Der Sündenbock ist gefunden

Was hätte dem ÖFB besseres passieren können. Verzweifelt wird nach einem Sündenbock, für die Niederlagen gegen Belgien und die Türkei, gesucht – schon ist er gefunden. Marko Arnautovic soll seinen Teamkollegen Stefan Maierhofer in der Kabine nach dem Türk

 

Der Öffentlichkeit, dem zahlenden Publikum, muss ein Schuldiger präsentiert werden. Das weiß der ÖFB, das wissen die Medien. Aus Ahnungslosigkeit, aus fehlendem Kombinierungssinn oder auch aus Desinteresse, nimmt die breite Öffentlichkeit Marko Arnautovic als Sündenbock bereitwillig hin. 

Die wahre Symbolfigur des Niedergangs, nämlich der Teamchef, erklärt in Interviews zwar weiterhin, dass er sich um Zukunftspläne und Lernbereitschaft wenig schert. Aber egal. Eigentlich liefert der Teamchef alle Gründe für seine Ablöse am Silbertablett. Er erklärt die Unwichtigkeit von Taktik und System in Interviews, wird vom Kurier des planlosen Trainierens überführt und gibt nach zwei, von ihm selbst verantworteten Niederlagen, einen Schlachtplan für die Zukunft aus, der diesem nur so spottet: „Wenn gesagt wird, dass wir jetzt keine Chance mehr haben, spielen wir vielleicht befreiter.“ Das ist sein einziger Strohhalm. Und Constantini erklärt seinen Plan laut und der Öffentlichkeit. Alleine die Medien verstanden den Satz nicht in seiner ganzen Bedeutung, sondern publizierten ihn im Textgemenge irgendwo dazwischen.

 

Seine Fehleranalyse beschränkt sich auf Schuldzuweisungen und resignativen Äußerungen. Co-Trainer Zsak sagt: „Wenn nicht jeder Spieler 100 Prozent gibt, können wir gegen kein Team der Welt gewinnen.“ Constantini: „Uns fehlt die Klasse.“

 

Klingt nicht gut. Das Trainerduo bleibt trotzdem, wird von der ÖFB-Spitze sogar von jeglicher Kritik freigesprochen. „Der Trainer kann es nicht sein, es sind die Spieler“, lautet der, das kritische Publikum, verhöhnende Tenor. Constantinis Plan für die Zukunft ist eine Mischung aus Hoffnung aufs Glück und Aberglaube. Er hat sich mehrfach der Arbeitsverweigerung überführen lassen. Trotzdem wird Arnautovic als Sündenbock durchs Land getrieben.

 

Peter Pacult äußerte sich auf Ö3 dazu: „Ich weiß noch immer nicht was der kann oder nicht.“ Bei ihm jedenfalls hätte so einer, der noch nichts geleistet hat, kein Leiberl. Hans Krankl sagt dasselbe: „Der hat noch nichts geleistet.“ Arnautovic spielte mit 19 und 21 bei Twente Enschede, Inter Mailand und Werder Bremen. Pacult und Krankl in selbigem Alter beim FAC und Rapid. Und trotz der klaren Faktenverweigerung, der so genannten Experten, die Öffentlichkeit nimmt die Aussagen als Attest für die Schuldigkeit Arnautovics hin. Dabei widersprechen sich die Experten, genauso wie der Teamchef es ständig tut.

 

Worauf stütz sich aber die konkrete Kritik an Arnautovic. Er äußert seinen Unmut am Feld, und wie jetzt klar wurde, auch in der Kabine. Er spricht Unbequemes an. Und waren es nicht gerade Legenden wie Krankl und Pacult, die das von der zu braven Spielergeneration vor ein paar Jahren, noch einforderten? Spieler nach dem Schlage Kühbauer oder Ogris wurden herbeigesehnt.

 

Keine Talksendung mit Hans Krankl vergeht, ohne Hinweis seinerseits, auf seine wilden Zeiten als Spieler und Trainer. Er erzählt, mit stolzer Brust, von Spielern die er im Schwitzkasten herumzerrte und Türen die er als Trainer eintrat. Was ist da schon ein Wortgefecht zwischen Arnautovic und Maierhofer?

 

Für Krankl & Co. ein Grund ihn aus dem Team zu werfen.

 

Jahrzehntelang lieferten sämtliche Experten das Fehlen „richtiger Typen“ als Grund für das Versagen des österreichischen Fußballs. Und jetzt, wo Spieler mündig auftreten, werden sie zurechtgestutzt? Vielleicht sogar verbannt?

 

Auch wenn das Szenario jeglicher Logik widerspricht.

 

Für den ÖFB, Krankl und seine Expertenrunde von Alt-78ern, ist die verzerrte, sich ständig selbst widersprechende Argumentation, die einzig geltende Wahrheit.