Alexander Schlager hat nach der Niederlage in Brügge einen Gedanken ausgesprochen, der wohl auch so mancher Person vor dem Fernseher durch den Hinterkopf gespukt ist: "Vielleicht ist die Europa League besser für uns." Der Salzburger Torwart hatte einen bitteren Abend hinter sich, konnte sich mehrfach mit guten Paraden auszeichnen, musste am Ende aber doch dreimal hinter sich greifen.
Die Stimmen zum Spiel:
Vor diesem Hintergrund kann man es ihm kaum übel nehmen, dass seine Aussage mit einer Grundregel im Sport - nämlich immer nach dem Besten, in diesem Fall der Königsklasse, zu streben - bricht. Vor allem, weil er vollkommen recht hat - für Red Bull Salzburg ist die Champions League in dieser Phase der laufenden Saison eine Nummer zu groß.
(Noch) nicht konkurrenzfähig
Das gestrige Spiel passt ins Bild, das Red Bull Salzburg früh in dieser Saison abgibt. Nach vorne findet das Team von Thomas Letsch immer wieder gute Lösungen, großes Sorgenkind ist die Defensive. Die tragische Figur am Dienstagabend, Jacob Rasmussen, verkörpert das Problem. Im 28-jährigen Innenverteidiger, der ursprünglich geholt wurde, um die jungen Spieler der Hintermannschaft zu führen, steckt mehr, als er bisher zeigen konnte.
In der Champions-League-Qualifikation gab er aber mehrfach eine unglückliche Figur ab, auch in der Liga war ihm die eigentlich vorhandene Routine gelegentlich nicht anzumerken. Vielleicht sehen wir in Rasmussen schon im Herbst den erhofften Rückhalt - aktuell ist das noch nicht der Fall.

In der Mannschaft steckt Potenzial, sie bringt es aber nicht konstant genug auf den Platz. Im Lauf der Champions-League-Ligaphase hätte es mit dieser Form wohl wieder einige bittere Niederlagen gesetzt. Wie sich das auf die Stimmung im Verein und die Gesamtleistung auswirken kann, hat das Vorjahr gezeigt.
Wenn man sieben von acht internationalen Spielen verliert und 27 Tore einstecken muss, nimmt man den Spielern ein Stück weit die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Auch der Trainer ist schnell angezählt, die entstandene Unruhe wirft ihren Schatten bis ins Frühjahr.
Finanzieller Beinbruch
Bei Gedankenspielen zum Europacup kommt man am Thema Geld nicht mehr vorbei. Rund 42 Millionen Euro hat Red Bull Salzburg 2024/25 aus diversen Töpfen eingenommen, einen Großteil davon hatte man schon als Startgeld in der Königsklasse sicher in der Tasche. An diese Summe käme man wohl nur mit einem Final-Einzug in der Europa League heran, der Weg ins Viertelfinale würde wohl an die 25 Millionen einbringen.
Es ist ein Einschnitt, der Salzburg weh tun wird. Auch bei der zweiten Einnahmequelle - Spielerverkäufe - wären nach dem "Abstieg" in die Europa League Einbußen vorstellbar. Die Entwicklung könnte aber auch in die andere Richtung laufen. Top-Verkauf dieses Sommers ist bislang Oscar Gloukh für rund 14,75 Millionen Euro, ob des hohen Einkaufspreises fällt der Profit für Salzburg einigermaßen mager aus.
Niedriger war die höchste eingenommene Summe für einen einzelnen Spieler zuletzt in der Saison 2017/18. Zur Frage nach der Ursache für diesen Ausreißer nach unten gäbe es natürlich viel zu diskutieren. Im Vergleich mit den Jahren davor war der Kader der vergangenen Saison qualitativ wohl einfach schlechter.
Top-Verkäufe seit 2016/17 (kolportierte Summen):
Ablösen ohne Boni und Weiterverkaufsbeteiligungen. * Verkäufe nach Europa League Spielzeiten
Saison | Spieler | Neuer Verein | Summe |
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2025/26 | Oscar Gloukh | Ajax Amsterdam | 14,75 Mio. Euro |
2024/25 | Strahinja Pavlovic | AC Mailand | 18 Mio. Euro |
2023/24 | Benjamin Sesko | RB Leipzig | 24 Mio. Euro |
2022/23 | Brenden Aaronson | Leeds United | 29,5 Mio. Euro |
2021/22 | Patson Daka | Leicester City | 30 Mio. Euro |
2020/21 | Dominik Szoboszlai | RB Leipzig | 22 Mio. Euro |
2019/20 | Erling Haaland | Borussia Dortmund | 20 Mio. Euro |
2018/19 | Duje Caleta-Car * | Olympique Marseille | 19 Mio. Euro |
2017/18 | Wanderson * | FK Krasnodar | 8 Mio. Euro |
2016/17 | Naby Keita * | RB Leipzig | 15 Mio. Euro |
Aber auch die Bühne Champions League hat sich für die Salzburger abgenutzt. Gloukh gelangen 2024/25 zwei Assists in acht Ligaphase-Spielen. Er, wie die meisten seiner Teamkollegen, konnten sich angesichts der allgemeinen Überforderung nicht wirklich für höhere Aufgaben empfehlen.
Die Europa League bietet eine neue Chance. Munas Dabbur konnte 2018/19 auf dem Weg ins Achtelfinale mit neun Scorerpunkten in zehn Spielen glänzen und wurde nach der Saison um 17 Millionen Euro verkauft. Bei entsprechenden Leistungen lässt sich also auch eine Ebene tiefer gut verdienen.
Keine Garantien
Ein Bonus, den das neue Format der UEFA-Bewerbe mit sich bringt, ist die Garantie für mehrere attraktive Gegner in der Europa League. Salzburg trifft auf zwei Teams aus dem ersten Topf, möglich sind Duelle mit der AS Rom, dem FC Porto oder Feyenoord Rotterdam. In anderen Töpfen warten Kaliber wie Aston Villa, der VfB Stuttgart und der SC Freiburg. Der Ticketverkauf sollte sich jedenfalls ankurbeln lassen.
Erfolgsgarantie gibt es auch in der Europa League keine, die Chancen stehen aber deutlich besser. Auch wenn man sich über das Aus in der Champions League vielleicht nicht freuen sollte, muss man sich so zumindest nicht lange ärgern.