Mit Foda bleibt das Team ein Probierfeld
Franco Foda soll neuer Teamchef werden. Der ÖFB entledigt sich dadurch einer detaillierten Analyse und begeht Wiederholungsfehler. Die Lösung ist praktisch, gut ist sie nur auf den ersten Blick. von Gerald Gossmann Einmal vorweg: Franco Foda wäre nicht
Franco Foda soll neuer Teamchef werden. Der ÖFB entledigt sich dadurch einer detaillierten Analyse und begeht Wiederholungsfehler. Die Lösung ist praktisch, gut ist sie nur auf den ersten Blick.
von Gerald Gossmann
Einmal vorweg: Franco Foda wäre nicht die schlechteste Lösung. Jedenfalls dann, wenn man die Teamchefbestellungen des letzten Jahrzehnts mit der wahrscheinlichen Bestellung Fodas vergleicht. Ein Hans Krankl, der vom damaligen Ligaboss Frank Stronach wegen seines Herzblutes fürs Vaterland durchgeboxt wurde oder ein Didi Constantini, der wegen angeblicher Qualitäten im Brandlöschen ran durfte, waren um ein Eck hundsmiserablere Lösungen.
Erkennbar mehr Gedanken macht sich die Führungsriege des ÖFB aber auch bei der aktuellen Teamchefbestellung nicht. Muss ein neuer Teamchef gefunden werden, geht der ÖFB nach einer simplen Logik vor. Wer hat gerade Erfolg in der eigenen Liga? Gibt es einen, dann her mit ihm. War bereits bei der Bestellung von Josef Hickersberger so, ist auch bei Foda die Herangehensweise.
Der ÖFB lernt nicht aus der Vergangenheit
Hickersberger war damals Meister mit Rapid, schaffte gerade den Einzug in die CL gegen Lok Moskau. Genug an Gründen für den ÖFB. Hickersberger war verpflichtet. Nach Krankl wollte Stickler einen Sir – egal ob die Voraussetzungen beim Team und die Arbeitsweise Hickersbergers kompatibel waren. Heute weiß man: sie waren es nicht. Hickersberger scheiterte auch daran, dass sein Kurzpassspiel, das bei Rapid funktionierte aber die tägliche Trainingsarbeit benötigte, beim Team nicht umzusetzen war. Man hätte damals auch abwarten können, wie Hickersberger sein Team in der CL-Gruppenphase einstellt. War aber egal. Hickersberger holte null Punkte und wechselte anschließend zum Team. Auch wenn schon durch die CL-Spiele klar war, dass Hickersberger seine Mannschaften nicht punktgenau auf den Gegner einstellen kann.
Bei Foda versucht der ÖFB nun ähnlich zu handeln. Foda wurde Meister mit einem durchschnittlichen Bundesligakader, ist in der öffentlichen Wahrnehmung erfolgreich im Europacup. Schaut man aber genau hin, hätte die Punkteanzahl Sturms, die im vergangenen Jahr zum Meister reichte, in einer üblichen Saison gerade einmal für einen Mittelfeldplatz, oder einen Platz am Stockerl gereicht.
Über Fodas internationale Erfolge schreibt Tom Schaffer auf ballverliebt: „Bei seinen bisherigen großen internationalen Prüfungen konnte Foda nicht glänzen: 2011 gegen BATE in der CL ein unnötiges Aus; 2010 gegen Juventus im EL-Playoff gab es ebenfalls keine Überraschung; 2009 gegen Kharkiv gelang zwar der zurecht viel beachtete Aufstieg in die EL-Gruppenphase, Sturm blieb mit Platz 4 dort jedoch unspektakulär; 2008 flog man gegen den FC Zürich aus der UEFA-Cup-Quali.“
Und heuer? Das Urteil der Taktikanalysen über die Spiele gegen Bate Borisow schmeichelt Foda nicht. Kein Plan B. Was man auch an Constantini zunehmend kritisierte.
Das Team bleibt ein Probierfeld
Der ÖFB macht es sich wieder einmal einfach. Die Führungsriege verzichtet auf groß angekündigte Expertenrunden und detailliert erstellte Teamchefprofile. Bundesligapräsident Rinner schlägt seinen Wunschkandidaten vor. Der Rest nickt ab. Weil eine Lösung, die allen gefällt, die man auch der Öffentlichkeit gut verkaufen kann, Arbeit erspart. Der ÖFB müsste aber die Arbeitsweisen der möglichen Kandidaten mit dem Spielermaterial beim Team vergleichen. Kann Foda einer Mannschaft in 10 Tagen dasselbe vermitteln wie seiner Sturm-Mannschaft in der täglichen Trainingsarbeit? Er wird es ausprobieren, was das Team aber wieder zum Spielzeug, zum Probierfeld und zu einer Unkonstanten in der nächsten WM-Quali macht.
Dem Team, das vorwiegend aus stammspielenden und gutspielenden Legionären besteht, wird das aber nicht gerecht. Foda wird auf ihrem Rücken probieren, ob es für ihn zum Teamchef reicht. Das kann man Foda nicht vorwerfen, er wird die Chance nützen wollen, sich zu profilieren. Der Vorwurf ist dem ÖFB zu machen, der den Spielern einen Teamchef vor die Nase setzt, ohne ihn genügend durchleuchtet zu haben.
Kann es Foda? Er kann es nicht wissen.
Traut es sich Foda zu? Er wird es behaupten.
Auch Krankl, Hickersberger und Constantini versicherten im Vorfeld, den Job des Teamchefs machen zu können. Jeder von ihnen jammerte aber in Amt und Würden über die geringe zur Verfügung stehende Arbeitszeit mit Spielern. Als hätten sie es nicht schon davor gewusst. Jeder Teamchef Europas hat die gleichen Vorraussetzungen. Auch unter dem neuen Teamchef werden Werder Bremen, Schalke 04, Twente Enschede, VfB Stuttgart, Bayern München aber auch Austria Wien ihre Spieler nicht für Monate freistellen können um den Spielern Übungszeit im Team zu ermöglichen. Der neue Teamchef muss wissen, ob er sich zutraut, sein taktisches Konzept in wenigen Tagen der Mannschaft, passend auf den Gegner, zu übertragen. Viele Teamchefs können das, ansonsten würde kleine Länder wie die Schweiz, die Slowakei oder auch Dänemark ebenfalls Dauerzuschauer bei Großveranstaltungen bleiben.
Kann es Foda? Er kann es nicht wissen. Traut sich Foda die veränderten Arbeitsbedingungen zu? Er wird es behaupten. Schließlich würde er bei Erfolg seiner Karriere einen gehörigen Schub verpassen. Sein Risiko bleibt gering. Die Mannschaft hat zuviel Potential um noch einmal so zu scheitern wie unter Constantini. Foda kann also wenig passieren, egal ob er es riskiert Teamchef zu werden, ohne zu wissen ob er die veränderten Bedingungen bewältigen kann.
Der Schaden am Team wäre größer und der Lack der Goldenen Generation endgültig ab.
.