Wr. Neustadt-Präsident Rottensteiner: 'Die Frage nach dem Konzept war nicht die Richtige'

Wr. Neustadt-Präsident Manfred Rottensteiner verrät im 90minuten.at-Interview ob er Heimo Pfeifenbergers Konzept kennt,  warum ein bekanntes Gesicht am Trainerstuhl wichtig ist und der Präsidentenjob sein Hobby ist. Das Gespräch führte Gerald Gossmann  

Wr. Neustadt-Präsident Manfred Rottensteiner verrät im 90minuten.at-Interview ob er Heimo Pfeifenbergers Konzept kennt,  warum ein bekanntes Gesicht am Trainerstuhl wichtig ist und der Präsidentenjob sein Hobby ist.

Das Gespräch führte Gerald Gossmann

 

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(Foto: Steindy / Wikimedia)

 

Ihnen ist kurz nach Saisonende der Trainer abhanden gekommen. Wie reagiert man auf so etwas?

Prinzipiell ist es so, dass uns der Trainer nicht abhanden gekommen ist. Der Peter Stöger ist ein guter Freund von mir. Das war er und das ist er nach wie vor. Ich habe ihn damals vom GAK in der Regionalliga zu Wr. Neustadt in die Bundesliga geholt. Damit er zeigen kann, was er wirklich kann. Er hat bei uns tolle Arbeit geleistet und sich damit ins Rampenlicht gespielt. Es hat auch Anfragen von Sturm und Ried gegeben. Aber ich habe ihm gesagt: Nein. Das ist nicht der richtige Weg für dich und deine Entwicklung. Bei der Anfrage der Austria habe ich aber gespürt, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, ihn gehen zu lassen, damit er den nächsten Schritt machen kann. Ich habe ihn als Mentor gefördert.

 

Wie haben Sie nach einem neuen Trainer Ausschau gehalten?

Der Prozess der Trainerfindung ist Präsidentensache. So wie schon vor der Bestellung von Peter Stöger habe ich kurz analysiert. Wir haben fast nur junge österreichische Spieler und dazu wollte ich einen jungen, dynamischen Trainer, der emotional sehr viel leisten kann und die Jungen mit lebendiger Sprache anspricht. Ich bin selbst Bürgermeister und habe mit jungen und alten Leuten zu tun und von daher weiß ich selbst, dass man als junger Trainer einen besseren Zugang zu jungen Spielern findet. Man spricht einfach die gleiche Sprache. Das Anforderungsprofil war ein Trainer zwischen 40 und 50, jung, dynamisch, aufstrebend und mit dem Hunger etwas erreichen zu wollen.

 

Muss ein Trainer bis auf seine Jugend noch andere Fähigkeiten mitbringen?

Jung, dynamisch, die Qualifikation und die Qualität natürlich. Und eine gewisse Erfahrung im Trainerstab. Einer, der noch nie eine Mannschaft trainiert hat, ist natürlich sehr schwierig. Daher war der Kreis an Kandidaten schon eingeschränkt. Der Heimo Pfeifenberger war für mich Kandidat Nummer eins. Ich habe ihn angerufen und er hat dankenswerterweise gleich zugesagt. Er war unter dem Herzog beim U-21 Nationalteam Co-Trainer, hat dort sehr viel Erfahrung gesammelt, er war bei den Red Bull Juniors und  er hat entsprechende Erfahrung bei Grödig gemacht. Er hat genau in unser Anforderungsprofil gepasst.

 

Wie hat die erste Kontaktaufnahme genau ausgesehen? Was haben Sie Heimo Pfeifenberger gefragt?

Ich habe ihn angerufen und ihm die Situation in Wr. Neustadt erklärt. Dann habe ich gesagt, dass ich einen Trainer suche mit diesem Anforderungsprofil und er in diese Schiene passen würde.

 


„Ich habe da so ein gewisses Bauchgefühl“

 

 

Wollten Sie von ihm noch etwas wissen oder haben Sie gespürt, dass er der Richtige ist?

Ich habe sehr viel mit Menschen zu tun und habe da ein gewisses Bauchgefühl, wenn ich mit jemandem rede, sodass ich weiß, ob jemand zu uns passt oder nicht. Das heißt: wenn sie einen Trainer holen, mit dem sie menschlich einfach nicht können, dann ist der sicher fehl am Platz. Die menschliche Komponente ist bei uns ein wichtiger Punkt. Wir sind hier in Wr. Neustadt sehr flach strukturiert. Ich bin als Präsident in das ganze Vereinswesen sehr stark eingebunden und daher muss auch die Atmosphäre passen. Ich habe mit dem Heimo Pfeifenberger deshalb auch sehr lange telefoniert, um ins Gefühl zu bekommen wie er ist. Und danach wusste ich, dass er der Richtige für uns ist.

 

Haben Sie nach seinem Konzept gefragt?

Im Prinzip war die Frage nach einem Konzept zu diesem Zeitpunkt sicher nicht die Richtige. Ich habe ihm gesagt, wie wir uns das in Wr. Neustadt vorstellen, mit der Entwicklung unserer jungen Spieler etc. Ich habe ihm auch die Strategie unseres Vereins mitgeteilt und wenn er sich mit dieser Linie anfreunden kann bzw. diese Dinge entsprechend ausbaut und fördert, dann ist er bei uns herzlich willkommen. Und er hat sich für uns entschieden.

 


„Die Öffentlichkeitswirksamkeit eines Trainers hat eine ganz große Bedeutung“

 

 

Sie haben nach Schöttel und Stöger mit Pfeifenberger den dritten prominenten Ex-Fußballer als Trainer verpflichtet. Ist ein bekanntes Gesicht auch für künftige Sponsoreinnahmen von Bedeutung?

Im Prinzip repräsentieren unseren Verein in erster Linie der Trainer und dann erst der Präsident. Vor allem nach außen hin und bei den Medien. Daher hat die Öffentlichkeitswirksamkeit eines Trainers eine ganz große Bedeutung für mich und unseren Verein. Wir sind ein sympathischer, junger Verein in der Bundesliga und wollen uns demnach auch präsentieren. Wir wollen als sympathischer Verein auftreten. Daher schauen wir auch darauf, dass wir sympathische Burschen verpflichten.

 

Jetzt könnte ja auch ein weniger bekannter Trainer ein sympathischer Bursch sein.

Freilich, ganz klar. Es könnte jeder, der in dieses Anforderungsprofil hineinpasst auch Trainer sein.

 

Aber Ihnen ist schon wichtig, dass der Trainer von Wr. Neustadt eine bekannte Größe ist, oder?

Im Prinzip ist es dann sicher einfacher, für ihn und für uns, wenn man einen gewissen Bekanntheitsgrad hat. Aber das hat nichts zu sagen. Es hätte auch ein ganz Unbekannter werden können.

 

Haben Sie auch Gespräche mit weniger bekannten Trainern geführt?

Im Prinzip habe ich ein Gespräch mit dem Frenkie Schinkels geführt. Da habe ich mich aber nur nach seiner Lebensplanung informiert, weil er ja jetzt auch bei Dancing Stars war. Das war kein Angebot an ihn, sondern ein rein informatives Gespräch über seine zukünftige berufliche Planung. Dann habe ich gleich mit dem Heimo Pfeifenberger Kontakt aufgenommen.

 


„Der Fußball ist mein Hobby“

 

 

Sie sind Geschäftsfüher einiger Magna-Betriebe, Bürgermeister von Weikersdorf und Präsident des Bundesligisten Wr. Neustadt. Geht sich das zeitlich aus?

Ich bin hauptberuflich bei Magna, wo ich sehr viele „Special-Projects“ betreue. Zum Beispiel auch den Golfplatz in Oberwaltersdorf. Und nachdem jeder Mensch mindestens ein Hobby braucht, habe ich gleich zwei: mein Bürgermeisteramt, das ich mit Leidenschaft betreibe. Und mein zweites Hobby ist der Fußball.

 

Sie wurden nach dem Abgang von Frank Stronach Präsident des Klubs. Haben Sie sich schnell an das Business gewöhnt?

Ich hatte seit meiner Kindheit immer mit Fußball zu tun. Natürlich aber nur im Amateurbereich. Meine zwei Söhne, die 17 und 19 sind, spielen seit ihrer Kindheit immer nur Fußball. Wir haben also jedes Wochenende am Fußballplatz verbracht. Der große Sohn spielt in der Fußballakademie in Mattersburg und hat jetzt maturiert. Wir haben ständig mit Fußball zu tun gehabt und daher war das Präsidentenamt keine Umstellung für mich, sondern ganz normal. Es ist natürlich ein Unterschied ob man das amateur- oder profihaft betreibt, aber nachdem ich auch Geschäftsführer bin, ist das eine gute Kombination: Fußballkenntnisse und Kenntnisse von Betriebsführung.

 

Welches Ziel haben Sie mit Wr. Neustadt für die kommende Saison?

Wir haben ein ganz klares Ziel ausgegeben: Konsolidierung und nicht absteigen. Wenn wir dabei den ein oder anderen jungen Spieler noch fördern, damit er den Sprung zu einem größeren Verein schafft, dann haben wir unser Ziel erreicht.

 

Wie schwer war es nach der Ära Stronach Geld aufzutreiben?

Wer sagt, dass es leicht ist, der lügt. Das ist aber egal ob man bei einem großen oder einem kleinen Verein ist. Es ist schwer, dass man Sponsoren überzeugt. Aber wir haben hier eine Analyse der Wertschöpfung vorgenommen:  Für einen bei uns investierten Euro kommt ungefähr das 15-fache an Werbeleistung wieder retour. Eine Landesrätin in Niederösterreich hat einmal gesagt: wenn das Land Niederösterreich einen Euro einsetzt, dann muss das 5 bis 6-fache dieser Werbeleistung zurückkommen. Und bei uns kommt das 15-fache zurück. Das ist ein ganz ein toller Wert und auch unsere Sponsoren können bestätigen, dass sie ihr eingesetztes Geld in einem guten Verhältnis zurückbekommen haben.

 

Stellen Sponsoren auch Bedingungen, damit sie in den Klub Wr. Neustadt investieren?

Jeder Sponsor hat klare Vorstellungen. Das ist auch eine Partnerschaft, die auf Beidseitigkeit – also auf Geben und Nehmen – aufgebaut ist. Daher müssen die Rahmenbedingungen für beide Seiten immer passen, sonst würde es nie zu einem Abschluss kommen.

 


"Ich habe über den Heimo Pfeifenberger Erkundungen eingeholt. Im Internet geht das ja perfekt und einfach."

 

 

Hat es schon Sponsoren gegeben, die einen bekannten Trainer gefordert haben, weil ein bekanntes Gesicht auch den Werbewert erhöht?

Bei uns reden die Sponsoren auf dem Trainer- und Spielersektor nicht mit. Die Sponsoren wollen nur, dass wir ein sympathisch auftretender Verein sind.

 

Und Sie haben sich dann gedacht: der Heimo Pfeifenberger ist sympathisch, den nehmen wir. Oder?

Genau. Das hat aber nichts mit Sponsoren zu tun, sondern ganz klar mit unserer Strategie.

 

Aber es spielt im Hinterkopf schon mit, dass man einen positiven Werbeträger als Trainer braucht.

Ja, weil wir keine Leute haben wollen, die charakterlich nicht zu uns passen. Sie werden sich ja auch eine Ehepartnerin nicht aussuchen, wenn sie die Frau nicht leiden können. Also muss sie sympathisch sein.

 

Das heißt: die menschliche Ebene muss passen. Auch die fachliche?

Über die fachliche Ebene brauchen wir nicht diskutieren, weil der Trainer ja sonst seinen Job gar nicht bekommen würde. Die fachliche Komponente ist Voraussetzung. Und die menschliche Komponente rundet das ab. Ich brauche keinen Trainer, der tolle Fachkompetenz hat aber ein unguter Mensch ist. Ich kenne den Heimo Pfeifenberger seit jeher und habe alle seine Trainerstationen verfolgt und Erkundungen eingeholt. Im Internet geht das ja perfekt und einfach.

 

Was zeichnet den Heimo Pfeifenberger von fachlicher Seite als Trainer aus?

Was ihn als Trainer auszeichnet? Ich schätze sehr an ihm, dass es im Training und beim Spiel beinhart runter geht und er sachlich und zielstrebig ist. Aber er hat auch eine lockere und sympathische Seite. Und mir gefällt das Umschalten von der Defensive auf die Offensive. Wenn die Spieler das nicht beherrschen, dann funktioniert das nicht. Zusammengefasst: bei ihm gefällt mir die Ernsthaftigkeit am Spielfeld und seine unterhaltsame Art außerhalb des Spielfeldes.

 

Danke für das Gespräch.


g.gossmann@90minuten.at

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