Italien: Nicht so katastrophal wie 2010

  Nach dem Vorrunden-Aus in Südafrika titelte „Corriero dello Sport" wenig schmeichelhaft, aber treffend: Italien war noch nie so katastrophal. Cesare Prandelli konnte der Squaddra Azzura aber neues Leben einhauchen, nach einem mühevollen 2:1 gegen den sp

 

flagge-italienNach dem Vorrunden-Aus in Südafrika titelte „Corriero dello Sport" wenig schmeichelhaft, aber treffend: Italien war noch nie so katastrophal. Cesare Prandelli konnte der Squaddra Azzura aber neues Leben einhauchen, nach einem mühevollen 2:1 gegen den späteren Gruppenzweiten Estland qualifizierten sich die Italiener letztlich souverän. Mit einem Torverhältnis von 20:2 und nur zwei Unentschieden in zehn Spielen, was in einer Gruppe mit Serbien, Slowenien und Nordirland (sowie den Färöern) nicht als selbstverständlich angesehen werden kann.


Up and down: Wechselhafte Italiener

1930 traten die Italiener nicht bei der WM an, vier Jahre später kürte man sich im eigenen Land zum Weltmeister, 1938 wurde der Titel verteidigt – das war das erste und bislang letzte Mal der Fall. Bei den nächsten beiden Weltmeisterschaften 1950 und 1954 verabschiedeten sich die Italiener dafür in der Vorrunde. 1958 waren sie gar nicht qualifiziert. An der ersten EM nahm Italien nicht teil, in Chile 1962 war in der Vorrunde Schluss, zwei Jahre später scheiterte die Squaddra Azzura und fuhr nicht zur Endrunde nach Spanien. In England 1966 schied man wieder einmal in der Vorrunde aus, bei der EM im eigenen Land 1968 konnte dann der erste Titel seit 30 Jahren errungen werden.

1970 wurde man Vizeweltmeister, musste sich erst im Finale Brasilien geschlagen geben. An der folgenden zwei Europameisterschaftsendrunden nahmen die Italiener nicht teil, in Deutschland '74 mussten wieder einmal nach der Gruppenphase die Koffer gepackt werden. Vier Jahre später verlor man das Spiel um Platz drei, ebenso bei der EM im eigenen Land. In Spanien 1982 holten die Männer vom Stiefel wieder zum großen Wurf aus, holten den dritten WM-Titel und zogen damit mit den Brasilianern gleich. Aber Italien wäre nicht Italien, wäre man nicht bei der nächsten EM-Quali gleich in ebenjener gescheitert. In Mexiko war im Achtelfinale Endstation, in Deutschland zwei Jahre darauf erst im Halbfinale. Stabilisierung war trotz des dritten Platzes bei der WM 1990 im eigenen Land keine in Sicht. 1992 war Italien wieder nicht dabei, um 1994 erst wieder Brasilien im Elfmeterschießen im Finale zu unterliegen. EM 1996: Vorrunden-Aus, WM 98: Viertelfinale, EM 2000: Vizeeuropameister durch Golden Goal, WM 02: wieder Aus durch Golden Goal, diesmal im Achtelfinale und dann wieder eine enttäuschende Gruppenphase in Portugel. 2006 wurden die Italiener dann doch ziemlich überraschend Weltmeister, nach Zidanes Kopfstoß setzte man sich im Elfmeterschießen gegen Frankreich durch. In Österreich und der Schweiz war Spanien im Viertelfinale zu stark.



Die Gruppe C im Fokus

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Trainer Cesare Prandelli

Zwischen 1979 und 1985 hatte Prandelli als Spieler die erfolgreichste Zeit seiner Karriere in Turin verbracht. Mit Juve gewann er insgesamt drei italienische Meisterschaften, einen italienischen Pokal, einen Pokal der Landesmeister, einen Pokal der Pokalsieger, einen europäischen Supercup und einen Weltcup. Danach kehrte der Mittelfeldspieler zu Atalanta Bergamo zurück, wo er schon Ende der 70er-Jahre gespielt hatte und ließ seine Karriere ausklingen. Unweit seines Geburtsortes begann er seine Trainerkarriere in der Jugendabteilung von Bergamo, ehe er 1997 mit US Lecce sein erstes Cheftraineramt antrat. Das verlief wenig zufriedenstellend, dennoch verpflichtete ihn der Traditionsverein Hellas Verona, mit dem er den Aufstieg in die Serie A schaffte. Dasselbe schaffte er mit Venezia, ging zum FC Parma und reüssierte dort. Damit hatte sich Prandelli den Status eines erfolgreichen Coaches erarbeitet. Ein Gastspiel beim AS Rom musste er aufgrund privater Probleme abbrechen, danach trainierte er die Fiorentina.


Die Taktik der Italiener

Prandelli bevorzugt ein Spielsystem mit zwei Spitzen und einem Spielgestalter dahinter, links und rechts spielen eher zurückgezogene Mittelfeldakteure auf den Halbpositionen. In der Zentrale agierte zuletzt nach wie vor der alternde Andrea Pirlo als Taktgeber. Die Taktik basiert – im Lande des Catenaccio wenig verwunderlich – auf einer guten Defenive. In den bisherigen 19 Spielen wurden im Schnitt lediglich 0,53 Gegentore kassiert. Allerdings konnten auch 1,47 Tore erzielt werden, was zwar nicht für Hurra-Fußball spricht, aber auch nicht für Ergebnisfußball.


Men to watch

Immer noch dabei sind Gianluigi Buffon (Juventus Turin), Andrea Pirlo (Juve) und Antonio die Natale (Udinese). Für Mario Balotelli, das Enfant Terrible von Manchester City, könnten die Spiele in Polen und der Ukraine der Ganz große Durchbruch werden. In der Gruppe mit Spanien, Irland und Kroatien könnten die Genieblitze des englischen Meisters die Entscheidung pro Italien geben. Die für italienische Verhältnisse doch sehr junge Abwehr, mit "nur" drei Spielern über 30, bewies in den letzten Spielen schon, dass gut verteidigt werden kann. Cannavaro, Nesta und Co. wären darauf stolz.


Kader

Tor: Gianluigi Buffon (Juventus), Morgan de Sanctis (Neapel), Salvatore Sirigu (Paris St. Germain)

Abwehr: Ignazio Abate (AC Mailand), Federico Balzaretti (Palermo), Andrea Barzagli (Juventus), Leonardo Bonucci (Juventus), Giorgio Chiellini (Juventus), Christian Maggio (Neapel), Angelo Ogbonna (AC Turin)

Mittelfeld: Daniele de Rossi (AS Rom), Alessandro Diamanti (Bologna), Emanuele Giaccherini (Juventus), Claudio Marchisio (Juventus), Riccardo Montolivo (Florenz), Thiago Motta (Paris St. Germain), Antonio Nocerino (AC Mailand), Andrea Pirlo (Juventus)

Angriff: Mario Balotelli (Manchester City), Fabio Borini (AS Rom), Antonio Cassano (AC Mailand), Antonio di Natale (Udinese), Sebastian Giovinco (Parma)

 


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