Ivanschitz: 'Ich hatte schon viele Trainer, die nicht viel Wert auf Taktik legten'
Andreas Ivanschitz erklärt im Interview mit 90minuten.at warum es eine detaillierte taktische Vorbereitung für ihn viel einfacher macht im Match gut auszusehen. von Gerald Gossmann aus Seefeld/Innsbruck (Tirol) 90minuten.at: Hast du eine detaillierte
Andreas Ivanschitz erklärt im Interview mit 90minuten.at warum es eine detaillierte taktische Vorbereitung für ihn viel einfacher macht im Match gut auszusehen.
von Gerald Gossmann aus Seefeld/Innsbruck (Tirol)
90minuten.at: Hast du eine detaillierte taktische Vorbereitung, wie unter deinem Trainer Thomas Tuchel, aus der österreichischen Liga gekannt oder war das etwas ganz Neues für dich?
Andreas Ivanschitz: Ja, wir sind bei Mainz verwöhnt was das betrifft. Wir kennen unsere Gegner vor den Spielen in- und auswendig. Das ist sicherlich ein Vorteil. Unser Trainer zeigt uns viele Wege, wo der Schlüssel zum Erfolg liegen könnte. Das ist für die Spieler sehr angenehm, weil man dadurch gut vorbereitet in ein Spiel geht. Das ist auch hier unter Marcel Koller immer der Fall gewesen.
Hintergrund
Die Vision des Teamchefs - zwischen Erfolgsformel und Seifenblase
Was steht bei Thomas Tuchel im Vordergrund: das Perfektionieren von Automatismen oder die Analyse auf den jeweiligen Gegner?
Das ist eine Mischung bei uns. Aber wir orientieren uns sehr auf den Gegner. Thomas Tuchel legt sehr viel Wert auf die Gegneranalyse und eine Analyse der Stärken und Schwächen des jeweiligen Teams. Und darin liegt auch der Schlüssel im Spiel um erfolgreich zu sein. Er hat dann jedes Mal so eine Art Matchplan, den er für uns entwickelt und wenn der einmal steht, dann wird an unseren eigene Stärken und Schwächen gearbeitet. Die Gegneranalyse findet immer am Anfang der Woche statt, darauf baut dann alles auf.
Marcel Koller hat mir gestern gesagt: es stehen vor allem grundsätzliche Automatismen im Vordergrund, die nicht groß variieren zu den jeweiligen Gegnern. Kann das ein Nachteil sein, dass man ausrechenbar wird, wenn man sich zu wenig auf das Spiel des Gegners konzentriert?
Nein überhaupt nicht. Ich finde das gut, dass wir versuchen Automatismen reinzukriegen. Wir schauen jetzt einmal was unsere Stärken sind und die wollen wir forcieren. Wir wollen darüber einen gemeinsamen Weg gehen und eine Identität dadurch finden. Das haben wir bei Mainz auch. Das entwickelt sich von Spiel zu Spiel. Wir haben Qualität in der Mannschaft und wenn man sich der eigenen Stärken bewusst ist, dann ist das von Vorteil.
Gegen Gegner wie Deutschland wird man aber auch auf den Gegner schauen müssen, oder?
Das steht immer im Vordergrund. Aber wenn man nur sieben Tage vor einem Spiel Zeit hat, dann muss man die Tage einfach nützen und arbeiten. Das haben wir sehr intensiv gemacht. Jetzt erstmals vermehrt in der Defensive um eine gewisse Kompaktheit hineinzubekommen. Das ist die Basis. Es sind auch Automatismen dabei. Gegen Rumänien wollen wir die Leistung gegen die Ukraine bestätigen und verbessern.
Mit dem Satz: „Wir gehen in ein Spiel wie Schüler, die für ihre Schularbeit nichts gelernt haben", wollte Emanuel Pogatetz vor Jahren auf die mangelnde taktische Vorbereitung unter Teamchef Hickersberger hinweisen. Du hast seine Aussagen damals verurteilt. Denkst du heute anders darüber, weil du die Vorteile einer detaillierten taktischen Vorbereitung jetzt kennst und schätzt?
Jeder hat verschiedene Trainer, jeder Trainer hat verschiedene Philosophien, das wichtigste ist der Erfolg.
Jetzt weichst du aus.
Damals habe ich nur diese Art der Vorbereitung gekannt und ich habe es zu diesem Zeitpunkt für gut befunden, weil ich mit dem Josef Hickersberger eine tolle Zeit bei Rapid und im Nationalteam gehabt habe. Vielleicht hat sich der Fußball in dieser Zeit seither auch weiterentwickelt. Ich hatte jedenfalls schon verschiedene Trainer und bei vielen war es der Fall, dass sie nicht viel Wert auf Taktik gelegt haben. Jeder hat da seine eigene Philosophie. Aber ich persönlich bin darüber sehr froh, dass wir bei Mainz mit dem Thomas Tuchel einen Trainer haben, der sehr viel und intensiv arbeitet und dass wir auch beim Nationalteam einen Trainer haben, der jedem einzelnen Spieler sehr viel helfen kann. Durch eine genaue Vorbereitung wird es für die Spieler viel einfacher.
Danke für das Gespräch.
g.gossmann@90minuten.at
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