Portugal: Endlich eine Einheit?
Mit Hängen und Würgen und begleitet von Skandalen und Skandälchen – Ricardo Carvalho von Real Madrid beflegelte Trainer Paulo Bento, trat zurück und wurde gesperrt – schafften die Iberer die Qualifikation für die Europameisterschaft als Zweiter hinter D
Mit Hängen und Würgen und begleitet von Skandalen und Skandälchen – Ricardo Carvalho von Real Madrid beflegelte Trainer Paulo Bento, trat zurück und wurde gesperrt – schafften die Iberer die Qualifikation für die Europameisterschaft als Zweiter hinter Dänemark in den Play-Offs gegen Bosnien und Herzigowina. Und auch da ging das Hinspiel nur 0:0 aus, ehe man es im zweiten mit 6:2 richtig krachen ließ.
Große Möglichkeiten
Bei der Weltmeisterschaft 1966 im Mutterland des Fußballs wurde gegen die UdSSR der dritte Platz erreicht. Danach wurde es lange ruhig um das westlichste Land Kontinentaleuropas. In den 1980ern begann dann der Aufschwung. Nach der Halbfinalniederlage gegen den späteren Europameister und Ausrichter 1984 Frankreich waren die Portugiesen auch 1986 bei der WM in Mexiko dabei. Dort reichte es aber nur zur Vorrunde. 1989 und 1991 wurde aber eine Generation, die fortan „goldene" genannt wurde Junioren-Weltmeister. Luis Figo, Nuno Gomes, Rui Costa oder Pauleta sowie dem derzeitigen Nationaltrainer Paulo Bento sollten dem Fußball des Landes, der immer im Schatten der ehemaligen Kolonie Brasiliens stand, zu Titeln verhelfen. Der große Titel gelang aber bis 2008 nicht, als nach der EM in Österreich und der Schweiz mit Nuno Gomes der letzte dieser Generation zurücktrat. 1996 war im Viertelfinale Endstation, 2000 im Halbfinale, 2002 gar in der Vorrunde. Im eigenen Land unterlag die „goldene Generation" 2004 im Finale dem Überraschungsteam aus Griechenland. Dann leitete Felipe Scolari einen Umbruch ein, 2006 waren nur noch Luis Figo, Nuno Gomes und Pauleta mit dabei, im Halbfinale musste man sich Frankreich beugen, im Spiel um Platz drei Deutschland. Diese waren 2008 im Viertelfinale eine Nummer zu groß, 2010 waren es die späteren Weltmeister aus dem Nachbarland.
Die Gruppe B im Fokus
Mitglied der goldenen Generation am Trainerstuhl
Seit 2010 ist Paulo Bento Trainer der portugiesischen Nationalauswahl. Davor war der heute 42-jährige ehemalige Mittelfeldspieler und Verteidiger Trainer bei Sporting Lissabon, mit denen er 2007 und 08 den Cup sowie den Supercup holte. Seinen ersten Profivertrag als Spieler unterschrieb er 1989 bei Estrela Amadora ehe er nach drei Jahren bei Victoria Guimares zu 1994 zu Benfica Lissabon ging. Nach einigen Jahren bei Real Oviedo in der Primera Division ging er 2000 wieder in die Heimat zu Sporting Lissabon, wo er 2004 nach dem Double 2002 seine Karriere beendete und als Nachwuchstrainer begann.
Taktikspiele unter Bento
Im 4-3-3 hat sich Paulo Bento der Offensive verschrieben. In 171 Spielen von Sporting Lissabon unter seiner Ägide konnten im Schnitt 1,52 Treffer pro Spiel erzielt werden, er holte knapp zwei Punkte pro Spiel. Mit Portugal schraubte er in 14 Spielen diesen Wert ordentlich nach oben: 2,57 Mal klingelte es im Schnitt im Kasten des Gegners seit seinem Amtsantritt im September 2010. Die Schwierigkeit bei Portugal ist es in den letzten Jahren aber gewesen, die rustikalen Defensivspieler mit den leichtfüßigen Offensivspielern zu verbinden. In der Qualifikation zur Europameisterschaft gelang noch keine Ausgewogenheit, vor allem, was den mentalen Bereich betrifft. Gegen die Norweger erreichten die Portugiesen daheim nur ein 1:0, gegen Island musste man trotz fünf Treffern drei Gegentore entgegennehmen und im entscheidenden Spiel um die direkte Qualifikation versagten die Nerven und Dänemark gewann mit 2:1. Ob Bento bis zum Start der EM die Ausgewogenheit gefunden haben wird, ist DIE große Frage.
Men to watch
Das Herzstück der Abwehr bilden Real Madrid-Star Pepe und Bruno Alves von Zenit St. Petersburg. Vorne rotieren weitere Spieler von großen Klubs, wie etwa Joao Moutinho (FC Porto), Raul Mereiles (Chelsea FC), Nani (Manchester United) oder natürlich Superstar Christiano Ronaldo, der in der Saison 2011/12 bei Real Madrid und in der Nationalmannschaft in 59 Spielen unglaubliche 63 Tore erzielte und auch der Kapitän des Teams ist. Wie aber bereits erwähnt, ist es für Bento gar nicht so einfach, diese große Ansammlung an Stars zusammen zu halten. Am Feld macht das zumeist Miguel Veloso von CFC Genua. Darüber hinaus ist der Kader kein Junger, die meisten Spieler befinden sich zwar im „besten" Fußballeralter zwischen 25 und 33, aber mit Nelson Oliveira (20) von Benfica Lissabon, der im Februar debütierte, steht nur ein Youngster im Aufgebot der Portugiesen bereit.
Kader
Tor: Eduardo (Benfica Lissabon), Rui Patrício (Sporting Lissabon), Beto (CFR 1907 Cluj).
Abwehr: João Pereira (Sporting Lissabon), Fábio Coentrão (Real Madrid), Bruno Alves (Zenit St Petersburg), Rolando (FC Porto), Ricardo Costa (FC Valencia), Pepe (Real Madrid), Miguel Lopes (SC Braga).
Mittelfeld: Raúl Meireles (FC Chelsea), Miguel Veloso (FC Genua), João Moutinho (FC Porto), Rúben Micael (Real Saragossa), Carlos Martins (FC Granada), Custódio (SC Braga).
Angriff: Nani (Manchester United), Cristiano Ronaldo (Real Madrid), Hugo Almeida (Besiktas Istanbul), Ricardo Quaresma (Besiktas Istanbul), Silvestre Varela (FC Porto), Hélder Postiga (Real Saragossa), Nélson Oliveira (Benfica Lissabon).
Die Gruppe B im Fokus