Dänemark: Der krasse Außenseiter
20 Jahre sind vergangen, seit Dänemark im Jahr 1992 sensationell Europameister wurde. In der anspruchsvollen Qualifikationsgruppe H setzte sich das „danish dynamite" gegen Norwegen, Island und Zypern sowie vor den Stars aus Norwegen durch. Ausschlaggebend
20 Jahre sind vergangen, seit Dänemark im Jahr 1992 sensationell Europameister wurde. In der anspruchsvollen Qualifikationsgruppe H setzte sich das „danish dynamite" gegen Norwegen, Island und Zypern sowie vor den Stars aus Norwegen durch. Ausschlaggebend für die direkte Berechtigung zur Teilnahme an der EM war der 2:1-Heimsieg gegen die Portugiesen am letzten Spieltag.
Vor dem ersten Weltkrieg und dann ab den Achtzigern
In der Frühzeit des Fußballs in Europa zählten die Dänen zu den ganz Großen. 1908 konnte Frankreich in London mit 17:1 geschlagen werden. Der vierte Platz bei der Europameisterschaft 1964 darf nicht überbewertet werden - um das Spiel um Platz drei gegen die Ungarn zu erreichen, mussten nur die Teams aus Malta, Albanien und Luxemburg geschlagen werden. Einen richtigen Aufschwung erlebte der Fußball aus Deutschlands nördlichem Nachbarland in den 1980er Jahren. Angeführt vom gegenwärtigen Langzeitcoach Morten Olsen konnten Michael Laudrup und Co. die Teilnahme an der Europameisterschaft 1984 in Frankreich erreichen, wo man im Halbfinale erst im Elfemeterschießen an Spanien scheiterte. Gegen die Iberer war zwei Jahre später in Mexiko bei der WM schon im Achtelfinale Schluss. Nachdem die Dänen 1988 in der Vorrunde an Italien, Spanien und Deutschland gescheitert waren und die Quali für die WM '90 in Italien ebenfalls vergeigten, schafften sie auch 1992 nur den zweiten Platz in der Vorausscheidung zur Europameisterschaft in Schweden. Dann nahm die Geschichte ihren Lauf: Jugoslawien, als Gruppenerster eigentlich qualifiziert, wurde aufgrund des Balkankrieges ausgeschlossen und Dänemark erbte den Platz, holte die Spieler aus dem Urlaub und besiegte im Finale die Bundesrepublik Deutschland. Für die WM 1994 in den USA wurde die Qualifikation nicht geschafft, in England '96 schied man in der Vorrunde aus. In Frankreich 1998 musste sich das Nationalteam dem späteren Vizeweltmeister nach einem packenden Thriller mit 2:3 im Viertelfinale verabschieden. 2000 reichte es noch für die Vorrunde, 2002 bei der WM schieden sie gegen England im Achtelfinale aus. In Portugal scheiterten die Dänen im Viertelfinale an Tschechien. 2010 dann wieder in der Vorrunde. In den letzten Jahren mauserte sich der dänische Fußball zu einer respektablen Größe im Klubfußball, der Meister hat einen Fixplatz in der Champions League.
Die Gruppe B im Fokus
Die berühmte Kontinuität
Der Langzeittrainer (Jahrgang 1949), der seit 2000 im Amt ist, war bei den Welt- bzw. Europameisterschaften 1984, 86 und 88 Kapitän der dänischen Nationalmannschaft, spielte von 1970 bis 89 in 102 Länderspielen. Im Sommer 1986 wechselste der damals bereits 37-Jährige, der zuvor im Ausland bei Cercle Brügge, und RSC Anderlecht gekickt hatte, zum 1. FC Köln und beendete erst mit 40 Jahren seine Karriere. Diese war mit großen Erfolgen bestückt. Mit RSC Anderlecht wurde er drei Mal Meister (81, 85, 86) und gewann 1983 den UEFA-Pokal. Mit den Geißböcken wurde 1989 noch einmal deutscher Vizemeister. Olsen begann seine Trainerlaufbahn gleich nach Ende der aktiven Karriere bei Bröndby If und holte 1990 und 91 gleich zwei Meistertitel. Nach drei Jahren bei Köln holte ihn Ajax Amsterdam - 1997, 1998 holte er mit den Niederländern das Double. Nachdem der Vertrag auslief, übernahm er 2000 die dänische Fußballnationalmannschaft. Unter Olsen waren die Dänen in Japan und Südkorea 2002 und in Portugal 2004 dabei, nach einem kleinen Durchhänger konnte die Teilnahme an der WM 2010 in Südafrika erreicht werden. Olsen saß aber immer mehr oder weniger fest im Sattel, 2006 waren die Ukraine und die Türkei zu stark, 2008 Schweden und der spätere Europameister Spanien. Sein Vertrag mit dem dänischen Verband läuft noch bis Ende Juni 2014, er verlautbarte allerdings, nach der EM in Polen und der Ukraine zurückzutreten.
Rot-Weiße Taktik
Olsen setzt auch am Feld auf Kontinuität. Seit seinem Amtsantritt hat er erst etwas mehr als hundert verschiedene Spieler eingesetzt – in zwölf Jahren. Auch der Punkteschnitt in den 82 Partien unter seiner Leitung kann sich sehen lassen: 1,72. Der Däne bevorzugt ein 4-5-1-System, in der Ausrichtung mit zwei Spielgestaltern auf der Sechs und drei Offensivspielern hinter einem klassischen Mittelstürmer. Gegen schwächere Gegner experimentierte er im Herbst 2011 auch mit einem offensiveren 4-3-3, dieses wird es aber in der Gruppe mit Deutschland, Portugal und Holland eher nicht geben. Taktgeber auf der Position im defensiven, zentralen Mittelfeld ist William Kvist vom VfB Stuttgart.
Men to watch
Kvist ist 27 Jahre alt und spielte in der deutschen Bundesliga staubtrockene Partien auf der Sechs. Mit nur vier gelben Karten in 33 Bundesligapartien in der abgelaufenen Saison legt er auch ein wohlgewogenens Maß an Härte an den Tag, ohne zu arg hin zu langen. Mit Simon Kjaer, dem erst 23-järhigen Profi von der AS Roma, und Nicklas Bendtner von AFC Sunderland noch zwei weitere Profis aus den besten Ligen Europas im Kader. Für Christian Eriksen von Ajax Amsterdam, der in der Spielzeit 2011/12 acht Tore und nicht weniger als 18 Assists in der Eredivisie produzierte, könnte die EM der große Durchbruch sein.
Kader
Tor: Stephan Andersen (FC Evian Gaillard), Anders Lindegaard (Manchester United), Kasper Schmeichel (Leicester City)
Abwehr: Lars Jacobsen (FC Kopenhagen), Simon Kjaer (AS Rom), Daniel Agger (FC Liverpool), Andreas Bjelland, Jores Okore (beide FC Nordsjaelland), Simon Poulsen (AZ Alkmaar), Michael Silberbauer (Young Boys Bern), Daniel Wass (FC Evian Gaillard)
Mittelfeld: William Kvist (VfB Stuttgart), Niki Zimling (FC Brügge), Christian Poulsen, Thomas Kahlenberg (beide FC Evian Gaillard), Lasse Schöne (NEC Nijmegen), Christian Eriksen (Ajax Amsterdam), Jakob Poulsen (FC Midtjylland), Michael Krohn-Dehli, Dennis Rommedahl (Bröndby IF)
Angriff: Nicklas Bendtner (AFC Sunderland), Nicklas Pedersen (FC Groningen), Tobias Mikkelsen (FC Nordsjaelland).
Die Gruppe B im Fokus