Stefan Maierhofer war im Oktober 2010 der erste Spieler, der Marko Arnautovic ein Länderspiel-Tor aufgelegt hat. Nikolaus Wurmbrand bediente den Wiener fast genau 15 Jahre später bei seinem 45. ÖFB-Tor.
Die Geburtstage der beiden Assistgeber liegen 23 Jahre und vier Monate auseinander. Diese Zeitspannen sind Beleg dafür, dass Marko Arnautovic getrost als "Generational Talent" des österreichischen Fußballs bezeichnet werden kann.
Fixpunkt der GOAT-Debatte
Mit 128 Länderspielen Rekord-Internationaler, mit 45 Treffern Rekord-Torschütze – der Wiener hat im ÖFB-Team neue Maßstäbe gesetzt.
Wenn in Jahrzehnten über die GOATs des österreichischen Fußballs diskutiert wird, wird neben Legenden wie Matthias Sindelar, Herbert Prohaska, Hans Krankl, Toni Polster, Andreas Herzog und David Alaba selbstverständlich auch sein Name fallen.
Der 36-Jährige hat – gemeinsam mit David Alaba – eine Generation geprägt.
Ein Mahnmal
Seine langsam, aber doch zu Ende gehende Karriere war keine stringente Erzählung des Erfolgs. Doch genau das macht den Stürmer so besonders.
Ein Käfigkicker, der im Nachwuchs praktisch allen Vereinen "zu schwierig" war. Extravagant auf und abseits des Platzes. Immer für außergewöhnliche Momente gut – im Positiven wie im Negativen.

Seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten trägt Arnautovic das ÖFB-Trikot. Steht er auf dem Platz, ist er ein Mahnmal dafür, dass es sich auszahlt, in jene Talente zu investieren, die unbequem sind und aus gängigen Mustern ausbrechen.
Zu Beginn seiner Karriere hat das einstige Supertalent verpasst, die großen Versprechen seines Könnens konsequent einzulösen. Arnautovic fand viel Beachtung, Liebe wurde ihm aber selten entgegengebracht.
Ein "What if"-Player kriegt die Kurve
Der Weg zum "What if"-Player schien vorgezeichnet. Doch er kriegte die Kurve, bewies in der Premier League, dass er auf höchstem Niveau liefern kann. Der Wechsel nach China sorgte dann für Nasenrümpfen, die Rückkehr nach Italien wurde zur Erfolgsgeschichte.
Auch wenn es gefühlt ein Auf und Ab war, letztlich zeigte die Tendenz stets nach oben. Einst als "enfant terrible" verschrien, wurde Arnautovic im Laufe der Jahre zum allseits akzeptierten Führungsspieler und Publikumsliebling.
Es wäre ein Leichtes gewesen, sich zurückzuziehen, nur noch leere Phrasen zu dreschen, um keine Angriffsfläche zu bieten. Doch das ist nicht Marko Arnautovic.
Als Mensch gereift, aber dennoch immer er selbst. Arnautovics Karriere fällt genau in jene Zeit, in der Social Media die Lebensrealitäten der Menschen umgekrempelt hat, die Zeit der Hypes und Shitstorms, jeder Schritt, den du gehst, wird registriert und kommentiert.
Es wäre ein Leichtes gewesen, sich zurückzuziehen, nur noch leere Phrasen zu dreschen, um keine Angriffsfläche zu bieten. Doch das ist nicht Marko Arnautovic. Der Stürmer war nie um einen Spruch verlegen, sprach stets aus, was er sich dachte.
Nicht zu verbiegen
Er führt Schmäh, gibt sich verletzlich, trägt sein Herz auf der Zunge. Dieses Selbstverständnis, das heute nicht mehr selbstverständlich ist, brachte Arnautovic in den vergangenen Jahren so viel Respekt ein. Da ist ein Typ, der sich nicht verbiegen lässt.

Diese Leistung ist um keinen Deut geringer als jene, die Arnautovic regelmäßig im ÖFB-Trikot abliefert.
Beim Rekordspiel gegen San Marino gab sich der Stürmer einmal mehr uneigennützig, schloss nicht wahllos Angriffe ab, sondern bediente stets besser postierte Mitspieler, wenn er in Tornähe am Ball war. Dass Arnautovic ein Teamplayer ist, ist längst offenkundig.
Es bleiben mehr als nackte Zahlen
Dass er am Anfang seiner ÖFB-Karriere lange Zeit als Flügelspieler zum Einsatz kam, im Gegensatz zu Toni Polster und Hans Krankl oftmals gar nicht als klassischer Torjäger eingesetzt wurde, macht den Torrekord noch außergewöhnlicher.
Der Legenden-Status, den er mit seinen Bestmarken einzementiert hat, wird bleiben.
Eben nicht nur im Sinne nackter Zahlen, sondern auch, weil es so viele Geschichten gibt, die über Marko Arnautovic erzählt werden können, dass sich noch Generationen daran erfreuen werden.