Werner Gregoritsch - Der Feind in meinem Bett

Nach Zsak und Wohlfahrt bekommt auch Gregoritsch einen ÖFB-Posten. Der Reformgedanke wird dabei zurück gedrängt. Die Situation birgt Konfliktpotenzial. von Gerald Gossmann   Werner Gregoritsch wurde dem ÖFB-Präsidenten von seinen Landesverbandspräsidente

logo_qualitaetsjournalismusNach Zsak und Wohlfahrt bekommt auch Gregoritsch einen ÖFB-Posten. Der Reformgedanke wird dabei zurück gedrängt. Die Situation birgt Konfliktpotenzial.

von Gerald Gossmann

 

Werner Gregoritsch wurde dem ÖFB-Präsidenten von seinen Landesverbandspräsidenten empfohlen. Präsident Windtner und Willi Ruttensteiner sollen von der Idee sofort begeistert gewesen sein. Und das obwohl Gregoritsch wenig vom neuen Weg des ÖFB hält. Gregoritsch war vor wenigen Monaten Rädelsführer in der wenig objektiven Diskussionsrunde des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, wo deren Diskutanten darauf abzielten gegen Ruttensteiner, Reform und den neuen Teamchef zu wettern.

Ein kleiner Auszug, zur Erinnerung.

 

Zur Wahl Marcel Kollers:

Gregoritsch: „Wir geben in Österreich allen Menschen eine Chance. Das ist schön, dass wir so ein tolerantes Land sind, aber man muss einmal schauen, wie die Situation ausschaut, wenn man als österreichischer Trainer irgendwo hingeht.“

„Für den Otto Normalverbraucher aus der Kantine ist diese Entscheidung enttäuschend, wenn ein Marcel Koller kommt, der zwei Jahre nicht gearbeitet hat.“

 

Zu Reformgedanken des Willi Ruttensteiner:

„Ich hab den Willi Ruttensteiner sehr gern – aber man muss einmal klar sagen: Er ist nicht der David Copperfield.“

Gregoritsch wollte nicht einsehen, warum man einen Ausländer hole, wo doch im Ausland keiner einen Pfifferling auf einen Österreicher setzt. Gregoritsch hätte gerne einen Kühbauer gesehen oder einen Herzog. Aber es wurde der Ausländer.

 

Meinungswandel bei Gregoritsch? Eher nicht.

Jetzt hat plötzlich Gregoritsch einen Posten beim ÖFB. U21-Coach. Das ist nicht unwichtig. Da ist ein guter Draht zu den Herren Koller und Ruttensteiner von Nöten. Auch die Überzeugung, dass die neue Struktur des ÖFB die Richtige ist.

Aber ist davon auszugehen, dass sich Gregoritsch´ Präferenz für einen österreichischen Teamchef und seine Abneigung gegen zuviel Reform in den letzten Monaten rudimentär geändert hat?

Wohl eher nicht.

 

Er wird zwar bekunden, nichts gegen die Person Koller gesagt, sondern nur Fürsprachen für seine Landsleute ergriffen zu haben. Glaubwürdig wäre das nicht wirklich.

Mit Zsak, Wohlfahrt und jetzt Gregoritsch sitzen drei Granden, drei Vorzeigebeispiele, der Reformverweigerung in wichtigen Positionen beim ÖFB. Zsak ist U18-Coach. Wohlfahrt Torwart-Chefausbildner und Gregoritsch jetzt U21-Teamchef. Es sieht nach einem typisch österreichischen Kompromiss aus. Wenn schon der Teamchef und sein Assistent aus dem Ausland kommen müssen, dann bitte an den anderen Stellen die Unsrigen. Egal ob fachlich dafür geeignet oder nicht. Und weil man die immer noch mächtigen Prohaskas nicht vergrämen will und die vergebenen Posten in der Öffentlichkeit für kein großes Echo sorgen, bietet sich ein Kuhhandel ideal an.

 

Ist Durchgängigkeit schon wieder Geschwafel von Gestern?

Zwei Gründe sprechen gegen die Installierung von Werner Gregoritsch als U21-Teamchef:

Erstens: Den Jungkickern wären endlich topqualifizierte Trainer zu wünschen, so wie es auch im Sinne der Reform gewesen wäre. Und: es bleibt die Frage, wie lange sich eine dominante Trainerperson, wie Gregoritsch, eine Spielphilosophie anordnen lassen wird. Oder ob die Durchgängigkeit gar schon wieder Geschwafel von Gestern sein könnte. Im Interview mit sportnet.at betont Gregoritsch schon einmal, sich weder in Sachen Ausbildung noch bei der Philosophie reinreden zu lassen. Wie seine Philosophie denn aussehe? Das wisse er noch nicht, fix sei nur, dass er mit Viererkette spielen lassen werde.

Die Aussagen versprechen nichts Gutes und zeigen schon jetzt die Widersprüchlichkeit zwischen dem angedeuteten Weg der ÖFB-Reform und der ausgeführten Praxis auf.

 

Und zweitens: Die Gefahr für den Teamchef steigt durch die Installierung und Weiterverpflichtung der bisherigen Reformbremser beträchtlich. Vor allem Gregoritsch hat sich im Vorfeld klar und unmissverständlich gegen die Bestellung eines unbekannten, arbeitslosen Ausländers ausgesprochen. Er, Zsak und Wohlfahrt sind Teile einer Generation, die man mit Hilfe einer Reform endlich loszuwerden schien (aufgrund fachlicher Mängel in einem professionalisierten ÖFB), weil sie als Reformbremser gelten.

 

Und jetzt sind sie plötzlich Teile der Reform, die ihnen noch vor Monaten so gegen den Strich ging. Wie passt das zusammen?

Jetzt sind sie Mitarbeiter Kollers, den man ihren Favoriten Herzog oder Kühbauer vorgezogen hat. Im Falle anfänglich nicht überzeugender Spiele unter Koller, könnte es ähnlich laufen wie schon unter Brückner, der ziemlich rasch von den Puristen des österreichischen Fußballs abgesägt wurde.

 
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