Maulkorb für Arnautovic – Die Doppelmoral des ÖFB

Tormanntrainer Wohlfahrt nennt einen Journalisten Trottel, Co-Trainer Zsak bezichtigt ihn des übermäßigen Alkoholkonsums, Teamchef Constantini hält jetzt auch Erklärungen über Taktik für überbewertet und bricht eine Pressekonferenz ab. Den Maulkorb bekomm

logo_qualitaetsjournalismusTormanntrainer Wohlfahrt nennt einen Journalisten Trottel, Co-Trainer Zsak bezichtigt ihn des übermäßigen Alkoholkonsums, Teamchef Constantini hält jetzt auch Erklärungen über Taktik für überbewertet und bricht eine Pressekonferenz ab. Den Maulkorb bekommt trotzdem Marko Arnautovic verpasst.

von Gerald Gossmann

 

Teamchef Constantini verriet seinem Präsidenten, dass es nicht klug wäre ihn jetzt schon als Teamchef abzusetzen. Viel besser wäre nach der Qualifikation. Einen neuen Teamchef gegen Deutschland auf die Trainerbank zu jagen wäre ungeschickt. Und der Präsident wiederum verriet das dem deutschen Journalisten von ServusTV. Was noch viel ungeschickter war.

 

Auch nicht klug war die Aussage des Präsidenten, vor laufender ZDF-Kamera, wonach Teamchef Constantini der Richtige sei: „Der Teamchef muss letztlich ein Typ wie Didi Constantini sein. Wir brauchen aber unbedingt Ergebnisse. Daher ist Didi Constantini okay, wenn die Ergebnisse passen." Heißt soviel wie: Constantini wäre gut, wenn er nicht schlecht wäre. Objektiv gesehen wäre Constantini aber auch dann nicht okay, wenn die Ergebnisse passen würden. Denn ein Teamchef der Taktik und auch Fragen über Taktik für überbewertet hält, ist wohl in den seltensten Fällen okay.

 

Wenig okay sind auch seine Assistenten Franz Wohlfahrt und Manfred Zsak. Nationalspieler berichten zwar regelmäßig davon irritiert zu sein, weil auch sie den Aufgabenbereich des Co-Trainers nicht definieren können (Stichwort: Er würde nur beim rauchen, nie aber bei relevanten Arbeiten gesichtet werden). Für eine Hinterfragung seiner Person reicht aber anscheinend auch die Beschimpfung von Journalisten nicht aus. Maulkörbe werden zwar verhängt, nicht aber an die Übeltäter Zsak und Wohlfahrt. Auch der Präsident oder der Teamchef könnten seit geraumer Zeit von Maulkörben profitieren. Gibt’s aber nicht.

 

Den Maulkorb fasst Sündenbock Nummer 1 Marko Arnautovic aus. Auch wenn seine Vergehen nie so schwerwiegend waren, wie jene der Herren des Trainerteams. Okay, Marko steht auf Silikonbrüste und schnelle Autos, die er sich auch manchmal ausborgt und entwenden lässt. Und er ärgert sich nach vergebenen Elfern und verlorenen Spielen anschließend in der Kabine. Und er hat sich selbstverschuldet ziemlich oft ziemlich blöd in den Medien dargestellt. Negative Äußerungen über Mitspieler oder den Teamchef hörte man von Arnautovic aber nie. Ganz im Gegensatz zu seinen Teamkollegen, die sich in regelmäßigen Abständen zu Wort meldeten.

 

Der ÖFB misst aber auch gerne mit zweierlei Maß. Zu seinen Maßregelungen für den Teamchef, er möge doch bitte endlich über den Tellerrand schauen, meinte Windtner im ServusTV-Studio lapidar: „ Ich glaube, spontane Aussagen, gerade auf Journalistenanfragen, sollte man nicht immer überbewerten.“ Warum aber tut man es bei Arnautovic schon und beim Präsidenten oder den Herren des Trainerteams nicht?

 

Constantini sagte im Teamtrainingslager zur Rückholaktion des Sündenbocks: „Benimmt er sich daneben, ist er in einer Minute weg.“ Was passiert aber sollten ausgerechnet die Herren Zsak, Wohlfahrt oder Constantini wieder auffällig ausfällig werden?

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