Kroatien: Bilics Rockband will überraschen
Wegen einer 0:2-Auswärtsniederlage gegen den Gruppensieger Griechenland mussten die Kroaten in die Barrage. Nach einem 0:0 im Hinspiel gewannen die Karierten gegen die Türkei mit 3:0 und sicherten sich so die vierte Teilnahme an einer Europameisterschaft.
Wegen einer 0:2-Auswärtsniederlage gegen den Gruppensieger Griechenland mussten die Kroaten in die Barrage. Nach einem 0:0 im Hinspiel gewannen die Karierten gegen die Türkei mit 3:0 und sicherten sich so die vierte Teilnahme an einer Europameisterschaft.
Lange Teil Jugoslawiens
Zwischen 1940 und 45 trug eine eigenständige kroatische Nationalmannschaft Länderspiele aus, dann war man bis in die 90er Teil von Jugoslawien. Das erste Ländermatch fand erst wieder 1990 statt, zwei weitere folgten, ehe der Bürgerkrieg ausbrach. Erst zur Qualifikation für die EM 1996 trat die Mannschaft erstmals an. Das Team erreichte die Endrunde und schied beim ersten Antreten bei einem internationalen Turnier erst im Viertelfinale aus. Bei der ersten WM-Teilnahme 1998 in Frankreich konnte prompt das Halbfinale erreicht werden, Kroatien wurde am Ende Dritter. Am 27. Jänner 1999 schien die Auswahl, die erst 1994 in die FIFA aufgenommen wurde, auf dem dritten Rang der FIFA-Weltrangliste auf. 2000 wurde verpasst, 2002, 04 und 06 musste man nach erfolgreichen Quali bereits nach der Vorrunde wieder heimfahren. Bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz wurde das Viertelfinale erreicht, wo man gegen die türkische Auswahl erst im Elfmeterschießen verlor. Die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika verpassten die Kroaten am dritten Platz um nur einen Punkt. Im April wurde Kroatien als Achter der Weltrangliste geführt.
Die Erfolge der jugoslawischen Nationalmannschaft, die 1960 und 1968 das Finale der Europameisterschaften erreichte und in der Serben, Kroaten, Bosnier, Montenegriner und Slowenen spielten, sind Geschichte. Die Mannschaft Jugoslawiens zwischen 1992 und 2003 oder danach Serbiens dürfen sich nicht als Nachfolger sehen. Diese Erfolge sind de facto Geschichte.
Die Gruppe C im Fokus
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Der Lebemann auf der Bank
Slaven Bilic wurde bei Hajduk Split groß, wo er 1992 den ersten Meistertitel feierte. Er wechselte nach Karlsruhe, wo er mit dem SC 1993/94 bis ins Halbfinale des UEFA-Pokals vordrang. Dort schieden die Deutschen gegen den SV Austria Salzburg aus. Im Winter 1996 ging er nach London zu West Ham United, von dort ging der Defensivspezialist 1997 weiter nach Liverpool, zum FC Everton. 2000 ließ er seine Karriere bei seinem Stammklub aus Split ausklingen und gewann mit Hajduk noch einmal die kroatische Meisterschaft. Zum Nationalteamtrainer wurde der Lebemann 2006, nachdem er zuvor U21-Teamchef gewesen war. Der studierte Jurist und Rockmusiker ist als Heißsporn bekannt und puscht sein Team gerne zu Höchstleistungen. Nach der Euro 2012 wird er das Traineramt bei Lokomotive Moskau antreten. Die Bilanz als Trainer der Kroaten kann sich jedenfalls sehen lassen. In bislang 56 Spielen betrug der Punkteschnitt 2,14 Punkte, der Torschnitt 1,89 zu 0,95. Bilics Elf punktet im Schnitt in knapp 86 Prozent der Partien, gewinnt 64 Prozent der Spiele.
Taktik
Bilic lässt ein sehr druckvolles 4-4-2 mit viel Kreativität und Power aus dem Mittelfeld hinaus spielen. Kroatien spielt dominant und vereint individuelle Klasse mit dem richtigen Teamspirit. Doch die Karierten verstehen nicht nur das schöne Spiel nach vorne, sondern wissen auch gegebenenfalls hart in der Defensive einzusteigen. Schnell Angriffe über die Seiten werden dabei genauso vorgetragen, wie ein schnörkelloses Spiel in die Tiefe. Die Mannschaft ist sehr erfahren, spielen doch die meisten in den besten Ligen der Welt. Im Normalfall ist das Team so flexibel, dass es Duelle mit den ganz großen Nationen aufnehmen kann, allerdings versagten, wie etwa bei der Euro 2008, auch die Nerven - allen voran die von Trainer Bilic, der schon den Aufstieg gegen die Türkei feierte.
Men to watch
Hier gibt es einige, allen voran den Spielmacher Luka Modric von den Tottenham Hotspurs. Ivan Perisic, jüngst Meister und Cupsieger mit Borussia Dortmund, könnte die Endrunde nutzen, um in den Kreis der ganz großen Spieler aufzusteigen, in der Bundesliga hat er schon des Öfteren auf sich aufmerksam gemacht. Mit Gordon Schildenfeld (Eintracht Frankfurt) und Nikica Jelavic (FC Everton) sind auch zwei Spieler mit dabei, die die österreichische Bundesliga als Karrierebooster benutzten. Für Ivica Olic wird es das letzte große Turnier sein, ebenso für Josip Simunic. Was der kroatischen Nationalelf aber derzeit ein bisschen fehlt, ist ein großes Nachwuchstalent, das in die Fußstapfen von Allzeitgrößen wie Davor Suker oder Niko Kovac treten kann.
Kader
Tor: Stipe Pletikosa (FC Rostov), Danijel Subasic (AS Monaco), Ivan Kelava (Dinamo Zagreb)
Abwehr: Vedran Corluka (Bayer Leverkusen), Josip Simunic (Dinamo Zagreb), Ivan Strinic (Dnjepr Dnjepropetrowsk), Gordon Schildenfeld (Eintracht Frankfurt), Domagoj Vida (Dinamo Zagreb), Jurica Buljat (Maccabi Haifa)
Mittelfeld: Darijo Srna (Schachtjor Donezk), Ognjen Vukojevic (Dynamo Kiew), Ivan Rakitic (FC Sevilla), Tomislav Dujmovic ( Real Saragossa), Luka Modric (Tottenham Hotspur), Milan Badelj (Dinamo Zagreb), Niko Kranjcar (Tottenham Hotspur), Ivan Perisic (Borussia Dortmund), Ivo Ilicevic (Hamburger SV), Danijel Pranjic (FC Bayern München)
Angriff: Mario Mandzukic (VfL Wolfsburg), Eduardo da Silva (Schachtjor Donezk), Nikica Jelavic (FC Everton), Ivica Olic (FC Bayern München)
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