TV-Rechte der tipp3-Bundesliga: Mehr Geld für weniger Free-TV?
90minuten.at/sportsbusiness.at-CR Michael Fiala hat in der aktuellen Ausgabe der größten österreichischen b2b-Zeitung medianet einen Artikel über die Vergabe der Medienrechte der tipp3-Bundesliga geschrieben: (Original-Quelle: Mehr Geld für weniger Free-T
90minuten.at/sportsbusiness.at-CR Michael Fiala hat in der aktuellen Ausgabe der größten österreichischen b2b-Zeitung medianet einen Artikel über die Vergabe der Medienrechte der tipp3-Bundesliga geschrieben:
(Original-Quelle: Mehr Geld für weniger Free-TV?)
Nach dem milliardenschweren Deal in Deutschland will Sky auch in Österreich mehr Exklusivität. Folgt die Bundesliga dem internationalen Trend mit einer Verknappung der Live-Spiele im Free-TV?
Wo wird die Bundesliga ab der Saison 2013/14 zu sehen sein? (Foto: Gepa Pictures)
Nicht nur die heißen Temperaturen der vergangenen Tage werden den Strategen der österreichischen TV-Sender den Schweiß auf die Stirn getrieben haben. Denn auch die bevorstehende Vergabe der Fußball-TV-Bundesliga-Rechte lässt wohl die eine oder andere Schweißperle entstehen. Im Herbst wird die österreichische tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile ihre TV-Rechte neu vergeben – schlagend ab der Saison 2013/14. Derzeit halten ORF und Sky diese Rechte und zahlen dafür rund 17,2 Mio. € für drei Jahre.
Folgt die Liga dem internationalen Trend, so ist eine Verknappung der Live-Spiele im Free-TV zu erwarten. Derzeit überträgt der ORF pro Bundesliga-Runde ein Live-Spiel. Die restlichen Spiele sind live und in Konferenz im Pay-TV-Sender Sky zu sehen. Zusätzlich bringt der ORF am Samstagabend eine eher lieblos gestaltete Zusammenfassung des Spieltags.
Gegen den Trend?
Doch Österreich wäre nicht Österreich, wenn auch in diesem Bereich internationale Trends ignoriert werden: Als sich im Jänner 2009 die Präsidenten der Bundesliga-Klubs trafen, um die gerade aktuell gültigen Rechte zu vergeben, verkam die Prozedur zur Farce. Ein bereits von einer Bundesliga-Arbeitsgruppe vorab abgestimmter Vertrag mit mehr Exklusivität für Pay-TV-Sender Sky wurde von einflussreichen Personen wie etwa Rapid-Präsident Rudolf Edlinger zurückgepfiffen. Als Hauptgrund wurde die Sorge genannt, dass die Sponsoren aufgrund einer Verknappung im Free-TV abspringen könnten bzw. Verträge reduzieren würden. Schlussendlich wurden die Free-TV-Rechte in gleichem Ausmaß wieder an den ORF vergeben, die privaten TV-Sender gingen leer aus. Zu gering war zum Beispiel das Vertrauen an den Höchstbieter ServusTV, die notwendige Reichweite zu erzielen.
Streben nach Exklusivität
Die Vereine haben jedoch anscheinend die Zeichen der Zeit erkannt. Spricht man mit den jetzigen Entscheidungsträgern, so hört man offiziell derzeit wenig bis gar nichts. Unter der Hand gibt es jedoch leise Signale, die vor allem ein Ziel verfolgen: eine Steigerung der TV-Erlöse. Dass eine Steigerung vor allem nur dann zu erreichen ist, wenn man den Pay-TV-Bereich stärkt, ist kein Geheimnis.
Wird das Wiener Derby künftig nicht mehr vier Mal pro Jahr im Free-TV zu sehen sein? (Foto: Gepa Pictures)
Bundesliga-Vorstand Georg Pangl hat sich auch bereits zu einem konkreten Ziel hinreißen lassen. Nach 17 Mio. € will der Burgenländer künftig mindestens 20 Mio. € für drei Jahre erlösen – dies würde einer Steigerung um mindestens 20% entsprechen (siehe Grafik). Ein künftiges Modell könnte so aussehen, dass es weniger Live-Spiele im Free-TV gibt, dafür aber eine verstärkte Zweitverwertung wie etwa eine ausführliche Zusammenfassung oder ein Bundesliga-Magazin im frei empfangbaren TV.
Doch auch hier hat Österreich eigene Gesetze. Der TV-Markt ist überschaubar, die Konkurrenz wird zwar langsam, aber doch größer. Abgesehen davon kann ein Sender wie Servus TV mit milliardenschwerem Red-Bull-Hintergrund die Gesetze des Markts schnell aushebeln. Sollte also Didi Mateschitz der Ehrgeiz packen und das notwendige „Kleingeld" bereitstellen, könnte es für ORF, Puls 4, ATV, Sky & Co möglicherweise eng werden. Erst vor wenigen Tagen erwarb zum Beispiel die Sportsman Media Group die Rechte an der Deutschen Eishockey Liga – in Kooperation mit laola1.tv zeigt Servus TV ab der kommenden Saison zwei Spiele pro Runde. Auch in der österreichischen Eishockey-Liga wurde zuvor das gleiche Kooperationsmodell gewählt – und Sky in beiden Fällen ausgebootet.
Mitbewerb auf Tauchstation
Nach den milliardenschweren Deals in Deutschland und England will Sky auch in Österreich künftig eine wichtigere Rolle spielen. „Wir streben immer nach Exklusivität; je einzigartiger unser Angebot ist, desto mehr Abonnenten können wir gewinnen", sagt Carsten Schmidt, Vorstand Sport, Ad Sales & Internet bei Sky, im Gespräch mit medianet. „Die Bundesliga hat sich bei der letzten Vergabe für einen traditionellen Weg entschieden. So viele Spiele im frei empfangbaren Fernsehen sind ungewöhnlich in Europa. Aus unserer Sicht ist das kein zukunftsfähiger Weg. Aber wir sind bereit, mit der Liga in eine Neugestaltung einzutreten", so Schmidt. Fraglich ist, ob der Pay-TV-Sender nach den Milliardendeals in Deutschland und England nochmal in die Tasche greifen will. Andererseits ist der Betrag, der für die österreichische Liga berappt werden muss, wohl aus der Portokassa zu bezahlen.
Während Sky also bereits Stellung bezieht, sind die anderen TV-Sender noch auf Tauchstation – zumindest offiziell; ein medianet-Rundruf ergab zurückhaltende Reaktionen, Tenor: TV-Rechte im Fußball sind generell interessant, doch derzeit liegen noch keine Ausschreibungsunterlagen vor. Auch vom ORF heißt es derzeit kurz und knapp: „Es liegen keine Ausschreibungsunterlagen vor, alles Weitere kommentiert der ORF zu diesem Zeitpunkt nicht." medianet-Informationen zufolge sind die ersten Termine der Bundesliga mit den hiesigen Sendern bereits ausgemacht, um die Ausschreibungsunterlagen zu erläutern.
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Hintergrund: Hauptsponsor tipp3 Vorstand Philip Newald im medianet-Gespräch
Maximum an Qualität
Eine der Hauptsorgen der vergangenen TV-Rechte-Vergabe im Jahr 2009 war die Verknappung im Free-TV und die damit verbundene mögliche Reduktion der Sponsoren-Präsenz. Mittlerweile sind drei Jahre vergangen, sowohl Sky als auch die Privat-Sender haben an Reichweite gewonnen.
medianet hat beim Hauptsponsor der Liga, tipp3, nachgefragt. Für tipp3-Vorstand Philip Newald spricht bei der künftigen Rechtevergabe prinzipiell nichts gegen eine Verknappung der Free-TV-Rechte bei Live-Spielen der österreichischen Bundesliga. „Der Prozess der Vergabe der TV-Rechte ist die wesentlichste Weichenstellung in der weiteren Professionalisierung der Bundesliga. Wir haben als Hauptsponsor keine Vorbehalte wegen einer möglichen ‚Verknappung', sofern ausreichende, qualitative Coverage der Liga gegeben ist."
Entscheidend für Newald ist, „in Zeiten, wo Budgets – auch der TV-Stationen – enger sind, das Maximum an Qualität für das Produkt Fußball herauszuholen". Wesentlich sei es, „dass auch die Vereine vorweg auf einen gemeinsamen Weg eingeschworen werden, damit es dann nicht im Finale der Verhandlungen zu unterschiedlichen Meinungen kommt".
Quelle: medianet
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