Der Gludovatz-Daxbacher-Vergleich
Während Gludovatz seine Rieder im Alleingang weiterbringt, hat die Austria mit Laibach und ihrem eigenen Coach zu kämpfen. von Gerald Gossmann Die SV Ried war eigentlich schon weg gestern, Bröndby holte zur schallenden Ohrfeige aus, 0:4 aus Sicht der Ried
Während Gludovatz seine Rieder im Alleingang weiterbringt, hat die Austria mit Laibach und ihrem eigenen Coach zu kämpfen.
von Gerald Gossmann
Die SV Ried war eigentlich schon weg gestern, Bröndby holte zur schallenden Ohrfeige aus, 0:4 aus Sicht der Rieder, eine halbe Stunde noch zu spielen. Der hohe Rückstand war einerseits der Übervorsicht und der doch ängstlichen Fünferkette der Rieder zuzuschreiben, aber auch ein bisschen einem sehr unglücklichen Spielverlauf.
Egal. Letztlich passierte ohnehin etwas völlig unösterreichisches. Der heimische Coach greift ein, goldrichtig noch dazu. Paul Gludovatz steht in Minute 61 an der Outlinie und macht das, was ein Coach zu tun hat. Weil er im Vorfeld recherchierte und jetzt zum Gegenschlag ausholt.
Gludovatz und sein Trainerteam wussten, dass Bröndbys Spieler nach einer Stunde konditionell abbauen werden. Und Gludovatz wusste, seine Rieder werden 90 Minuten konditionell auf einem Level spielen. Gludovatz wusste das, weil er im Vorfeld Daten des dänischen Klubs orderte, sie analysierte, und mit den Daten seines Teams verglich. Heraus kam: egal wie es nach 60 Minuten steht (Gludovatz konnte natürlich nicht ahnen, dass sie 0:4 hinten liegen würden), es wird von Defensive auf Offensive umgestellt. Das ganze funktionierte, die Rieder trugen die Angriffe (ganz unösterreichisch) gezielt vor und erspielten sich zusehends das Spiel.
Ried steht in der nächsten Runde, der Plan, der nicht zufällig daherkam, ging auf, weil Gludovatz das machte, was heute jeder moderne Trainer macht. Er beschafft alle nur vorhandenen Daten, wertet sie aus und schafft damit eine Grundlage für sein System. Es muss für Gludovatz wohl einer schallenden Ohrfeige gleichgekommen sein, dass Roman Mählich, ORF-Experte, nach dem Spiel System und Taktik klein redete und die Kampfbereitschaft der Rieder hervor strich. Schwachsinn. Der Erfolg liegt in der Arbeit eines Trainers, der sich auch als solcher versteht und Dinge im Vorfeld plant.
Die Daxbacher-Sabotage
Ganz anders sein Kollege Daxbacher, der beim Stand von 2:0 für die Austria und einer gelb-roten Karte gegen sein Team zu mauern beginnen will. Linz raus, ein defensiverer Mann rein, jetzt wird's eine Abwehrschlacht. Dass das nicht gut gehen kann,haben österreichische Trainer zur genüge vorexerziert. Zsak mit der U-21 gegen Finnland zum Beispiel, um ein bekanntes Relikt von Trainerunfähigkeit hervor zu kramen. Constantini, Zsak und Daxbacher versuchen regelmäßig einen Vorsprung zu ermauern, was selten gut geht. Die Austria fängt sich natürlich – und das war vorhersehbar – zwei Treffer ein, während ORF-Kommentator König schnaufend dem Schiedsrichter die Schuld in die Schuhe schieben möchte. „Diese Situation hat der Schiedsrichter hergestellt, mit seiner kleinlichen gelben Karte." Keine Frage, der Schiedsrichter der Partie war seltsam, schuld an der taktischen Ausrichtung der Austria war er aber dann doch nicht.
Gludovatz ist kein Wunderwuzzi, aber er saugt moderne Entwicklungen auf, das reicht.
Denn während Gludovatz aktuelle Entwicklungen des Fußballs aufsaugt wie ein alter aber trotzdem saugstarker Schwamm, lernt Daxbacher von Saison zu Saison nichts, aber rein gar nichts dazu. Er versucht einen Vorsprung in Unterzahl zu ermauern, obwohl heute jeder erfolgreiche Trainer hoch verteidigen lässt, Pressing spielt und Ballkontrolle predigt. Rein gar nichts davon war gestern von der Austria zu sehen. Zwei Tore in zehn Minuten nach Daxbachers Umstellung, waren so etwas wie die Rechnung. Und nicht die gelb-rote Karte war Schuld daran, nicht der inferiore Schiedsrichter, es war Daxbachers Lernunfähigkeit, die seiner Mannschaft mehr schadet als jeder Schiedsrichter es nur tun könnte.
Die Austria hatte am Ende Glück, dass trotz einer Abwehrschlacht mit null Ballkontrolle und ausschließlich hohen Bällen ins Nirgendwo, ein 3:2 am Ende herausschaute. Was aber nur den Effekt bringt, dass sich Daxbacher mit seinem Coaching auf sicherer Seite glaubt und wohl in der nächsten Runde gegen die Wand fahren wird.
Die ORF-Analyse am Ende erkennt keinen Unterschied der beiden Auftritte. Sowohl Ried als auch die Austria werden für Kampf und Leidenschaft gelobt. Gleich war alleine, dass beide Trainer Weichen für ihre Mannschaften stellten. Gludovatz führte seine Mannschaft zum Aufstieg. Daxbacher führte seine Austria beinahe ins Aus.
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