Afrika Cup - Tag 4: Transportherausforderungen und äthiopische Begeisterung
Nach dem Ruhetag folgte am Montag der erste wirkliche Kampftag an der Afcon-Front. Vor der Abreise nach Mbombela folgte noch ein Besuch am Bahnhof, die gewünschten Zugtickets nach Durban für Mittwoch konnten aber nicht erworben werden. Die Abfahrt des Zug
Die rund 350 km waren zwar in knapp 4 Stunden bewältigt, dabei war die Autobahn komplett übersät mit in den Landesfarben Äthiopiens dekorierten Fahrzeugen und jede Raststätte war eine große Partyzone. Da der Mietwagenfahrer noch in seiner Unterkunft weit entfernt vom Stadion einchecken wollte, ging es die letzten Meter zum weithin sichtbaren Stadion zu Fuß. Da der direkte Weg aber nicht möglich war, wurden es freilich dann doch einige Kilometer. Der Regen hat jetzt wohl zumindest mittelfristig aufgehört, dafür wird es richtig heiß und so gesehen hätte man das Notebook vielleicht besser zuhause gelassen.
33.437 Tickets wurden im Vorverkauf abgesetzt und das führte zu einem eindeutigen Heimspiel für die Ostafrikaner. Diese müssen eine enorme Community in Südafrika haben, denn 15.000 waren das bestimmt im Stadion. Und diese machten einen Höllenlärm, der schlichtweg nicht zum Aushalten war. Nicht nur Vuvuzelas, auch einfache, aber dafür besonders laute Tröten. So musste ich bereits nach fünf Minuten in den spärlich besetzten Oberrang hinter dem Tor flüchten. Da war es nicht ganz laut, aber immer noch grenzwertig.
Nach einem Zusammenprall des äthiopischen Keepers mit einem Gegenspieler gab es eine rote Karte, die die Fans zum Auszucken animierte. Viele warfen ihre Blasinstrumente auf das Feld, nach einer langen Unterbrechung waren aber immer noch zu viele da, denn wirklich leiser wurde es nicht. Aber die kleinen Sünden bestraft der sonst auf beiden Augen blinde Fußballgott dann doch gelegentlich. In der entsprechend langen Nachspielzeit trifft Sambia zum unverdienten 1:0, zuvor hatte Äthiopiens Salahdin einen Elfmeter und eine weitere Großchance vernebelt.
Gerade als in Halbzeit 2, zu der dann auch ein paar Hundert Schlachtenbummler aus Sambia eingetroffen waren, der Tinnitus langsam am Abklingen war, brachte das schön herausgespielte 1:1 eine völlige Eskalation der Lautstärke. Und so ziemlich den ekstatischsten Jubel, den ich je in einem Fußballstadion erlebt habe. Sehr diszipliniert erarbeitete sich der Außenseiter ein hochverdientes Unentschieden und das ist bereits mehr, als Äthiopien im ganzen Turnier zuzutrauen war. Sambia wird es schwer haben, überhaupt die Gruppenphase zu überstehen, ich habe mich ja zuvor schon auf Nigeria und Burkina Faso festgelegt.
Die spielen gleich, aber erst noch zur Pressekonferenz. Da überraschte Äthiopiens Trainer Sewnet Bishaw mit interessanten Ansichten. So sah er in der zweiten Halbzeit keine Unterzahl mehr, da sein Stürmer gegen zwei Verteidiger gespielt hat. Und zu den randalierenden Fans meinte er nur „They were not agaist us", wenn sie Dinge sehen, mit denen sie nicht einverstanden sind, dann machen sie das eben. Nun ja. Sambias Coach Herve Renard dankte seinem Tormann, dass es kein „very, very, very bad result" gab.
Im zweiten Spiel war der Schallteppich etwas weniger massiv, da viele Äthiopier schon abreisten, das Stadion war aber auch weiter ordentlich besucht und die Fankolonie aus Nigeria traf ein, ebenso eine etwas kleinere aus Burkina Faso. Highlight war ein mehrfach von Unparteiischen, Spielern und Zuschauern geflissentlich ignorierter Feueralarm, dessen Sirenen und drastischen Worte „Fire has been detected in the building, please leave the stadium immediately" eigentlich recht unzweifelhaft waren.
Burkina Faso hielt mit Nigeria ordentlich mit, ging aber dann doch in Rückstand und war dann kaum in der Lage, sinnvolle Angriffe zu produzieren. Dies war auch so tief in der Nachspielzeit, als man einen letzten Angriff schlechtestmöglich ausspielte und dank reichlich Ballglück doch noch zum späten Ausgleich kam. Das fünfte Remis im sechsten Spiel, aber heute und gestern waren die Partien doch insgesamt in Ordnung.
Nach dem Spiel konnte vermieden werden, mit dem Bus zurück nach Johannesburg zu fahren, so denn es ihn gegeben hätte und wir ihn gefunden hätten. Ein Herr namens GAL-Martin seinerseits Mitfahrer suchte und andererseits einen Schlafplatz in Johannesburg. Aus der Kombination ließ sich was machen und so riss ich um den Fahrer zu entlasten auch gleich einmal wieder ein paar erste Kilometer im Linksverkehr ab, die Umstellung ist sehr gewöhnungsbedürftig. Um 2:30 Uhr war man wieder in Johannesburg und es steht zu befürchten, dass das jetzt der Regelfall wird. Heute geht es nach Rustenburg und dann irgendwie weiter nach Durban.