Gunnar Prokop widerspricht Peter Pacult

Peter Pacult, galant, charmant, lächelnd, gut gelaunt. Wo? In seiner Lieblingsfußball-diskussionssendung im Red Bull Hangar. Wenn es um Red Bull geht lächelt Pacult derzeit ständig. Das Diskussionsthema gefällt ihm auch – es geht um Trainerpersönlichkeite

logo_qualitaetsjournalismusPeter Pacult, galant, charmant, lächelnd, gut gelaunt. Wo? In seiner Lieblingsfußball-diskussionssendung im Red Bull Hangar. Wenn es um Red Bull geht lächelt Pacult derzeit ständig. Das Diskussionsthema gefällt ihm auch – es geht um Trainerpersönlichkeiten, die sich nicht verbiegen lassen. Pacults Markenzeichen wird also besprochen. Neben Pacult sitzt Ex-Handball-Coach Gunnar Prokop dort.

 

Pacult lächelt zwar mehr als zu Rapid-Zeiten, seine Fußballphilosophie ist dieselbe geblieben. Pacult wurde als Erfolgstrainer in den Hangar eingeladen. Trotz Platz 3 und im Grunde Platz 5 mit Rapid in den letzten beiden Saisonen und dem jetzigen Wechsel in Deutschlands vierte Liga. Pacult der Erfolgscoach. Warum? Wegen seiner Art, predigt er sein Erfolgsgeheimnis. "Man soll´s nicht jedem Recht machen" - lautet die Formel dazu, alles andere ist "primär", also sekundär. Und davon erzählt er. Sekundär ist vor allem die graue Theorie, davon gebe es schon zu viel im Fußball.


 

Wenn Pacult auf ServusTV über seine Trainerphilosophie spricht, klingt das sinngemäß in etwa so: Was helfe schon die beste Theorie aus allen theoretischen Büchern aller Studierten der Welt, wenn's in der Praxis nicht klappt. Also, sagt Pacult, heiße sein Erfolgsmodell: 80 Prozent Praxis, 20 Prozent Theorie. Theorie deshalb zu einem geringen Prozentsatz, weil's die Spieler zumeist eh nicht kapieren würden, oder aus Sturheit einfach nicht umsetzen, also gleich Praxis.

 

Auch wenn das Argument nicht ganz stichhaltig ist, weil dann ja 80 Prozent Praxis komplett ohne Theorie dastehen, wird Pacult vom Publikum beklatscht.

 

Pacult ist in Fahrt. Nächstes Thema: Die Spieler. Pacult beklagt sich über den Unwillen der heutigen Spielergeneration auch Leistung zu bringen. Einmal gehe ein Spiel wegen Spieler A verloren, das andere Mal patzt Spieler B. Irgendeiner dreht immer einen Pfusch, warum Kontinuität auch schwer zu erreichen sei. Pacult sieht den Grund im fehlenden Willen der Spieler, die regelmäßig zu unregelmäßig laufen, kämpfen und beißen. Wieder ein nicht ganz stichhaltiges Argument, weil ja bereits vorhin zugegeben wurde, dass ein eklatantes Gefälle  zwischen Theorie und Praxis besteht, was in der Regel nicht gut gehen kann, will man Kontinuität erreichen. Das Publikum klatscht trotzdem, weil auf die Spieler hinhauen halt immer zieht.

 

Gunnar Prokop, seines Zeichens kein bedingungslos Morgiger, widerspricht Pacult: Das sei der Profibereich, es werde doch bei einer Mannschaft wie Rapid nicht einen Haufen unwilliger Spieler geben, die das Laufen verweigern. Das könne er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Außerdem seien bei mentalen Schwächen Einzelgespräche gefragt.

 

Pacult schüttelt aber nur den Kopf: Einzelgespräche mag er genauso wenig wie graue Theorie.

 

Dann die Populismus-Keule schlechthin: Arnautovic. Pacult sagt: „Der hat noch nie irgendwo einen Hydranten überspielt und kriegt so eine Aufmerksamkeit.“ Das Publikum klatscht jetzt tosend Beifall. Gegen Arnautovic rufen kommt so gut als würde Strache gerade für den Schilling schreien. Auch wenn Arnautovic sich bereits mit 19 Jahren bei einem holländischen Spitzenklub durchsetzte, Folge dessen zu Inter Mailand wechselte und jetzt bei Werder Bremen an den sehr hoch gelegten Erwartungen und an sich selbst zu scheitern droht.

 

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Aber nur zur Information über den Kritiker Pacult: Dieser spielte in selbigem Alter noch beim FAC. Ob er damals schon Hydranten überspielte ist nicht überliefert. Arnautovic traf mit diesem Alter jedenfalls bereits in der Champions Leauque – gegen Mannschaften wie Inter Mailand.

 

„Arnautovic hat überall nur Brösel“, sagt Pacult. Aber kann eigentlich jemand wie Pacult die Moralkeule über Arnautovic schwingen, der selbst regelmäßig vor TV-Kameras die Nerven wegschmeißt, Journalisten beschimpft, Sturm-Fans den gestreckten Mittelfinger zeigt und vom Klub unzählige Mal abgemahnt aber nicht verbannt worden ist?

 

Egal, dem Publikum gefällts.

 

Nur Gunnar Prokop widerspricht Pacult wieder: Es sei doch Aufgabe des Trainers einen schwierigen Burschen soweit zu bringen, dass er es auch bringt. Und wieder hat Prokop, der nicht Morgige mehr Recht als der viel mehr Gestrige. Pacult wettert gegen faule Spieler, zu viel Theorie und Arnautovic. Er wird beklatscht dafür.

 

Am Schluss wird Pacult gefragt, was er denn geworden wäre, würde es den Fußball nicht geben. Pacult antwortet ganz Pacult und gegen den derzeitigen Trainer-Trend sprechend: „Ich wäre sicher ned Lehrer wordn.“ Nicht theoretisch und praktisch schon gar nicht. Das glauben wir ihm, ist auch gut so. Jetzt ist er aber Fußballlehrer und versteht sich nicht als solcher. Problematisch.

 

Österreichische Trainer wie Pacult rufen sogar bei wenig Morgigen Ex-Handball Trainern Kopfschütteln hervor. Vielleicht mit ein Grund, warum so gut wie kein heimischer Trainer im bedeutenden Fußballausland tätig ist. Pacult, der Gestrige, wechselte übrigens gerade von Rapid Wien in die 4. Deutsche Liga. Pacult sieht das als Bestätigung seiner Arbeit.

                                                                                             Gerald Gossmann

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