Stögers Mission

Nach langem hat ein österreichischer Trainer die Möglichkeit, international auf sich aufmerksam zu machen. Peter Stöger könnte mit dem Mythos aufräumen, dass eine steile Trainerkarriere aus Österreich nicht möglich ist. Von Gerald Gossmann


Peter Stöger steht im Blitzlichtgewitter seiner bisherigen Trainerkarriere. Die zähen Verhandlungen um sein Engagement beim Kölner Traditionsverein haben die Erwartungen von Presse, Publikum und Klub nur noch mehr geschürt. Stöger kommt als Heilsbringer. Die Aufregung in Köln war anscheinend so groß, dass ihn Klubverantwortliche nach seiner Ankunft durch einen Hintereingang des Flughafens schleusten. Vorbei an den Pressevertretern. Dabei hätte sich Stöger gerne präsentiert. Schließlich ist er alleine mit seinem Engagement bei den Kölnern zum Superstar der österreichischen Cheftrainer im Ausland aufgestiegen. Nur Peter Pacult, der gerade den Abstieg mit Dynamo Dresden in die 3. Deutsche Liga verhinderte und der Liechtensteiner Teamchef Pauritsch kommen ihm mit Abstand nahe. Köln hat Aufstiegsambitionen in die Deutsche Bundesliga. Das ist Stögers Chance sich einen Namen zu machen.


Der Rummel um seine Person tut Stöger gut. Vor nicht einmal zwei Jahren trainierte er den Regionalligisten GAK, davor die Vienna. Stöger war in aussichtsloser Position. Seine Trainerkarriere schien mehr verwaltet zu werden, denn neuen Schwung zu bekommen. Erst sein Engagement beim Abstiegskandidaten Wr. Neustadt holte ihn zurück ins Bewusstsein der Bundesliga-Manager. Stöger schaffte den Klassenerhalt und durfte sich bei der Austria beweisen, die gerade unter Ivica Vastic Rang vier geholt und den Europacup verpasst hatte. Unter Stöger holte die Austria 82 Punkte. Das bedeutete für die Austria die Meisterschaft, für Stöger Renommee. Werder Bremen soll ihn am Zettel gehabt haben, Köln definitiv. So heftig wie Stöger war lange kein österreichischer Trainer mehr in Deutschland im Gespräch.


Für seine Interessenten zählte das Konzept, nicht ein Europacup-Erfolg.
Vom modernen Trainer aus Österreich war die Rede. Vom Konzepttrainer. Von einem, der aus wenig viel machen kann. Mit geringen Mitteln, gegen übermächtige Konkurrenz. Dabei hatten österreichische Trainer immer gebetsmühlenartig betont, dass man es hierzulande viel schwieriger hätte, als Trainer ins Ausland zu kommen. Zu schlecht sei das Niveau der Liga, zu gering die Chance für die Übungsleiter auf sich aufmerksam zu machen. „Ich müsste mit der Admira die Meisterschaft gewinnen, Champions League spielen und dort ins Viertelfinale kommen. Wir haben ja kein Standing", meinte Didi Kühbauer einmal gegenüber 90minuten.at Manchmal gewann man den Eindruck, es handle sich um eine willkommene Ausrede, zu behaupten, dass man es ohnehin nicht schaffen könne. Aufgrund von begrenztem Spielermaterial im eigenen Land und zu wenigen Trainerplätzen im Ausland.

 

„Man kann sich diesen Status in Österreich schwer erarbeiten. Die Trainer müssen in Europa für Furore sorgen. Dann kommt man vielleicht wie Hickersberger nach Dubai", meinte Paul Gludovatz. „Du musst den Europacup gewinnen", erklärte Thomas Parits. Jetzt reichte alleine der österreichische Meistertitel um Stöger zum gefragten Mann in Deutschland zu machen. Für seine Interessenten zählte das Konzept, nicht ein Europacuperfolg.


Auch wenn der 1. FC Köln nur in der 2. Deutschen Bundesliga spielt. Stöger könnte sich durch einen Aufstieg mit dem Traditionsverein einen Namen in Deutschland machen. Damit hat er als erster Trainer seit langem die Möglichkeit, den angeschlagenen Ruf heimischer Übungsleiter aufzupolieren. Und das weiß Stöger, der sich seit längerem schon als Verfechter der verschmähten österreichischen Trainerzunft sieht. Denn er wusste immer: Wenn der einheimische Trainer als Ladenhüter erst einmal stigmatisiert ist, trifft das in erster Linie ihn selbst.


Ein Zeichen an alle österreichischen Trainer
Dazu hat er etwas gut zu machen: Stöger hatte als Spieler dreimal die Möglichkeit nach Deutschland zu wechseln. Anfang der Neunziger nach Frankfurt und Ende der Neunziger zu 1860 München und Köln. Stöger blieb in Österreich. Als Trainer möchte er seinen Verbleib von damals ausmerzen. Beim ersten konkreten Angebot griff er zu. Dabei gilt der 1. FC Köln in Deutschland als chaotisch geführt. Fünf verschiedene Trainer werkten dort in den letzten drei Jahren. Auf der anderen Seite gibt es bei aller Euphorie auch Vorbehalte gegen Stöger. Die „Welt" befürchtet, dass die gesammelten Erfahrungswerte aus der österreichischen Liga zu wenig sein könnten, um in Deutschland als Trainer zu bestehen.
Peter Stöger könnte mit einem Aufstieg zeigen, dass es ausreicht. Und er könnte zeigen, dass man es in drei Jahren von der österreichischen Regionalliga in die Deutsche Bundesliga schaffen kann. Das wäre zugleich ein Zeichen an jene Trainer, die ihre Ausreden wie eine Machbarkeitsstudie vor sich hertragen, dass es doch geht.
g.gossmann@90minuten.at