Kein schwarzer Peter für den Teamchef

Man würde nicht glauben, wer nicht alles an einer verpatzten EM-Qualifikation Schuld haben kann. Gegen Deutschland war das Pech schuld, vielleicht auch Mario Gomez, man würde auch gerne Marco Arnautovic hernehmen, geht aber in dem Falle schwer.   Irgendwi

logo_qualitaetsjournalismusMan würde nicht glauben, wer nicht alles an einer verpatzten EM-Qualifikation Schuld haben kann. Gegen Deutschland war das Pech schuld, vielleicht auch Mario Gomez, man würde auch gerne Marco Arnautovic hernehmen, geht aber in dem Falle schwer.

 

Irgendwie aber dann doch. Der Teamchef erklärte in „Sport am Sonntag", dass die Vorbereitung gegen Belgien und die Türkei nicht optimal gelaufen sei, weil ein Spieler, den er namentlich nicht nennen mag, Unruhe stiften ging, vor allem durch Cliquenbildung. Jetzt, wo der namentlich nicht genannte Störenfried nicht mehr dabei ist, kommen eben Leistungen wie gegen Deutschland zustande.

 

Christian Fuchs sagt, die Vorbereitung vor dem Belgien-Spiel war unseriös. Ob er damit auch den namentlich nicht genannten Spieler und seine Cliquenbildungs-Attacke meint, bleibt unklar. Vielleicht meint er auch die planlose Vorbereitung des Teamchefs. Soll der Vertrag mit Didi Constantini verlängert werden? Fuchs: „Dazu sage ich aber wirklich nichts."

 

Offiziell jedenfalls. Hinter vorgehaltener Hand sollen die Teamlegionäre von einem Kulturschock sprechen, wenn Constantini die Taktiktafel hervorholt.

 

Im Ausreden erfinden ist Österreich Weltmeister. An der Niederlage gegen die Deutschen war Pech und Gomez Schuld, am Versagen gegen Belgien und die Türkei Arnautovic, die Lauffaulheit und überzogene Erwartungshaltungen. Der Teamchef selbst bleibt ohne schwarzen Peter. Das ist die Regel, eine Ausnahme gibt es nicht.

 

Schuldige gab es nach dem Länderspiel zuhauf. Die breite Öffentlichkeit, die Medien und der ÖFB-Präsident sahen die Schuld bislang bei den garstigen Spielern, die nicht und nicht laufen wollen. Wissenschaftlich erhobene Daten beweisen zwar das Gegenteil, österreichische Teamspieler sind gegen Belgien und die Türkei sogar überdurchschnittlich viel gelaufen, trotzdem spricht man jetzt von charakterfesten Typen, die eben begriffen haben worum es geht. Auch wenn's nicht stimmt.

 

Unsere Spieler haben schon lange begriffen worum es geht. Nach dem Länderspiel wollten sie weder Lob noch Lobhudelei. Alaba sprach seine Fehlpässe an, Harnik die vergebenen Chancen. Selbstkritik ist bei den Spielern jedenfalls nicht so tabu wie beim Teamchef, der wie immer (nach eigener Ansicht) fehlerlos blieb. Zwar spielen Harnik, Alaba, Arnautovic, Pogatetz, Fuchs, Korkmaz, Garics, Stranzl, Ivanschitz, Prödl, Hoffer, Scharner, Janko und wie sie alle heißen in Topligen eine zumeist gute Rolle, während Österreichs Teamchef nur Kinderfußballcampniveau aufweisen kann. Stationen bei Klubs in Topligen fehlen ihm im Gegensatz zu seinen Spielern. Wohlgemerkt als Trainer.

 

Mit Kritik spart er trotzdem mehr bei sich als bei den Spielern. Auch gegen Deutschland hat er, nach Eigenansicht, alles richtig gemacht. Die Migranten-Bande um Arnautovic und Korkmaz einfach weggelassen, das verbesserte die Stimmung im Team. Dazu Psychotricks. In der Halbzeit stachelte der Teamchef seine verbliebenen Spieler an: „Ich will nach dem Spiel nichts davon hören, dass wir nur 45 Minuten mithalten können und danach eingehen", erzählt der Teamchef stolz von seinem Erfolgsrezept.

 

Im Vorfeld musste er sich, vor allem bei deutschen Medien, trotzdem mit kritischen Fragen herumschlagen. Ein deutscher Journalist sprach Constantini auf seinen „Taktik ist überbewertet"-Sager an. Constantini soll geantwortet haben, dass ein Trainer mit nicht so tollem Spielermaterial eben an seine Grenzen stoßen würde – in Sachen Taktik. Also sind es wieder einmal die Spieler, die vielleicht mittlerweile an ihre Grenzen mit einem nicht so tollem Trainermaterial stoßen. In der deutschen FAZ sagt er: „Eine wichtige Rolle bei einem guten Klub in einer Top-Liga spielen aber nur Pogatetz in Hannover oder Fuchs in Mainz. Sonst sind es noch Scharner in England und Janko in Holland. Aber das reicht nicht." Noch mal eins aufs Kappel für die Spieler.

 

Auch wenn er dabei Harnik (erzielte 17 Tore für Stuttgart), Alaba (spielte jedes Rückrundenspiel), Ibertsberger, Prödl, Garics (zwar verletzt aber ansonsten Stammspieler), Stranzl (gerade zum besten Wintereinkauf der deutschen Bundesliga gekürt) & Co. ausklammert.

 

Vor den Spielen gegen Belgien und Türkei beklagte er die vielen Ausfälle und machte die schlechten Leistungen daran fest. Viele Ausfälle waren es damals gar nicht, im Vergleich zum Deutschland-Spiel. Und jetzt ging plötzlich alles trotzdem wie geschmiert?

 

Deutsche Medien lassen ihm die Ausreden mit den schlechten Spielern nicht durchgehen. In Österreich darf er sie ungestraft zur Wahrheit erheben.

 

Der ÖFB-Präsident ist nach der 5. Niederlage in Folge zufrieden und lobt den Teamchef für seine rigorose Art mit dem namentlich nicht genannten Spieler abzufahren. Auch wenn es wohl eher gegen Präsident und Teamchef spricht, wenn ein 21-jähriger, namentlich nicht genannter Spieler, von aus der Pubertät bereits entwachsenen Führungskräften und gestandenen Mannsbildern nicht integriert sondern als Prellbock missbraucht wird.

 

Constantini freut sich über die Worte Wintdners, gelobt aber weiterhin keine Besserung.

 

„Jedes Spiel steigern kann man sich nicht. Dann wären wir ja bald hinter Spanien (in der Weltrangsliste, Anm.)." Aber steigern wir uns weiterhin so selten wie bisher, überholen wir Spanien im Extremfall von hinten. Außerdem würde eine Forderung nach Steigerung Druck erzeugen. Das mag der Teamchef nicht.

 

Morgen spielt Österreich einen „Test" gegen Lettland. Constantini legt wert darauf, das Spiel als „Test" zu sehen. Scharner und Janko wurden bereits in die Sommerpause entlassen, ein weiterer Haufen ist verletzt. Ausreden gäbe es im Falle keines Sieges also zahlreiche. Zu wenige gute Spieler im Kader, zu viele urlaubsreife, zu große Erwartungshaltung, zu kleine Motivation, zu viele Spieler die gerade nicht spielen (auch wenn Sommerpause ist). Den Spieler ohne Namen, der Arnautovic heißen soll, dürfte nicht in der Fehleranalyse nach dem Spiel vorkommen. Aber wer weiß, der Teamchef ist im Gegensatz zum Taktisieren beim Ausredenerfinden sehr kreativ.

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