10 Fragen eines Deutschen an den ÖFB-Präsidenten
Der ÖFB-Präsident drischt gerne Phrasen. Österreichischen Journalisten reicht das. Deutschen nicht. Auf ServusTV wurde Windtner von einem deutschen Journalisten zerpflückt. Deutsche Logik reichte aus um den Präsidenten der Substanzlosigkeit zu überführen.
Der ÖFB-Präsident drischt gerne Phrasen. Österreichischen Journalisten reicht das. Deutschen nicht. Auf ServusTV wurde Windtner von einem deutschen Journalisten zerpflückt. Deutsche Logik reichte aus um den Präsidenten der Substanzlosigkeit zu überführen.
von Gerald Gossmann
Wie oft werden österreichische Funktionäre und Trainer von deutschen Journalisten befragt? Ungefähr nie. Spielt aber Österreich gegen Deutschland entwickelt der Deutsche so etwas wie Interesse für Manfred Zsak, Didi Constantini, also das Trainergespann das Taktik ablehnt und den ÖFB-Präsidenten, dem das egal zu sein scheint. Schon vor dem ersten Länderkampf nahmen Journalisten der FAZ den Teamchef in die Mangel und machten das, was österreichische Journalisten so gut wie nie tun. Nachhaken – nach logischen Grundprinzipien.
Vor dem zweiten Duell beschäftigt sich der große Nachbar wieder vermehrt mit Österreichs Fußball. Der Deutsche versteht vieles noch immer nicht. Warum reißt das ÖFB-Team trotz Kickern wie Janko, Harnik, Alaba, Scharner, Fuchs, Hoffer, Pogatetz, Dragovic, Prödl, Arnautovic, Ivanschitz & Co. nichts. Wieso reagiert niemand? Wieso kommt niemand mit einer Strategie um die Ecke? Wieso steht in Österreich in Sachen Fußball so lange alles still?
Montag saßen ÖFB-Präsident Windtner, Sturm-Präsident Stockenhuber und Ried-Trainer Paul Gludovatz im ServusTV-Studio dem deutschen Moderator Rudi Brückner gegenüber.
Deutsche Funktionäre hätten sich vorbereitet auf die Fragen des Journalisten. Die Österreicher dachten, alles sei wie immer (ausgenommen Paul Gludovatz). Phrasen reichen. Ein bisserl scherzen. Das wars.
Denkste.
Windtner begann protokollmäßig seinen Text herunterzuspulen und lobte floskelverliebt die besser werdende Kommunikation zwischen Bundesliga und ÖFB. „Wir sind schon einen großen Schritt weiter. Vor dem Länderspiel gegen die Slowakei haben sich sämtliche Trainer und Sportdirektoren der Bundesliga mit dem ÖFB zusammengesetzt und Termine abgesprochen. Da sind wir deutlich einen Schritt weiter.“
Der deutsche Moderator stockt. Dann hakt er nach: „Ja, aber das ist doch etwas Formales, sag ich mal. Es geht doch um Inhalte. Tauscht ihr auch Inhalte aus?“ Der Deutsche blickt in die Runde. Schweigen. Gludovatz: „Ich weiß nicht wer angesprochen ist.“
Sturm-Präsident Stockenhuber ist mutig: „Na sicher tauschen wir Inhalte aus. Die regelmäßigen Treffen sind sehr konstruktiv. Dass man Sachen verbessern kann ist ja klar.“
Für österreichische Journalistenbedürfnisse wäre das eine akzeptable Antwort.
Für Deutsche nicht. Rudi Brückner hakt nach: „Was denn zum Beispiel? Wo könnte man Sachen verbessern?“
Stockenhuber stockt. Dann murmelt er: „Hab ich jetzt nix. Aber man könnte Sachen verbessern. Man sollte weiterarbeiten und konstruktiver werden. Das ist normal und das wird man überall haben. Aber es wird ja gesprochen.“
Die Antwort ergibt keinen Sinn, aber Windtner nickt fleißig.
Der Deutsche wechselt das Thema: „Mit der Nationalmannschaft hat sich in den letzten Monaten nichts in die positive Richtung bewegt. Bei den Vereinen schon. Wie passt das zusammen?“
Windtner: Das ist absolut richtig. Den Dingen wird man sicherlich mehr auf den Grund gehen müssen.
Für österreichische Journalisten hätte die Antwort vermutlich wieder gereicht.
Brückner hakt nach: „Gehen Sie mal auf den Grund.“
Windtner: „Da geht es nicht nur darum zu sagen, ich tausche den Teamchef aus. Sondern es geht darum, dass wir uns anschauen müssen, warum sind wir relativ stark im Nachwuchs und warum können wir das nicht transponieren auf die A-Team-Ebene.“
Keine neue Erkenntnis, darüber will man sich seit einem halben Jahrzehnt Gedanken machen. Passiert ist nichts.
Windtner holt jetzt aus: „Aber ich glaube es ist wichtig, dass wir die Kardinaltugend Geduld bewahren…denn es wird großteils gut gearbeitet.“
Und jetzt der Plan: „Wir brauchen ein gewisses Glück. Wir müssen den Schuhlöffel dazu finden, um dem Glück hinein zu helfen.
Der deutsche Journalist ist jetzt irritiert. Man ist auf der Suche nach einem Schuhlöffel der das Glück bringen soll?
Brückner hakt nach: „Aber dieses Geduld fordern, interpretiere ich das falsch wenn ich sage, das ist mehr eine Art stillhalten, nichts verbessern, geduldig abwarten?“
Windtner ist perplex ob so viel Offenheit und wenig Drumherumrederei: „Naja, abwarten und nichts tun wäre nicht gut.“ Dann stockt er und besinnt sich seiner Phrasen: „Moment einmal, man muss so wie in der Wirtschaft ganz nüchtern analysieren warum die Bilanz nicht klappt und dann muss man Maßnahmen setzen.“ Zeit genug für eine Analyse wäre ja schon gewesen.
Dann schwingt Windtner die Patriotismuskeule um abzulenken: „Fußball ist Nummer eins in unserem Land. Wenn man sieht wie gegen Deutschland das Ernst Happel Stadion zum Radetzkymarsch mit den Fahnen gekocht hat, dann muss man sagen, dass diese Fußballnation lebt.“
Der Deutsche will es jetzt wissen: „Vor einem Jahr haben Sie hier gesagt, wir müssen uns für ein großes Turnier qualifizieren. Das tut ihr jetzt nicht.“
Windtner: „Die Qualifikation ist noch nicht aus.“ Windtner schaut in die Menge, ob die Antwort ausreicht. Anscheinend nicht, er fährt fort: „Natürlich kann man sagen, es ist nur mehr eine theoretische Chance, aber es wäre jetzt völlig illegitim die Chance tot zu reden.
Der Deutsche versteht Bahnhof: „Aber jetzt mal…der ÖFB ist ja dann im Zeitverzug. Sie verlieren ja Zeit um sich für das nächste Turnier wieder aufzustellen.“ Logischer Gedankengang.
Windtner: „Na, das seh ich nicht so. Wieso verlieren wir Zeit?“
Der Deutsche: „Wenn mit Constantini nicht verlängert wird, dann hätte man es ja jetzt auch direkt machen können.“
Windtner: „Aber was tue ich einem neuen Teamchef an, wenn ich ihn jetzt hineinjage in die letzten Matches.“
Und jetzt kommts: „Das hat gestern sogar der Didi Constantini unter vier Augen zu mir gesagt. Das bringt ja überhaupt nix.“
Was jetzt? Der Teamchef sagt dem Präsidenten, dass es nichts bringt ihn jetzt schon zu entlassen, sondern erst nach der Qualifikation, in Sorge um seinen Nachfolger, der die schlimmen Spiel gegen Deutschland und die Türkei nicht zu verantworten haben soll?
Der deutsche Rudi Brückner ist ebenso verwirrt: „Was jetzt? Didi Constantini hat gesagt: Gut dann mach mas noch ein paar Spiele und das war es dann. Weil er hat ja gesagt es wäre Quatsch jetzt jemand anderen dahin zu setzen.“
Windtner: „Na, das hat a ned gsagt.“
Brückner: „Na deshalb frag ich ja noch einmal.“
Windtner: „Die Interpretation kommt von ihnen. Ich hab Verständnis dafür, dass sie kritisch ist, weil wenn man nichts gewinnt, dann muss man mit Kritik natürlich rechnen. Tatsache ist: Constantini hat Vertrag und diesen wird er auch erfüllen.“
Deutsche Logik kann viel. Die Unlogik des Leo Windtner zu entwirren – dagegen ist auch sie machtlos.
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