Kein Klopp für Österreich? Wie der ÖFB Ex-Profis bevorzugt behandelt

Das Bewerbungsverfahren des ÖFB zur UEFA-Pro-Lizenz behandelt ehemalige Profis bevorzugt. Von 14 Lehrgangsteilnehmern sind heuer 14 Ex-Profis darunter. von Gerald Gossmann Thomas Weissenböck ist Trainer von BW Linz. Er gilt als akribisch und fachlich. We

logo_qualitaetsjournalismusDas Bewerbungsverfahren des ÖFB zur UEFA-Pro-Lizenz behandelt ehemalige Profis bevorzugt. Von 14 Lehrgangsteilnehmern sind heuer 14 Ex-Profis darunter.

von Gerald Gossmann

Thomas Weissenböck ist Trainer von BW Linz. Er gilt als akribisch und fachlich. Weissenböck hat Erfahrung als Nachwuchsbetreuer, Cheftrainer und Projekt-12-Beauftragter. Er gilt als fleißig und ehrgeizig. Für den UEFA Pro Lizenz Kurs (den höchsten Trainerkurs in Österreich) wurde er trotzdem zum zweiten Mal abgelehnt. Grund: Mit seiner Spielerkarriere bringt Weissenböck nicht genug Punkte mit.

 

Weissenböck brachte es bloß bis in die Regionalliga. 14 Kursteilnehmer wurden aufgenommen. Darunter Vastic, Hütter, Kühbauer und Pfeifenberger. Von 14 Kursteilnehmern sind 14 ehemalige Profis. Oftmals prominente noch dazu.

 

Es gibt klare Selektionsrichtlinien erklärt Thomas Janeschitz, Verantwortlicher für die Trainerausbildung des ÖFB, auf Nachfrage.
100 Punkte werden für die Beurteilung eines Kandidaten vergeben. 20 Punkte gibt es wenn man eine ehemalige Profikarriere vorweisen kann. 20 Punkte für eine schon gestartete Trainerkarriere. 20 Punkte für das Zeugnis im vorangehenden A-Lizenz-Kurs und 40 Punkte für die Potentialanalyse, eine Art Persönlichkeitstest.

 

janeschitz_waerterKommt also Herr Ex-Profi und bewirbt sich für den UEFA Pro-Lizenz-Kurs hat er zumeist mit einem Schlag 20 Punkte mehr als Mitbewerber Nicht Ex-Profi. Durch einen bekannten Namen wie Kühbauer oder Pfeifenberger ist zumeist ein Trainerjob in einer höheren Liga auch schnell lukriert. Macht noch mal 20 Punkte. Eigentlich uneinholbar für einen Nicht-Profi wie Weissenböck, der nur in der 3. Leistungsstufe kickte und bei Ried im Nachwuchsbereich Trainer war.

 

Kühbauer, Pfeifenberger und Hütter haben bereits Trainerjobs in der Red Zac Liga, also der zweiten Leistungsstufe. Auch, wie Chefausbildner Janeschitz bestätigt, durch die enge Vernetzung der Klubs mit den Altstars. „Es ist für Verantwortliche von Vereinen schon verlockend einen bekannten Spieler als Trainer zu holen. Das bringt ihnen auch Vorteile.“

 

Thomas Weissenböck sitzt in der Warteschleife, während Trainer mit ähnlicher Biografie wie der seinen in anderen Ländern Karriere machen. Thomas Tuchel in Mainz, Jürgen Klopp in Dortmund, Mirko Slomka bei Hannover, Jose Mourihno in Madrid. Allesamt keine großen Kicker die über Unterligen nicht hinaus kamen und als Trainer groß Karriere machen.

 

In Österreich hätten sie es vermutlich in keinen Lehrgang zur UEFA Pro-Lizenz geschafft.

 

Während alle Ex-Profikicker, die auch Trainer werden wollen, einen Persilschein ausgestellt bekommen, bleiben ambitionierte, vielleicht ehrgeizigere Kandidaten ohne große Spielervergangenheit auf der Strecke.

 

Daher tummeln sich in Österreich seit Jahrzehnten von Krankl über Constantini bis zu Kühbauer hauptsächlich prominente Ex-Kicker im Trainergeschäft. Janeschitz betont, dass die österreichische Trainerausbildung im internationalen Vergleich top ist. Warum aber ist kein österreichischer Trainer im bedeutenden Fußballausland tätig? 

 

Dass mit Paul Gludovatz ein Nicht-Ex-Profi, neben Franco Foda, der erfolgreichste Trainer der Bundesliga ist, bleibt wohl Ironie des Schicksals.

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