Rapid – Eine liebe Familie ohne Plan?
Rapid will eine Familie sein. Um langfristig erfolgreich zu sein, müsste sich der Verein aber als Unternehmen verstehen. Rudolf Edlinger hat es erfolgreich geschafft Rapid als Familie zu positionieren. Das Stadion ist beinahe jedes Heimspiel voll, Fein
Also ist Rapid zum Erfolg verdammt – und ebenso dazu eine brauchbare Strategie zu entwickeln, wie man den Erfolg erreichen will. Bislang war von Edlinger aber lediglich zu hören, dass die Positionen von Grün-Weißen zu besetzen sind. Und: „Sie sollen nicht arbeitslos sein."
Letztens hat er seine Aussage präzisiert: „ Wir vom Präsidium kommen eher aus der Wirtschaft, sind keine Fußballexperten. Ich brauche zwei Fachleute, die sich auskennen und gemeinsam Wünsche äußern und begründen. Sind sie leistbar, erfülle ich sie."
Anscheinend wurden Herzog, Schöttel, Kühbauer, Jancker immer wieder genannt. Eli Guttmann, Michael Henke und Christian Gross haben sich selbst beworben, gelten aber als chancenlos. Aus dem Rapid-Umfeld ist zu hören, dass bei allen ausländischen Kandidaten Bedenken geäußert wurden. Welch Überraschung. Nur gegen Peter Schöttel spreche nichts, heißt es.
Für Edlinger ist Schöttel grün-weiß und seriös. Das reicht. Vielleicht sollte er sich aber überlegen, welchen Fußball man in den nächsten Jahren spielen will, welcher Trainer diesen am besten umsetzen kann. Rapid setzt Mosaiksteinchen aufeinander, ohne ihre Kompatibilität zu überprüfen. Das ging schon bei weit größeren Vereinen schief. Siehe Klinsmann oder Van Gaal bei Bayern München, wo sich Hoeneß & Co. anscheinend nicht nach Spielanlage und Philosophie der Trainer erkundigten.
In Österreich werden Trainer- und Klubphilosophien (sofern vorhanden) selten auf ihre Kompatibilität überprüft. Franco Foda, zum Beispiel, wird jetzt schon als unumstößlicher Nachfolger als Teamchef betrachtet. Ohne aber zu hinterfragen ob sein Kurzpassspiel mit Sturm Graz auch auf die Nationalmannschaft umzulegen wäre. Um sein Sturm-System spielen zu können, braucht es die tägliche Arbeit mit der Mannschaft. Das geht beim Team nicht. Hier braucht es einen Trainer, der ein Team taktisch punktgenau auf den Gegner einstellen kann. Es ist zu bezweifeln, dass die Kombination Foda/Team passen würde. Auch ein Hickersberger lies bei Rapid erfrischenden Kombinationsfußball spielen und scheiterte beim Team wegen der so gegensätzlichen Trainingsarbeit im Vergleich mit dem Klubfußball.
Schöttel hat Erfahrung bei einem Bundesligamittelständler, der selten das Spiel selbst gestalten muss. Hat er die Fähigkeit ein offensives, modernes, druckvolles Spiel zu konstruieren? Oder liegt seine Fähigkeit im „österreichischen-Standardbereich für Trainer“, nämlich Räume eng machen und auf Konter lauern. Hier soll Schöttel kein vorauseilendes Misstrauen ausgesprochen werden, aber analysieren sollte man seine Arbeitsmethoden und die gewünschte Spielweise Rapids schon. Denn mit einem destruktiven Spiel ohne konstruierte Ideen nach vorne würde er bei Rapid über kurz oder lang scheitern. Und Rapid vor einem selbst gemachten, und aus heutiger Sicht vermeidbaren, sportlichen und finanziellen Trümmerhaufen stehen. Familie hin oder her.