Das Kühbauer-Comeback: Ein Zeichen der Einsicht?
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Das Kühbauer-Comeback: Ein Zeichen der Einsicht?

Der LASK überrascht mit seiner Trainerentscheidung, Didi Kühbauer soll es jetzt richten. Er gibt eine gute Position im Titelkampf auf, um einen Verein wiederaufzubauen, der ihn vor zwei Jahren vor die Tür gesetzt hat. Das ist kompliziert.

Angesichts der heutigen Nachrichtenlage fehlen einem fast die Worte. Didi Kühbauer kehrt als Cheftrainer zum LASK zurück. Wenn die 'Tagespresse' sich so etwas ausdenkt, schön und gut - aber die Linzer selbst? Es ist einer dieser Momente, in denen das reale Geschehen jeden noch so schön aufgelegten Scherz im Keim erstickt.

Dabei wäre man angesichts der sportlichen Entwicklung des WAC unter Kühbauer sogar geneigt zu sagen: Das könnte passen. Innerhalb eines Jahres hat der 54-Jährige die Kärntner aus der Qualifikationsgruppe gehievt und zum Cupsieger und Beinahe-Meister geformt, auch 2025/26 läuft es gut. So empfiehlt man sich für größere Herausforderungen, möchte man meinen. Eine solche ist der LASK im aktuellen Zustand. 

Von der Spitze in den Keller

Auf dem Papier tauscht Kühbauer den zweiten gegen den vorletzten Tabellenplatz, die Vereine trennen aktuell zehn Punkte. An Qualität fehlt es in Linz nicht, zu erklären ist die bisher enttäuschende Ausbeute vor allem mit einer hohen Dichte an individuellen Patzern zum Saisonstart.

Die Negativspirale dreht sich aber schon ein Stück länger. Seit dem Abschied von Oliver Glasner im Sommer 2019 wurden über etwas mehr als sechs Jahre neun Trainerwechsel vollzogen. Maximilian Ritscher, der bis gestern zum zweiten Mal interimistisch aushelfen durfte, ist dabei nicht mitgezählt.

Höher, als auf dem dritten Platz, ging in dieser Phase keine Saison zu Ende. Das deutet darauf hin, dass die hohen internen Erwartungen nie voll und ganz zu dem Produkt auf dem Platz gepasst haben. Dramatisch aufregender oder erfolgreicher wurde der Fußball aber auch mit dem nächsten und übernächsten Neustart nicht - nur am Trainer kann es also nicht gelegen haben. 

Better Together

Vielleicht - und das wäre ja etwas Positives - signalisiert die heutige Verpflichtung in diesem Punkt ein Stück weit Einsicht. Frei nach dem Motto "Das Gras ist anderswo auch nicht grüner", setzt man erstmals seit längerem wieder auf Altbewährtes.

Immerhin wissen beide Seiten ja, worauf sie sich einlassen. Kühbauer amtierte schon in der Spielzeit 2022/23 beim LASK, nach einer Saison war Schluss. Man sei sich nicht einig über die Größe und Qualität des Kaders gewesen, erklärte der damalige Sportdirektor Radovan Vujanovic im Nachhinein. Auch mit der Spielanlage waren nicht alle zufrieden. Kühbauer spielt heute mit einer Dreierkette, davon abgesehen hat sich nicht allzu viel verändert.

Statt Vujanovic leitet heute Dino Buric die sportlichen Geschicke. Wie viele andere Führungskräfte rund um CEO-Siegmund Gruber war er 2022 auch schon im Verein tätig und in Entscheidungen eingebunden. Nur der Kader wurde runderneuert, den einen oder anderen ehemaligen Kühbauer-Schützling - wie Sascha Horvath, Florian Flecker, Moses Usor und Lukas Jungwirth - findet man aber noch.

Sprengkraft in alle Richtungen

Die Tatsache, dass Kühbauers Co-Trainer Manfred Nastl den Wechsel nach Linz mitmacht und damit ausgerechnet zu dem Verein zurückkehrt, der ihm Gehaltszahlungen nach der Trennung im Sommer 2023 bis vor Kurzem schuldig blieb, ist eine zusätzliche Facette dieser insgesamt skurrilen Entwicklung. Es ist eine von vielen Hürden, die sich mit Geld überwinden lässt.

Dass der LASK am ersten Spieltag nach der Länderspielpause ausgerechnet in Hütteldorf auf den SK Rapid trifft, ist eine weitere. Und dann wäre da noch der Umstand, dass der LASK dieser Tage Geld für einen Trainer auf den Tisch legt, den er noch vor zwei Jahren nicht mehr wollte.

Es sollte niemanden überraschen, wenn die 'Athletiker' die Saison auf einem Europacup-Platz beenden. Umgekehrt ist es nicht unwahrscheinlich, dass Kühbauer seinen Vertrag in Linz nicht zur Gänze erfüllt, das lehrt die Bilanz der letzten Jahre.

Am Ende bleiben aktuell viele Fragen übrig. Verschenkt Didi Kühbauer die Chance auf einen weiteren Titel mit dem WAC? Torpediert er vielleicht sogar seine - in den letzten Jahren rehabilitierte - Trainer-Karriere? Wie viel hat der LASK wirklich dazugelernt? Ist es dieses ganze Drama wirklich wert? Wir werden weder heute noch in den nächsten Wochen Antworten finden. Spannend wird es aber jedenfalls.


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