‚Kleinere Vereine würden massive finanzielle Probleme bekommen‘
Der Vorstoß von Rapid-Präsident Edlinger, das TV-Geld künftig anders zu verteilen und das Solidaritäts-Prinzip in Frage zu stellen, löst in der tipp3-Bundesliga heftige Reaktionen hervor. Nach dem Motto „Die Liga ist nur so stark wie das schwächste Glied"
Der Vorstoß von Rapid-Präsident Edlinger, das TV-Geld künftig anders zu verteilen und das Solidaritäts-Prinzip in Frage zu stellen, löst in der tipp3-Bundesliga heftige Reaktionen hervor. Nach dem Motto „Die Liga ist nur so stark wie das schwächste Glied" sind Ried-Manager Stefan Reiter bzw. Austria-Manager Markus Kraetschmer wenig begeistert und lehnen eine Verteilung nach dem „Modell Edlinger" ab. Vielmehr ist Solidarität gefragt – besonders in einer kleinen Liga wie Österreich, so das Credo.
Ried-Manager Stefan Reiter sieht die kleinen Klubs finanziell bedroht (Foto: Gepa Pictures)
In einer Aussendung meinte der Rapid-Präsident am Dienstag-Abend: „Wir bestehen auf eine Änderung des Verteilungsschlüssels und wollen auch auf diesem Wege dem SK Rapid einen verdienten Mehrertrag für zukünftige Budgets erwirtschaften. Sollte die Bundesliga nicht einen an das deutsche System angelehnten Verteilungsschlüssel einführen, wird Rapid nicht bei der Zentralvermarktung dabei sein. In Österreich befinden wir uns derzeit in der europaweit einzigartigen Situation, dass alle Klubs – unabhängig von Attraktivität, Popularität und sportlichem Abschneiden – nahezu den gleichen Betrag erhalten", so Edlinger. Konkrete Ideen sollen der Liga von Seiten Rapids in den kommenden Wochen unterbreitet werden.
Reiter: „Massive Probleme für kleinere Klubs"
Für Ried-Manager Stefan Reiter hätte eine Aufteilung nach dem Wunsch von Edlinger fatale Folgen: „Es ist natürlich legitim aus der Sicht von Rapid, mehr zu fordern. Es muss aber allen bewusst sein, dass die Gelder aus dem TV-Vertrag für kleine Klubs prozentuell viel wichtiger sind als für die großen Vereine", sagt Reiter gegenüber 90minuten.at. Für die SV Ried schlägt sich der TV-Vertrag im jährlichen Budget mit rund 17-18% nieder. Bei den größeren Klubs ist der Anteil des TV-Geldes im Budget deutlich geringer. So steuert der TV-Vertrag bei Sturm Graz ziemlich genau zehn Prozent des jährlichen Budgets bei, bei Rapid ist der Anteil noch geringer.
Reiter weiter: „Das Modell von Edlinger würde in letzter Konsequenz zwei, drei oder mehr Klubs in massive Probleme bringen." Reiter bezweifelt, ob das im Sinne Rapids sein kann, die eigene Liga zu schwächen.
Der Ried-Manager macht aber auch noch auf einen anderen Umstand aufmerksam: „Eine Änderung der Verteilung würde auch ein Ende des Österreicher-Topfs mit sich bringen. Das hätte dann Rapid zu verantworten. Das wäre fatal, denn auf den Österreicher-Topf sind wir stolz und werden aus dem Ausland auch beneidet. Wir alle kennen nur zu gut die Situation mit den vielen Legionären vor Einführung des Österreicher-Topfs."
Derzeit werden 50% der Einnahmen durch den TV-Vertrag über den Österreicher-Topf verteilt. Je mehr Österreicher ein Klub einsetzt, desto mehr Geld bekommt der Verein im Endeffekt auch ausgezahlt.
Austria-Manager Kraetschmer: „Es kann nur gut sein, solidarisch aufzutreten"
Ablehnung kommt auch aus Favoriten. Austrias wirtschaftlicher Manager Markus Kreatschmer sagte gegenüber der APA: „Wir haben lange und intensiv diskutiert. Einer Liga wie der österreichischen kann es nur gut tun, solidarisch auf dem Markt aufzutreten. Das war immer eine Stärke der Liga. Eine Diskussion über dieses Thema zum jetzigen Zeitpunkt ist eher kontraproduktiv. Wir reden davon, das Fell des Bären zu verteilen, bevor er überhaupt erlegt ist", sagte Kraetschmer, der in der Liga auch das Amt des Vizepräsidenten bekleidet.
Hintergrund: Wie das TV-Geld in Deutschland aufgeteilt wird - DFL einigt sich auf neuen Verteilungsschlüssel der TV-Gelder
Für Reiter wäre jedoch vorstellbar, dass im Falle einer klaren Steigerung der TV-Erlöse über den Mehrbetrag diskutiert werden kann. „Derzeit bekommen wir 17 Mio. Euro. Sollte die Liga es schaffen, 20 Mio. Euro oder mehr zu lukrieren, kann man darüber nachdenken, wie der Mehrbetrag aufgeteilt wird. Dann würde der Österreicher-Topf bestehen bleiben und der Mehrbetrag könnte dann zum Beispiel nach dem Leistungsprinzip verteilt werden", so Reiter im 90minuten.at-Interview.
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