Spanien: Wird der Titel erstmals verteidigt?

  Sechs Tore kassierten die Titelverteidiger in der Qualifikation. Dass Litauen und Liechtenstein kein Stolperstein sein würden, schien offensichtlich, aber auch die zweitplatzierten Tschechen und Schottland vermochten es nicht, den amtierenden Welt- und

 

flagge-spanienSechs Tore kassierten die Titelverteidiger in der Qualifikation. Dass Litauen und Liechtenstein kein Stolperstein sein würden, schien offensichtlich, aber auch die zweitplatzierten Tschechen und Schottland vermochten es nicht, den amtierenden Welt- und Europameister zu gefährden. Immerhin erzielten die Schotten zwei der sechs Gegentore in einem Spiel, die Spanier gewannen dennoch in Glasgow mit 3:2.


Durchstarten

Die Geschichte Spaniens bei Welt- und Europameisterschaften ist eine durchaus wechselhafte. 1934 konnte das Viertelfinale erreicht werden, 36 brach der Bürgerkrieg aus und bis in die 40er Jahre fanden keine Spiele der Nationalmannschaft statt. 1950 folgte der vierte Platz. 1960 nahmen die Spanier nicht teil, 1964 elimierte die Selección im Halbfinale die Ungarn und schlug den „Klassenfeind" der Franco-Diktatur, die Sowjetunion im Finale mi 2:1. In den folgenden Jahren war das Land zerrüttet und mit inneren Unruhen nach dem Tode Francos beschäftigt. 1982 lud Spanien zur WM ein, das endgültig demokratisierte Land wollte sich der Welt präsentieren. In der zweiten Finalrunde schied der Gastgeber allerdings aus. Kurz zusammengefasst erreichte die spanische Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften zwischen dem vierten Platz 1950 und dem Titel 2010 nur das Viertelfinale. Bei Europameisterschaften erreichten die Spanier 20 Jahre nach dem Titel den zweiten Platz, 1984 waren die Franzosen rund um den heutigen UEFA-Präsidenten Michel Platini zu stark. Ansonsten schnitten die Spanier bei Europameisterschaften schlecht ab, 1968 bis 76 und 1992 war man gar nicht dabei, 1996 und 2000 mussten sie nach dem Viertelfinale gehen, in Portugal 2004 sogar in der Vorrunde.


Das Problem der spanischen Fußballnationalmannschaft war, dass durch die politischen Umstände im Land die Einheit nicht gegeben war, da vor allem Real Madrid durch die Protegierung des Diktators verhasst war, die anderen Zentren des Fußballs, das Baskenland und Katalonien, sich dem „Mutterland" eher weniger verbunden fühlte. Aus den vielen guten Einzelspielern eine Mannschaft zu formen, schafften nicht viele Trainer. Letzten Endes wird erst die Geschichte weisen, ob es an dem Barcelona-Block rund um Abwehrchef Carles Puyol und die Spielmacher Xavi Hernandez und Andres Inistea lag, dass die Spanier die zwei Titel 2010 und 2012 gewannen, oder ob der spanische Fußball auch nachhaltig an die Branchenführer Brasilien, Italien oder Deutschland aufschließen kann.

 


Die Gruppe C im Fokus

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Trainer Del Bosque

Vicente del Bosque, der mit Real Madrid zwei Mal die Champions Legaue gewinnen konnte, führte das Werk von Luis Aragones nach dem EM-Titel 2008 weiter und gewann auch die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Der phlegmatische Del Bosque war nach seiner Spielerkarriere, in der er bis auf ein Jahr bei AD Plus Ultra und drei Leihen immer bei Real Madrid verbrachte, Trainer des Zweitteams der Hauptstädter. Als Spieler wurde er fünf Mal Meister und vier Mal Cupsieger, als Trainer zwei Mal Meister und eben auch mit Real in Europa erfolgreich. 2003 ging er zu Besiktas Istanbul, dort konnte er seine Ideen aber nicht in Erfolg ummünzen. Ein Schlüsselpunkt in seiner Tätigkeit ist die menschliche Komponente. Er dirigierte das „Weiße Ballet" mit ruhiger, sicherer Hand und Stars wie Figo, Zidane oder Ronaldo scherten wenig aus.


Taktisches

Die Taktik des spanischen Nationalteams unterscheidet sich im Grunde genommen wenig von der von Barcelona, was an den katalanischen Taktgebern im Mittelfeld liegt. Diese Art des tiqui taquas, also viele kurze, schnelle Pässe, wird ergänzt durch die kämpferischen Fähigkeiten des Real-Blocks rund um Xabi Alonso. So ergibt sich ein guter Mix. Allerdings zeigten Klasseteams wie die Niederlande im WM-Finale eigentlich auch auf, dass die Spanier keineswegs unverwundbar sind. Denn Härte und taktische Disziplin im Defensivverhalten geht bei den Iberern hin und wieder zu Gunsten des Pressings und des Offensivspiels verloren. Dass ein reines Spiel nach vorne ein drittes Mal bei einem großen Turnier funktionieren wird, bleibt umstritten, genauso wie, ob Del Bosque diese Note reinbringen kann und will.


Men to watch

Carles Puyol und David Villa fehlen fix, aber es sind genug andere Weltklassespieler mit dabei. Ein besonders Augenmerk gilt es auf die Mittelfeldzentrale rund um Xavi und Iniesta zu legen. Die Frage ist, wie sie sich verhalten werden, wenn sie mit defensiven Gegnern beschäftigt sind. Es wird an den Barca-Spielern liegen, da bei Real die Kreativen Christiano Ronaldo und Mesut Özil keine Spanier sind. Die Gegner dürften sich schon besser auf das spanische Spiel eingestellt haben - mit Irland und Italien gibt es in der Gruppe C zwei Teams, die sich auf die Defensive verstehen. Es wird an den älter werdenden Taktgebern liegen, ob Spanien 2012 so erfolgreich sein wird wie 2008.


Kader

Tor:Iker Casillas (Real Madrid), Pepe Reina (FC Liverpool), Victor Valdes (FC Barcelona).

Abwehr: Alvaro Arbeloa (Real Madrid), Juanfran (Atlético Madrid), Raúl Albiol (Real Madrid), Gerard Piqué (FC Barcelona), Sergio Ramos (Real Madrid), Javi Martinez (Athletic Bilbao), Jordi Alba (FC Valencia).

Mittelfeld: Sergio Busquets (FC Barcelona), Xabi Alonso (Real Madrid), Xavi Hernandez (FC Barcelona), Cesc Fàbregas (FC Barcelona), Andres Iniesta (FC Barcelona), Santi Cazorla (Malaga).

Angriff: David Silva (Manchester City), Jesus Navas (FC Sevilla), Juan Mata (FC Chelsea), Pedro Rodriguez (FC Barcelona), Fernando Llorente (Athletic Bilbao), Fernando Torres (FC Chelsea), Alvaro Negredo (FC Sevilla).

 


Die Gruppe C im Fokus

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