Ein 'echter Schweizer' als Erfolgsbringer

In letzter Zeit wird der Erfolg Kollers damit erklärt, dass er die beste Mannschaft seit langem zur Verfügung hat. Dabei stimmt das nicht. Österreichs Team ist deshalb erfolgreich, weil es erstmals in der Neuzeit des Fußballs einen klaren Plan verfolgt. E

 

Österreichs Nationalteam steht auf Platz 1 seiner Gruppe. Vier Punkte vor dem Zweiten Schweden. Marcel Kollers Team ist seit neun Spielen ungeschlagen. Das gelang zum letzten Mal in den Siebziegerjahren. Auch wenn Österreich gestern immer wieder auch wankte und nicht die beste aller Leistungen abrief - da ist schon eine gehörige Portion Konstanz drinnen.


Ein Erfolg (wie der aktuelle) will natürlich auch erklärt werden. Und immer wieder hört man die Erklärung, dass Koller das Teamchefglück habe, die beste Mannschaft seit einer Ewigkeit zur Verfügung zu haben. Marcel Koller hat eine sehr gute Mannschaft, das stimmt. Was dabei fast schon vergessen wird. Die hatte nicht nur er.


Marcel Koller startete gestern mit dieser Elf: Almer (Dauerreservist in Hannover), Klein (Stammspieler, Stuttgart), Dragovic (Stammspieler, Kiew), Hinteregger (Stammspieler, Salzburg), Fuchs (nicht mehr so gefragt auf Schalke), Arnautovic (kein Stammspieler, Stoke City), Leitgeb & Ilsanker (Stammspieler, Salzburg), Harnik (Stammspieler, Stuttgart), Janko (Australien, Sydney FC). Von der Bank kamen Prödl (Stammspieler, Bremen), Sabitzer (Stammspieler, Salzburg) und Okotie (Stammspieler, 1860, 2. Deutsche Bundesliga). Alaba und Baumgartlinger fehlten. Die gestrige Aufstellung liest sich jetzt nicht überragend.

 

Unter Didi Constantini spielte Janko in Holland, erzielte in jedem zweiten Spiel einen Treffer, Harnik traf in einer Saison für Stuttgart 17. Mal, Alaba spielte in Hoffenheim stark, Pogatetz und Fuchs wurden ins Team der Bundesligasaison in Deutschland gewählt.


Ich erwähnte es letztens bei Sky gegenüber Willi Ruttensteiner: "Das Team konnte sich nur so gut entwickeln, weil so wenig entwickelt war." Das erscheint mir wichtig. Österreich spielt deshalb stark, weil es erstmals in der Neuzeit des Fußballs einen Plan verfolgt. Das ist der Hauptgrund.


Wenn jetzt propagiert wird (und das tut auch der ÖFB-Sportdirektor selbst), dass das Nationalteam deshalb Erfolg hat, weil Koller die besten Spieler aller zuletzt tätigen Teamchefs besitzt, dann ist das schlichtweg falsch.


Das Nationalteam ist deshalb stärker als unter den Vorgängern Kollers, weil der aktuelle Trainer stärker ist als seine Vorgänger. Man muss festhalten: Es gibt zwei österreichische Teams, die zuletzt (international) relativ gut funktionierten: Salzburg und das Nationalteam. Salzburg unter Roger Schmidt und das Nationalteam unter Marcel Koller. Als Rapid gegen den finnischen Vertreter in der EL ausschied, meinte Koller im Interview danach: "Vielleicht haben die österreichischen Klubs punkto Disziplin und taktischer Grundschule Defizite." Das, und der relativ rasche Erfolg "echter Fachmänner aus dem Ausland", sollte den Puristen des Landes, die noch immer gerne unreflektiert und vorschnell "echte Österreicher" fordern, zu denken geben.