern. So wollte nach dem Vorrundenspiel Togo gegen Tunesien der Trainer der Nordafrikaner, Trabelsi, aufgrund sinnfreier Übersetzungen erst nur mehr Arabisch sprechen und dann überhaupt das Podium verlassen. Mit dem Kompromiss, dass einfach gar nichts mehr übersetzt wird, wurde die PK dann fortgesetzt, was die Anzahl der ratlosen Gesichter freilich nicht verringerte.
Viel Spaß weiter mit den Bildergalerien zu den Stadien und ich melde mich dann wieder mit den Eindrücken der Schlussfeier und des großen Finales. Meine Prognose: Nigeria wird sich durchsetzen, ich bin immer noch beeindruckt von der Gala gegen Mali und wie die nachfolgende Pressekonferenz zeigte, der Teamgeist in dieser Truppe ist phänomenal.
Selbst der sonst so knurrige Trainer Stephan Keshi ist dermaßen erschreckend gut gelaunt und wird von den nigerianischen Journalisten regelrecht hofiert und nur mehr als „Bis Boss" tituliert. Was ihm 1994 als Spieler gelang, wird ihm nun als Trainer gelingen.