Karl Daxbacher ist "angfressn". Aber reicht das aus?

Es ist ein altes Problem. In jeder Runde taucht es auf. Es betrifft jeden Bundesligisten und wird trotzdem nicht und nicht behoben. Wovon ist die Rede?   Österreichische Mannschaften sind nicht in der Lage ein Spiel zu gestalten, Angriffe zu konstruieren,

Mattersburg bezwang sogar Tabellenführer Austria in Wien. Mit einem Rezept das gegen die Großen eigentlich immer funktioniert. Räume zumachen, Spiel zerstören, auf Konter lauern. Während Trainer überall in Europa daran basteln zugestellte Räume durch konstruierte Spielzüge zu öffnen, verweigert man sich in Österreich beharrlich und in beängstigender Weise dagegen etwas zu unternehmen. Den Hauch einer Gegenstrategie zu entwickeln. Nein. Wenn hier die Räume zu sind, bleiben sie zu.

 

Das Spiel Austria gegen Mattersburg, vom Wochenende, muss hier als Beispiel angeführt werden. Trainer Karl Daxbacher sagte nach dem Spiel: „Mattersburg hat uns mit den einfachsten Mitteln geschlagen. Hinten zu machen, Ball weg schlagen und hoffen, dass vorne etwas passiert, und so hart wie möglich spielen. Wir haben kein Rezept gefunden."

 

Was auch irgendwo auf der Hand liegt. Erwartet man während des Spiels das richtige Rezept zu finden, ist der Plan klarerweise zum Scheitern verurteilt. Wie hat Trainer Daxbacher den SV Mattersburg erwartet? Man musste doch davon ausgehen, dass sie defensiv, destruktiv und Räume eng machend nach Wien kommen würden. Daxbacher weiß das auch. Nur scheint es ihm wirklich egal zu sein, seine Strategie (im Vorfeld) danach auszurichten und einzutrainieren. Wie aber sollen wirklich ernsthafte Gegner, die in einer möglichen Champions-Leaque Quali warten, bezwungen werden? Wenn sogar gegen Mattersburg, gegen einen Trainer wie Franz Lederer, Räume nicht geöffnet werden können, man sich darauf wehrlos ergeben muss.

 

„Das Kombinationsspiel hat nicht funktioniert", sagt Daxbacher nach dem Spiel. Und: „Ich bin ordentlich angefressen."

 

Nicht aber auf sich selbst, auf jenen der kein Rezept entwickelt hat. „Ich mache den Mattersburgern keinen Vorwurf", sagt er, „sondern meiner Mannschaft."

 

Jogi Löw sagte einmal in einem Interview während der WM 2010: „Ich habe die Australier sehr defensiv erwartet und sehr enge Räume." Löw klügelte im Vorfeld etwas aus. Konstruierte Spielzüge, die zugestellte Räume öffnen sollen. Deutschland gewann mit 4:0. Die Austria, die sich am Wochenende einer ähnlichen Situation gegenüber stehen sah, verlor 0:1.

 

Karl Daxbacher, der in Österreich ja – weil vom Wesen her ruhig und seriös – als guter Trainer gilt, lässt immer wieder mit ähnlich seltsamen Aussagen aufhorchen, die seine Spieler an den Pranger stellen und ihn selbst von jeglicher Schuld befreien sollen: „Meine Mannschaft hat sich zu sehr zurückgezogen. Wir hätten weiterhin nach vorne spielen sollen", hat Daxbacher einmal nach einem Spiel gesagt. Wer aber, wenn nicht er, sollte das anordnen?

 

Wenn diese Vorgänge wirklich von der Mannschaft angeordnet werden, unterstützt es nur die Theorie, die ein Peter Pacult einmal aufstellte. „Ich bin noch einer jener Trainer, der möchte, dass sich die Mannschaft am Feld selbst organisiert." Pacult, Daxbacher & Co. nehmen also eine goldene Regel der Siebzigerjahre her und transportieren sie, mir nix dir nix, in die heutige Zeit. Wer aber glaubt, dass sich eine Mannschaft heute noch am Feld selber organisieren kann, begeht damit angekündigten Selbstmord am Spielfeld. Auf Kosten der Spieler.

 

In ernstzunehmenden Ligen, wie der Deutschen Bundesliga, hat längst die Zukunft Einzug gehalten. Mirko Slomka, mit Hannover Underdog in der deutschen Bundesliga, lässt seine Mannschaft mit einer 10-Sekunden-Regel trainieren. Bei Balleroberung innerhalb von 10 Sekunden zum Torabschluss kommen. Das mache das Spiel schnell. Und Slomka fällt noch viel mehr ein. Hannover ist deshalb Vierter. Wird nächstes Jahr fix im Europapokal spielen, vielleicht sogar Champions Leaque. Mit modernem Fußball, dem man sich in Österreich so beharrlich verweigert.

 

Die Austria wird im Europacup früh scheitern, trotz gutem Spielermaterial und obwohl man, als eine der wenigen Mannschaften in Österreich, mit dem Kurzpassspiel eine Philosophie entwickelte. Weil man sich nichts darum schert, das Spiel dem Gegner anzupassen, eine Strategie zu entwickeln und diese auch zu trainieren. Peter Pacult hat dazu gerne gesagt: „Wir schauen nur auf uns. Nicht auf den Gegner."

 

Vielleicht schaut man gerade deshalb in der Champions Leaque, bei jeder EM oder WM auch immer nur nichtösterreichischen Mannschaften auf die Beine.