Irland: Der Maestro dirigiert ein rustikales Orchester
Eigentlich wären Giovanni Trapattonis Iren schon 2010 bei der WM dabei gewesen – hätte nicht Thierry Henry mit der Hand den Ball mitgenommen. In der Qualifikationsgruppe B landete Irland nur zwei Zähler hinter Russland an zweiter Stelle, konnte aber letzt
Eigentlich wären Giovanni Trapattonis Iren schon 2010 bei der WM dabei gewesen – hätte nicht Thierry Henry mit der Hand den Ball mitgenommen. In der Qualifikationsgruppe B landete Irland nur zwei Zähler hinter Russland an zweiter Stelle, konnte aber letztlich souverän mit einer Gesamtscore von 5:1 den ersten EM-Auftritt der Esten verhindern.
Ein Hoch um 90
Bis in die 1950er hinein nominierten Irland und Nordirland Spieler der gesamten Insel für die Auswahlmannschaften, erst dann schritt die FIFA ein. Der Aufschwung setzte zuerst ab Mitte der 1980er Jahre ein, als Jack Charlton, Bruder des populären Bobby, Nationaltrainer wurde. Nachdem in Irland vor allem Gaelic Football, Hurling und Rugby betrieben wurde, stellte Charlton einen Ahnenforscher an, um in England Spieler zu finden, die mit irischen Wurzeln auch für die Nationalmannschaft spielen durften.
1988 gelang, ausgerüstet mit einigen Spielern der ausgezeichneten Elf des FC Liverpool, die Qualifikation zur EM in Deutschland. Dort wurden die Engländer durch ein Tor von Roy Houghten, einem dieser Liverpooler, geschlagen. Gegen Finalteilnehmer UdSSR konnte ein Unentschieden erreicht werden, nach einer Niederlage gegen den späteren Weltmeister Niederlande musste die Heimreise angetreten werden. 1990 überstanden die Iren sensationell die Vorrunde und scheiterten erst im Viertelfinale. 1994 reichte es immerhin noch für das Achtelfinale. 1995 trat Charlton zurück. Die nächsten drei Ausscheidungen um die Endrunden wurden oft knapp nicht geschafft, 2002 in Japan und Südkorea war man dabei, musste erst nach Verlängerung und Elfmeterschießen gegen die Spanier die Koffer packen.
Der neuerliche Aufschwung trat ein, als der italienische Defensivapostel Giovanni Trapattoni 2008 übernahm und den Iren ein passendes taktisches Korsett verpasste. In der Qualifikation zur WM 2010 in Südafrika blieb man ungeschlagen und scheiterte an Henrys Hand. Bei der Quali für Polen und die Ukraine konnte nur Gruppensieger Russland die starken Insulaner besiegen.
Die Gruppe C im Fokus
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Maestro
Giovanni Trapattoni ist eine lebende Legende. Als Spieler gewann er mit dem AC Milan, bei dem er von 1953 bis 1970 im Mittelfeld spielte, zwei Scudettos, eine Coppa d'Italia, den Weltpokal, den Pokal der Pokalsieger und zwei Landesmeistertitel. Als Trainer erreichte „Trap“ auch so gut wie alles, holte alle drei europäischen Klubtitel, den Weltpokal und den europäischen Supercup, darüber hinaus gewann er in vier verschiedenen Ländern den Meistertitel: Deutschland, Portugal, Italien und Österreich. Kurzum: Trapattoni ist Erfolg. Dass er sich mit seiner Taktik eher nach hinten orientiert denn nach vorne, mag zwar bisweilen nicht immer schön anzusehen sein, die lange Liste an Erfolgen gibt ihm allerdings recht. Jüngst verlängerte er seinen Vertrag bis 2014.
Die Iren am Feld
Nachdem ein Großteil des Teams in England spielt, verpasste Trapattoni dem irischen Nationalteam auch ein passendes Outfit. Im 4-4-2 verlangt er in der Defensive physische Präsenz, was beim heimischen Publikukm gut ankommt. Nach vorne soll es schnell gehen, 1,43 Tore stehen 0,83 Gegentore im Schnitt gegenüber. Der Punkteschnitt beträgt 1,75 Punkte pro Spiel - seit 40 Partien dirigiert der Altmeister das Team. Auffällig in der Statistik ist, dass nur jedes fünfte Spiel verloren geht, bei den meisten anderen Teams in der „Preisklasse“ von Irland wird eher jedes vierte Spiel verloren. Ein Offensivfeuerwerk wird nicht zu erwarten sein, mit dem harten Spiel der Insulaner könnten aber vor allem die eher filigranen Spanier und Kroaten so ihre Probleme haben.
Men to watch
Angeführt wird das Team von Robbie Keane, der mittlerweile bei LA Galaxy spielt. Der Stürmerstar, der unter anderem bei Inter Mailand, Leeds United und dem FC Liverpool spielte, ist auch Kapitän des Teams. Ein weiterer wichtiger Mann ist Damien Duff, der bereits 1998 im Team debütierte. Der 34-jährige Mittelfeldspieler kickte schon bei Chelsea FC und ist derzeit Spielmacher beim Fulham FC. Generell sind die Iren eine Elf, die aus Spielern mit viel Erfahrung in England besteht. Neben Keane spielt nur Aiden McGeady (Spartak Moskau) nicht in England. Aus der heimischen Liga hat es kein Spieler in den Kader geschafft.
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Kader
Tor: Shay Given (Aston Villa), Keiren Westwood (Sunderland), David Forde (Millwall)
Abwehr: John O'Shea (Sunderland), Richard Dunne (Aston Villa), Sean St. Ledger (Leicester City), Stephen Ward (Wolverhampton Wanderers), Paul McShane (Hull City), Stephen Kelly (Fulham), Darren O'Dea (Celtic)
Mittelfeld: Keith Andrews (West Bromwich Albion), Glenn Whelan (Stoke City), Darron Gibson (Everton), Damien Duff (Fulham), Aiden McGeady (Spartak Moscow), Stephen Hunt (Wolverhampton Wanderers), Paul Green (Derby County), James McClean (Sunderland)
Angriff: Robbie Keane (LA Galaxy), Kevin Doyle (Wolverhampton Wanderers), Simon Cox (West Bromwich Albion), Jonathan Walters (Stoke City), Shane Long (West Bromwich Albion)
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