Die unsichtbaren Entscheidungsträger
Eine Gruppe an Personen will die Admira übernehmen. Obwohl das Vorhaben noch lange nicht geklärt ist, entscheiden einige Herren bereits seit Wochen über die sportliche Ausrichtung des Vereins. Von Gerald Gossmann
„Wir wollen eine Plattform für junge Spieler sein“, „Wir haben Toni Polster länger beobachtet und ihn dann verpflichtet“, „Wir haben unser Spielsystem in letzter Zeit analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir anders spielen wollen.“ Karl Cermak antwortet derzeit auch auf Fragen nach der sportlichen Ausrichtung der Admira. Dabei gehört er laut Vereinshomepage weder dem Vorstand noch dem Management des Vereins an. Cermak ist Geschäftsführer der Firma Trailfracht. Einer Spedition.
Seit Jahren sponsert sein Unternehmen die Admira. 2011 hat man das Sponsoring sogar ausgeweitet. Früher hat Cermak auch Fußball gespielt. Bei Donaufeld, Horn, Baden und Bruck. Welche Rolle Cermak denn im Verein einnehme? „Den Sündenbock“, antwortet er gegenüber 90minuten.at etwas betrübt. Cermak hat nämlich auch die Entscheidung für die Beurlaubung des Trainers am vergangenen Samstag übernommen. In seiner Rolle als Sprecher einer Gruppe, die den Verein übernehmen möchte. Offiziell ist er im Verein Sponsor-Vertreter. Laut der Tageszeitung „Österreich“, die derzeit durch ihren Kolumnisten Polster Insiderinfos erhält, ist Cermak aber „der neue starke Mann“ bei der Admira.
Die Gruppe an Wirtschaftstreibenden mit ihm an der Spitze arbeitet seit Anfang Juli an der sportlichen Ausrichtung der Admira. Manager Alexander Friedl und der Vorstand seien zwar weiterhin die ausführenden Organe – die Empfehlungen von Gruppensprecher Cermak werden aber umgesetzt. Bestätigt wird diese Aussage gegenüber „Sky“ vom Admira-Manager selbst: „Auch auf Empfehlung der Gruppe, die den Verein vielleicht übernehmen möchte, ist diese Entscheidung (gegen Polster, Anm.) gefallen.“
Ob es nicht problematisch sei, dass sich der Verein sportlich von einem Gremium leiten lässt, das im Verein offiziell noch gar nicht existiert? Karl Cermak gegenüber 90minuten.at: „Die Vereinsverantwortlichen waren ja mit dabei. Der Manager war dabei.“ Trotzdem bleibt die Frage: Kann man sich der Meinung eines potentiellen Geldgebers, eines übermächtigen Übernahmekonstrukts, als Vereinsmanager verwehren?
Empfehlungen als Entscheidungsgrundlage
Die letzten Entscheidungen wurden allesamt auf Empfehlung der Gruppe getroffen. Die Bestellung von Polster zum Admira-Trainer wurde von der Gruppe gutgeheißen, wenngleich den Deal Erich Kirisits, Xerox-Manager und Kandidat fürs Rapid-Präsidentenamt, einfädelte. Auch die Ablöse Polsters war eine Empfehlung der neuen Mächtigen im Verein.
„Wir als neue Gruppe und ich als Sprecher dieser neuen Gruppe haben diese Entscheidung getroffen“, bestätigt Cermak gegenüber 90minuten.at. Ein Grund für die Ablöse: Die Spieler hätten sich ein System, das ihren Anlagen eher entspricht, gewünscht, will Cermak aus dem Kader herausgehört haben. „Wenn die Mannschaft verunsichert ist, muss man ihr helfen, indem man sie ganz watschen einfach spielen lässt, was sie wollen.“ Karl Cermak, der Polster schätzt und auch für seine Verpflichtung gewesen war, tut der Schritt zwar „im Herzen leid“, er habe aber im Sinne des Vereins gehandelt. Weniger als Sponsor-Vertreter, mehr als Sprecher seiner Gruppe.
Die Gruppe, die offiziell im Grunde noch nicht existiert, will erst wenn alles unter Dach und Fach ist an die Öffentlichkeit gehen. Ein wahrscheinlicher Termin dafür soll der Spätherbst sein. Kirisits selbst soll aber keine Rolle bei der Admira spielen, Rapid erhält den Vorzug. Das erklärte Ziel der Gruppe ist die komplette Übernahme des Vereins, den man im Grunde schon jetzt seit Wochen führt. „Man muss erst schauen, ob das was wird“, sagt Cermak. „Aber es schaut gut aus, dass das was wird.“