Error – scheitert die Austria-Führung an der Fehlerbehebung?

Ob Foda, Kogler oder Stöger. Die Austria-Führung versteht das Grundproblem nicht und geht den Weg, der erneut in taktischer Unflexibilität münden dürfte. von Gerald Gossmann     Was war die violette Welt nicht eine rosige. Thomas Parits stellte die Austri

logo_qualitaetsjournalismusOb Foda, Kogler oder Stöger. Die Austria-Führung versteht das Grundproblem nicht und geht den Weg, der erneut in taktischer Unflexibilität münden dürfte.

von Gerald Gossmann

 

 

Was war die violette Welt nicht eine rosige. Thomas Parits stellte die Austria nach dem Stronach-Abgang neu auf. Versammelte die besten verfügbaren österreichischen Kicker und rief eine offensive, technisch versierte Spielweise aus. Der Plan war nachvollziehbar, sah gut aus, hatte aber seine Grenzen. Daxbacher holte auch deswegen keinen Titel, weil er regelmäßig an destruktiven Gegnern scheiterte, die das eindimensionale Spiel der Austria durchschaut hatten. Daxbacher versäumte es, das Repertoire seiner Grundphilosophie, die in Ordnung und auch gut umgesetzt war, zu erweitern. Und hätte die Austria-Führung den modernen Fußball in seiner Komplexität verstanden und die Fähigkeit Spiele dahingehend zu lesen, man hätte den Missstand erkannt, benannt und korrigiert.


Die Installierung von Vastic lässt mutmaßen, dass der Austria-Führung diese Fähigkeiten fehlen. Die Austria hätte nach dem offensiven Daxbacher keinen defensiven Vastic gebraucht, sondern taktischen Variantenreichtum, der sowohl dem Repertoire von Daxbacher als auch dem von Vastic fehlte. Also einen Trainer, der Defensive und Offensive in Einklang bringt. Markus Kraetschmer meinte gestern nach der Pressekonferenz scherzhaft: „Einen Mourinho können wir uns nicht leisten.“ Soll heißen: Die Top-Trainer kommen nicht nach Österreich, wir müssen mit dem Vorhanden Vorlieb nehmen. Dabei wäre der Weg aus der Sackgasse gar nicht so weit, aber mit Mühen verbunden. Wohin will die Austria in den kommenden Jahren, wie soll die Spielweise aussehen, welcher Trainer hat ein passendes Konzept dafür?

 

Die Austria-Führung bewegt sich aber nur im Mini-Trainerkarussel der üblichen Verdächtigen. Foda, Stöger, Kogler, Rachimov – mehr gibt’s nicht. Sturm Graz hat vorgezeigt, dass auch ein Alternativmodell zu den üblichen Verdächtigen ein durchaus finanzierbares sein kann. Denn was hätte man sich mit Foda eingebrockt? Ein ziemlich starres System, das bislang ohnehin der Klotz am Bein der Austria war. Was würden Stöger oder Kogler bringen? Mehr Offensive als Vastic? Schwer vorstellbar. Schon öfter betonte Stöger, dass das Kreieren von offensivem Fußball die Königsdisziplin für Trainer darstelle und nicht leicht zu bewerkstelligen sei.

 

Parits und Kraetschmer wollen aus den Vorgängen der letzten Monate gelernt haben. Der adaptierte Plan der Austria scheint aber ähnlich eindimensional wie die Spielsysteme ihrer Trainer. Plan A war Foda, der lieber zu Kaiserslautern geht. Plan B scheint Kogler. Plan C eventuell Stöger. Auch wenn alle drei Kandidaten nicht wirklich zum ausgegebenen Credo „Offensivfußball“ passen.

 

Will die Austria-Führung ihr Dazulernen nachhaltig dokumentieren, muss sie Pläne entwickeln, die über die bloße Installierung eines Foda, Kogler oder Stöger hinausgehen.

Die Austria hat in den letzten Jahren zwar immer wieder die besten österreichischen Spieler gepaart mit guten Legionären aufs Feld gebracht, was durchaus Verdienst der Austria-Führung war. Herausgekommen ist dabei wenig. Waren bislang die eindimensionalen Strategien der Trainer Schuld daran, so gesellt sich die eindimensionale Denkweise der Führungsriege immer mehr dazu. Will die Austria-Führung ihr Dazulernen auch nachhaltig dokumentieren, darf sie den Prozess einer Strategieentwicklung nicht dem nächstbesten Trainer umhängen. Sondern sie muss selbst aktiv werden und zahlreiche Konzepte mit dem vorhandenen Material überprüfen. Auch Konzepte von Trainern außerhalb Österreichs. Nicht alle heißen Hiddink, Mourinho oder Klopp und sind unfinanzierbar. Den Ambitionierten gilt es aber, aufgrund seiner oftmals fehlenden Bekanntheit, erst zu finden. Die Entwicklung eines zukunftsträchtigen Plans geht also über das bloße Installieren eines Foda, Stöger, Kogler oder Rachimov hinaus. Erst wenn die Austria-Führung das begriffen hat, kann man von einem Lerneffekt und einer nachhaltigen Fehlerbehebungsstrategie sprechen.

 

g.gossmann@90minuten.at

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