38 Bewerbsspiele saß Oscar Garcia bislang auf der Betreuerbank bei Red Bull Salzburg. Beeindruckenderweise wurden nur fünf davon verloren. Es sind aber ausgerechnet die wichtigen Partien, in denen die Bullen-Elf auslässt. Es stellt sich generell langsam d
Insofern ist die Statistik beinahe wertlos. Die Niederlagen auf internationalem Parkett zeigen eines ganz deutlich: Die Mannschaft, die in den letzten fünf Jahren von zehn möglichen Titeln acht geholt hatte, ist im Ländervergleich ein laues Lüfterl.
Einen nicht unerheblichen Anteil daran trägt Oscar Garcia selbst, denn für Ausreden ist sich der Trainer selten zu Schade. Sager wie „Liefering A“ (nach dem Bernardo-Transfer), „Männer gegen Kinder“ (nach der Krasnodar-Niederlage) oder „Es ist nicht einfach, mit 18- und 19-Jährigen hierherzukommen, gegen einen Gegner, der in Österreich jedes Jahr Meister werden würde.“ (gestern nach dem Schalke-Spiel) wirken da eher wie Ausreden, wie man sie hierzulande zu Hauf von Trainern kennt und zurecht abschätzig bewertet.
Denn diese drei Aussagen sind exemplarisch leicht zu widerlegen. Ein Trainer, der zwar eine Reihe an Topspielern verliert, aber durchaus erfahrene Kicker wie den Schweizer Torschützenkönig oder einen der besten Mittelfeldspieler der abgelaufenen deutschen Zweitligasaison bekommt, am letzten Transfertag Spieler, die bei Napoli und Liverpool unter Vertrag stehen, darf das eigentlich nicht sagen.
Gegen Zagreb lag der Altersschnitt im Mittelfeld bei 20,8, gegen Krasnodar bei 20,2 und auf Schalke gar nur bei 20. Gegen Dinamo war man im Heimspiel über weite Strecken die bessere Mannschaft, eine ordnende Hand im Mittelfeld, etwa Rzatkowski oder Leitgeb, war nicht fit. Auch wenn am Ende nicht viel fehlte – es reichte nicht. Gegen Krasnodar saß Leitgeb aber auf der Bank. Hinzu kommt, dass Oscar Garcia auf die in guter Form befindlichen Youngsters Laimer und Wanderson verzichtete.
In Gelsenkirchen wiederum kam Rzatkowski erst in der Schlussphase. Auf erfahrene und/oder interessante Optionen wie Dabbur, Gulbrandsen, Stangl oder Yabo verzichtete er ganz.
Was will der Trainer also? Einen Rauswurf provozieren?
Weitere Ausreden gäbe es ja genügend. Gegen Dinamo war es das Spielglück. Krasnodar zerlegte den französischen Tabellenführer gestern mit 5:2 und Schalke ist auch nicht gerade eine Jausengegner.
Letztlich geht es aber um das Wie. Oscar Garcia ist um einiges pragmatischer als seine Vorgänger. Schmidt, Hütter, Zeidler hatten sich zumindest im Prinzip dem Offensivpressing in eher bedingungsloser Form verschrieben. Defensive Stabilität geht immer auf Kosten offensiver Kreativität. Derzeit passt aber beides nicht.
Für die Liga reicht das. Strategisch sind die Bullen den Gegner überlegen. International reichen derzeit zwei, drei Pässe und die Abwehr bricht auseinander. Da hilft auch kein Verweis auf vergangene Tage. Bei aller individueller Qualität passt die strategische Ausrichtung gerade nicht. Man kann auf Schalke 1:3 verlieren. Schaut mit wehenden Fahnen aber besser aus.
Demzufolge müssen Fragen gestellt werden:
Macht er es absichtlich, dass er nicht nur notgedrungen so viele Junge Spieler reinschmeißt, um zu zeigen, dass es nicht geht? Denn die eine oder andere Alternative hätte es ja gegeben.
Identifiziert sich Garcia mit der Vereinsphilosophie – hierzulande jahrelang ein Fremdwort? Hier böte sich die Ausrede mit Verletzungen an, bei Schwegler, zwischenzeitlich Miranda oder Rzatkowski und Leitgeb.
Wartet er auf einen guten Absprung, beispielsweise nach einem weiteren Double? Schaut gut in der Vita aus, im Sommer haben Sportdirektoren maue Auftritte auf internationalem Parkett mit Sicherheit vergessen; im Zweifel kann er sagen „junge Mannschaft, sorry“.
Sind ihm die Neuzugänge wurscht? Gulbrandsen, Stangl, Dabbur bekommen ohne Verletzungen kaum einen Fuß auf den Salzburger Rasen.
Letztlich: Kann Oscar Garcia das, was Red Bull zu einer Benchmark machte, überhaupt vermitteln?