Da stehen sie, Arm in Arm vor der immer noch bummvollen Tribüne des Ernst-Happel-Stadions und singen gemeinsam mit den Fans "I am from Austria".
Ein Abziehbild des unvergessenen Moments vor eineinhalb Jahren im Berliner Olympiastadion nach dem Sieg gegen die Niederlande.
Diesmal hat ein Unentschieden gegen Bosnien-Herzegowina gereicht, um einen der größten Erfolge in der jüngeren Fußball-Geschichte Österreichs zu feiern.
Ein Drittel der Bevölkerung kennt das nicht
Nach 28 Jahren fährt das ÖFB-Team wieder zu einer Fußball-Weltmeisterschaft. Fast ein Drittel der Bevölkerung dieses Landes hat noch nie eine WM-Teilnahme erlebt.
Die Generation Alaba hat im Herbst ihrer Karriere geliefert. Unisono sprechen alle von einem großen Traum, der in Erfüllung geht.
Zeichen des Willens
Wie sehr sie diese Mission erfolgreich abschließen wollte, war in jedem Moment dieses finalen Showdowns zu spüren.
Österreich wird nicht als "dark horse" in diese WM gehen.
Hier ein Marko Arnautovic, der tief in der eigenen Hälfte vehement um den Ball kämpft, um ein Zeichen zu setzen, als viele seiner Kollegen nach dem 0:1 ein wenig paralysiert wirken.
Da ein David Alaba, der in den Schlussminuten als "Co-Trainer" an der Seitenlinie Anweisungen gibt.
Dort ein Marcel Sabitzer, der tief in der eigenen Spielfeldhälfte grätscht und nach dem Schlusspfiff emotional zu Boden sinkt.
Diese Mannschaft hat sich weiterentwickelt
Was wurde vor diesem Spiel nicht ob der vermeintlichen Schwäche in Schlüsselspielen lamentiert. Die Erkenntnis aus dem Bosnien-Spiel kann nur lauten, dass diese Mannschaft aus Fehlern lernt und sich weiterentwickelt.
Auch ihren Fokus betreffend. Es war gewiss kein Leichtes, sich bei all dem Gerede rund um die Spiele gegen Zypern und Bosnien, bei all den Fragen nach persönlichen WM-Erinnerungen, bei den leisen Zweifeln nach dem Sieg der Bosnier gegen Rumänien auf das Wesentliche, das Spiel zu konzentrieren.
Die Herausforderung "Hier und Jetzt"
Nicht umsonst forderte Ralf Rangnick vor dem Spiel nochmal nachdrücklich, dass sein Team "im Hier und Jetzt" sein müsse.
Und da ist es in weiterer Folge vermutlich sogar von Vorteil, dass das ÖFB-Team nicht so mir nichts, dir nichts durch diese Quali-Gruppe marschiert ist, dass die Ergebnisse in der Nations League davor mitunter zu wünschen übrig ließen.
Kein Geheimfavorit
Österreich wird nicht als "dark horse" in diese WM gehen, wie es vor der EURO 2024 der Fall war. Diese Last wird anderen Nationen aufgebürdet, liebe Grüße nach Norwegen.
Ein halbes Jahr den Fokus zu halten, wird die nächste große Aufgabe für Alaba und Co.
Denn dieses Bild, Arm in Arm im Happel-Oval, aus vollen Kehlen "I am from Austria", soll nicht zur Fußnote verkommen, sondern das erste Kapitel einer Erfolgsstory werden.
Harald Prantl