Holt Werner Gregoritsch die richtigen oder die besten Kicker?

Werner Gregoritsch hat wieder einmal einen Kader einberufen. Der hat es mehr oder weniger „in sich", wobei eher anzuführen wäre, wer aller nicht „in" ist. Der Kader wirft einige Fragen auf. Eine Gegenansicht von Georg Sander .

 

Werner Gregoritsch ist Werner Gregoritsch. So viel steht fest und so wenig wird sich das ändern. Beim Duell gegen Albaniens U21 zur Qualifikation für die Europameisterschaft am 5. März in Graz lässt der Trainer wieder einige Spieler außen vor. Eine Kritik.

 

Die Wichtigkeit des zentralen Mittelfelds in der U21
Werner Gregoritsch ist ein konservativer Trainer. Taktische Masterpläne a la Marcel Koller gibt es, das zeigen die Spiele, vorsichtig formuliert nicht in jenem Ausmaß wie beim A-Team. Das zeigte nicht zuletzt auch das doch wieder gedrehte 4:2 gegen Ungarn. Viel falsch machen kann er auf den Seiten oder in der Abwehr sowieso nicht. Da stellt sich das Team quasi von selbst auf. Aber im Mittelfeld?

 

Daniel Offenbacher rauft mit der Form des SK Sturm. Kevin Stöger hat drei Zweitligaspiele in Deutschland zu Buche stehen, Potential hin oder her. Für Allessandro Schöpf gilt Ähnliches. Schließlich ist der Umhausener hauptsächlich bei Bayern München II im Einsatz. Simon Piesinger ist vom Status des Stammspielers beim heimischen Tabellenletzten Wacker auch weit entfernt. Gernot Trauner ist in der Mittelfeldzentrale im aktuellen Kader der einzige, der halbwegs weit oben spielt und das auch noch regelmäßig.

 

Alternativen mit Klasse und Praxis
Zugegeben: Der Klub Cambuur Leeuwarden ist nicht der Nabel der Fußballwelt. Aber drei Tore und fünf Assists sind für einen 20-Jährigen auf der wichtigen Position des zentralen Mittelfeldspielers nicht schlecht, genau so wie der Umstand, Stammspieler in der Eredivisie zu sein. Doch Marcel Ritzmaier ist aber nur auf Abruf dabei. Das überrascht, vor allem hinsichtlich der Konkurrenz im Kader. Warum also nicht den Stammspieler aus dem Land des Vizeweltmeisters einberufen?

 

Spielberechtigt wäre auch noch der seit 15. Februar 22 Jahre alte Stefan Nutz. Klar, Nutz ist quasi überm U21er-Zenit. Aber er spielt beim Tabellenzweiten, blühte zuletzt mit fünf Toren in den letzten acht Bundesligapartien richtiggehend auf. Das Spiel ist wichtig und der 22-Jährige spielt konstant und gut. Warum also nicht einen Spieler dazu nehmen, der derzeit in Form ist?

 

Die Akte Holzhauser
Dass Raphael Holzhauser im aktuellen U21-Kader nicht dabei ist, hat durchaus seine Berechtigung. Nach seiner Verletzung ist es fraglich, ob er bereits wieder voll fit ist und somit dem Team helfen könnte. Daher kann man aktuell Gregoritsch zu dieser Personalie keinen Vorwurf machen. Es wird jedoch schon interessant zu beobachten sein, wie der U21-Teamchef mit der „Akte Holzhauser" weiter vorgehen wird.

 

Fehler zu machen ist das Vorrecht der Jugend. Nach dem 2:6 gegen Spanien im September des vergangenen Jahres flogen der FC Augsburg-Kicker und Robert Zulj raus. Letzterer wurde begnadigt, was wirklich vorfiel, wird lediglich gerüchtweise kolportiert. Über Holzhauser sagt Gregoritsch: „Es hat einen Vertrauensbruch gegeben, weil er mir als Kapitän am nächsten gestanden ist." So weit, so legitim. Genau so, wie seine weitere Ausführung: „Ich sage auch, junge Menschen machen Fehler. Es wäre sehr schlecht, pauschal zu sagen, der Holzhauser spielt nicht mehr." Die Zukunft wird zeigen, ob Gregoritsch mit diesen Aussagen die Fußball-Öffentlichkeit zum Narren hält oder nicht.

 

„Gut is gangen, nichts is g'schehn?"
Sportlich geht es um Einiges. Österreich muss unter den besten vier von zehn Gruppenzweiten sein, um sich die Chance auf die U21-EM 2015 offen zu halten. Gegenwärtig ist das Team die drittbeste Elf. Neben dem Duell mit Albanien sollten die Österreicher am vorletzten Spieltag noch Bosniens U21 schlagen, um die Chance auf die Endrunde in Tschechien hoch zu halten. Mit Punkten gegen Spanien am letzten Spieltag wird eher nicht zu rechnen sein. Hierbei kann auch das Torverhältnis schlagend werden. Selbst, wenn es Ende Mai/Anfang Juni noch einen Testdoubleheader gegen Serbien und Tschechien gibt, ist die Frage, wann Gregoritsch seine beste Elf für das wichtige vorletzte Spiel gegen Bosnien gefunden haben will. Wobei die beste und die richtige Elf nicht ident sein müssen, wie uns schon Josef Hickersberger vor ein paar Jahren beibringen wollte.

g.sander@90minuten.at

>>> Schon gesehen? Drei Neulinge im ÖFB-U21-Kader für EM-Quali