Kauft Red Bull die heimische Liga kaputt?

Es ist schon wieder was passiert: Djuricin zu Salbzurg, Damari zu Leipzig. Ralf Rangnick hat sich an der heimischen Red Bull Salzburg-Konkurrenz bedient und Austria und Sturm einen Leistungsträger weggekauft. Was für Rapid, Austria, Sturm & Co ein finanzi

 

Werfen wir einen Blick zurück, genauer gesagt, bevor Ralf Rangnick 2012 das Zepter in die Hand nahm. Nachdem Vorgänger-Verein Austria Salzburg im Jahr 2005 nur Neunter geworden war, musste für die neue Bullen-Mannschaft damals eine schlagkräftige Truppe zusammengestellt werden. Trainer Kurt Jara bediente sich in der gesamten Liga, holte im Laufe der Saison acht Spieler. Im Sommer waren das zunächst das Talent Marc Janko von der achtplatzierten Admira, Wolfi Mair von den sechstplatzierten Innsbruckern. Nichts Aufregendes also. Pasching hingegen wurde quasi von seinen Ex-Tirolern befreit. Die Oberösterreicher waren auf dem vierten Rang gelandet und verkauften Christian Mayrleb und Patrik Jezek an die Salzach, Roli Kirchler ging ablösefrei. Zudem wurde Rene Aufhauser nach vier Jahren beim nunmehrigen Vizemeister GAK zurück nach Salzburg geholt – ein Transfer nach England hatte sich zerschlagen.

 

Im Winter kamen Ronald Gercaliu (Sturm) und Andreas Ivanschitz (Rapid). Vor allem der Transfer des nunmehrigen Spanien-Legionärs regte die Gemüter mehr als auf. Der Rapid-Anhang revoltierte, zum Auswärtsspiel in Hütteldorf benötigte es extra Polizeischutz für den Mittelfeldregisseur. Doch so sehr der Transfer nach Bayernmanier riecht, so nötig waren die kolportierten vier Millionen Euro für den SK Rapid Wien. Die Hütteldorfer schlugen sich mit den finanziellen Geistern der Vergangenheit herum: bei allem Protest rund um den Transfer kam es nüchtern betrachtet einem finanziellen Segen in grün-weiß gleich.

 


Ausland als Fischbecken
In den folgenden vier Spielzeiten war das Ziel der Red Bull-Scouts eher das Ausland. Aus der eigenen Liga kam 2006/07 nur Vladimir Janocko von Austria Wien. Dieser aber, wie auch die anderen Spieler, die in den Folgejahren vom Verteilerkreis nach Siezenheim wechselten, kam ablösefrei. Zur Saison 2007/08 wurde Christoph Leitgeb von der Mur nach Salzburg gelotst. Hier gilt es aber zu beachten, dass Sturm in der Vorsaison insgesamt 13 Punkte abgezogen worden waren und, siehe Rapid und Ivanschitz, die Blackies die angeblich in die Richtung von zwei Millionen Euro gehende Ablösesumme durchaus benötigten. Im Winter 2009 kam Andi Ulmer von der SV Ried, ein halbes Jahr später Franz Schiemer von der Austria (ablösefrei) und wieder ein halbes Jahr später, im Winter 2010, Roman Wallner vom LASK. 14 Tore waren in der Hinrunde nicht zu ignorieren gewesen, er wurde zunächst geliehen, im Sommer dann gekauft.

 

Liga-intern wurde auch 2010/11 wenig geholt. Lediglich Stefan Hierländer (Kärnten) und Jakob Jantscher wurden verfplichtet. Geht man davon aus, dass Jantscher ohne Red Bull direkt ins Ausland gewechselt wäre, kann auch dieser Transfer eher nicht als gezielte Schwächung angesehen werden. Es ist dann wohl so etwas wie ein Treppenwitz der Fußballgeschichte, dass Jantscher unter großem Getöse vor der Saison 2010/11 von Sturm zu Salzburg ging – und Franco Foda mit den Blackies just im Frühjahr 2011 Meister wurde. Da das aber insgesamt eine grausliche Fußballsaison war, shoppte Red Bull im Folgejahr ausnahmslos im Ausland.

 


Doch dann kam Rangnick
Als Zwischenfazit kann festgehalten werden, dass Red Bull bis zum Amtsantritt von Ralf Rangnick keine Bayern-ähnliche Anwandlungen zeigte. Die am meisten inkriminierten Transfers von Ivanschitz, Leitgeb und Jantscher halfen letztlich den abgebenden Vereinen mehr als sie schadeten. Immerhin ist anerkannt, dass bei Red-Bull-Inlandstransfers tendenziell einige Euro mehr fließen, als wenn ein ausländischer Klub zuschlagen würde. Die wirklich großen Transfers ins Ausland gehen von Salzburg weg oder es hat der RB Konzern seine Finger im Spiel, wie der Fall Damari zeigt.

 

Doch Rangnick hielt die Finger in der heimischen Bundesliga zunächst stumm. Einzig Robert Zulj wurde im Winter 2014 von Ried nach Salzburg geholt. Stefan Ilsanker (Mattersburg), Florian Klein (FAK) und Christopher Dibon (Admira) kamen im Jahr zuvor ablösefrei. Erst zur gerade laufenden Saison ging es so richtig los. Terrence Boyd wurde Rapid Richtung Leipzig entrissen, Marcel Sabitzer auf diesem Wege nach Salzburg gebracht; jüngst holte man sich Marco Djuricin an die Salzach und Omer Damari zu Rasenballsport Leipzig. Kurzum: Rangnick holte in einem halben Jahr eine gesamte Angriffsabteilung von der Konkurrenz. Immerhin war Boyd Toptorschütze, Sabitzer viertbester Scorer, Djuricin ist wie Damari erfolgreichster Torschütze des jeweiligen Vereins.

 

Natürlich schwächen gerade in der laufenden Spielzeit diese, von Fuschl aus geplanten Transfers die direkte Konkurrenz, bzw. ist das bei Austria und Sturm zu erwarten. Bei Rapid ist es fraglich, ob Sabitzer und Boyd nicht ohnehin wo anders hingegangen wären, hätte Red Bull nicht gelockt. Angesichts dieses jüngst massiven Auftretens als Abwerber von Spielern von der (gedanklichen) Konkurrenz, muss schon davon ausgegangen werden, dass Red Bull das gezielt macht.

 


Finanzieller Segen für Rapid & Co und ein Schuss ins Salzburger Knie?
Was bleibt also übrig? Sind gerade diese vier Spieler so gut, dass Rangnick nicht wie sonst in zweiten Ligen herum suchen muss, um passende Spieler zu finden? Ist es aufgrund ähnlicher Grundkonzepte, was hohes Pressing und Umschaltspiel bei Rapid, Austria und Sturm betrifft, einfach nur logisch, Spieler, die diese Systematik kennen, zu holen? Machen diese Vereine nicht auch ein gutes Geschäft mit Red Bull, was ja das Ziel einer, im europäischen Kontext, Ausbildungsliga ist? Sollten sich Rapid, Austria und Sturm nicht vielleicht sogar glücklich schätzen, in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten einen Partner zu haben, der überbezahlend und verlässlich alles weg kauft, was eine gute (Halb-)Saison spielt – und dankenswerter Weise diese Kicker auch noch partiell ins Ausland bringt?

 

Das sind alles berechtigte Einwände. Eine Sache darf Ralf Rangnick aber nicht vergessen: Sollte er weiterhin so exzessiv vor allem in den Offensivreihen der heimischen Konkurrenz shoppen gehen wie in den letzten Monaten, nivelliert er damit das Niveau der Liga nach unten. Das wird auffallen, wenn Salzburg noch ein bisschen europäisches Flaggschiff spielen darf. Wer in der Liga nicht gefordert wird, dem fällt das europäisch auf den Kopf.