Die Sky Go Erste Liga und ihr Kampf um die Daseinsberechtigung

Die Erste Liga hat mit Sky Go ein junges, hippes Mascherl bekommen. Doch wie lange wird sich diese Liga noch halten können? Eine Liga, die Gefahr läuft, im Spannungsfeld zwischen Regionalliga und Bundesliga zu zerbröseln.  Eine Gegenansicht von Georg Sand

 

Deutsche Privatfernsehstationen würden sie die „geilste zweite Liga aller Zeiten" nennen. Drei ehemalige Fußballmeister, fünf Landeshauptstädte, zwei EM-Stadien in Innsbruck und Salzburg, ein Neubau in St. Pölten, die sanierte Gugl – davon kann die tipico-Bundesliga derzeit nur träumen. Oben drüber zuckert Sky noch ein neues Branding.

 

Dass die Meister der zweiten Spielklasse zudem noch gut kicken können, beweisen die letzten Aufsteiger. Alle tanzten den etablierten Teams gehörig auf der Nase herum, Admira und Grödig bekanntlich so erfolgreich, dass sie es bis in den Europacup geschafft haben. Heimische Fußballgrößen wie Aleks Dragovic, Philipp Hosiner oder Philipp Zulechner ließen sich in der zweiten Liga formen.

 

Irgendwie riecht alles nach Neustart der zweithöchsten Spielstufe, dabei kämpft die Sky Go Erste um ihre Zukunft. Das hat seine Gründe:

 


1. Die Abstiegsregelung

Neu ab dieser Spielzeit ist, dass die letzten beiden Mannschaften der Meisterschaft absteigen werden, ohne Möglichkeit für den Neuntplatzierten, im Nachsitzen die Klasse zu halten. Das sorgt a priori für Spannung, denn: Austria Lustenau geht mit Kontinuität, 100-Jahre-Jubiläum und einem zweiten Platz in der Vorsaison als Favorit ins Rennen. Der LASK, Wacker Innsbruck und der SKN St. Pölten sehen sich über kurz oder lang auch in der Bundesliga. Kapfenberg war wie Mattersburg bekanntlich auch schon dort, haben wohl auch nichts gegen eine Rückkehr. Der Floridsdorfer AC wird wie viele Aufsteiger eine respektable Saison spielen. Um auf den FC Liefering als Absteiger zu wetten, bedarf es eines hohen Maßes an Geldverschleuderungswillen. Bleiben noch der neu aufgestellte TSV Hartberg und der SV Horn.

 

Die Entscheidungsträger dieser Klubs werden wohl irgendwann im Herbst draufkommen, dass die neuen Auf- und Abstiegsregeln äußerst ungünstig sind. Die Konsequenzen eines breit gefächerten Abstiegskampfes sind bekannt: Kurzfristige Spielerkäufe im Winter, Panik, Geldprobleme. So schnell wird dann die Bundesliga nicht schauen können, wie die Erste-Liga-Klubs gegen die Abstiegsregelung rebellieren werden. Zu Recht.

 


2. Meister müssen rauf

Der Westligameister hat für 2015/16 ein Freilos, die anderen beiden Meister der RLO und RLM spielen um den zehnten Platz in der kommenden Saison. Das wird bezüglich Fanzahlen und Fußballromantik bei Ritzing gegen Wattens weniger schmerzen als bei Vienna gegen Blau Weiß Linz. Überlassen die Westligisten aber Austria Salzburg den Vortritt, hat zumindest die Region zwischen Arlberg und Lungau alles nach oben entlassen, was es derzeit gibt. In der Region Mitte gibt es mit Blau-Weiß Linz, Vorwärts Steyr und Austria Klagenfurt bzw. dem SAK ehemalige Profiklubs; plus Pasching, die aber in einer Spielgemeinschaft als SPG Pasching/LASK Juniors antreten. Diese scheinen aber noch nicht so weit zu sein. Die Ostliga hat mit der Vienna und dem Wiener SK seine Traditionsklubs sowie mit Ritzing und Amstetten denkbare Aufstiegskandidaten, aber auch fünf Zweitvertretungen, die in der Liga für Unmut sorgen, da hier Jungprofis nominell gegen Amateure antreten .

 

Die mächtigen Landesverbände, angeführt vom Osten pochen seit Jahren auf einen sportlichen Direktaufstieg. Die Bundesliga kommt diesem Wunsch entgegen (2 Fixaufsteiger) und schottet aber doch wieder ab (Wegfall von Übergangsbestimmungen).

 

Denkmöglich wäre aber ein – durch Statuten gedeckter – Rückbau auf nur vier Amateurteams pro Regionalliga, quasi ein Affront von Seiten der Landesverbände gegenüber der Bundesliga. Wer hier keine Friktionen und eine typisch österreichische Lösung erwartet, lebt wohl noch nicht lang genug hier. Wie auch immer die aussehen wird; auf der Nase werden sich die „Amateur"vereine auch nicht mehr ewig rumtanzen lassen. Eine Diskussion der Reform der Reform der Reform könnte schon bald über uns hereinbrechen: Drei Fixaufsteiger bei entsprechender Infrastruktur, was eher selten der Fall sein könnte? Eine Vergrößerung wieder auf zwölf Teams? Eine vergrößerte zweite Liga mit 16 Teams und mehreren Amateurteams wie in Spanien?

 


3. Sechzehnerliga als einzige Profiliga

Ralf Rangnick will eine Bundesliga mit 14 oder 16 „geilsten Vereinen". Da gibt es EM-Stadien in Innsbruck und Kärnten, die Gugl, die NV-Arena – Rapid, Salzburg, Austria & Co müssen nach Grödig, Wiener Neustadt und Altach. Aber auch kleinere Klubs wie die SV Ried oder Wiener Neustadt könnten mit einer 16er-Liga leben. Die Liga ist jedoch über derartige Vorstöße – Stichwort „einheitliches Auftreten nach außen" – wenig begeistert, zudem gibt es derzeit viele Gründe, die dagegen sprechen. Ein simpler Grund: Es gibt derzeit keine 16 Vereine, die die Kriterien der Lizenzierung erfüllen.

 

Stand heute würde einer 16er- oder 14er-Liga aber den unausweichlichen und sofortigen Tod der zweiten professionell geführten Leistungsklasse bedeuten; zumindest geistert das Konzept 16-3-9 mit direkten Aufstiegen von Landesliga in Regionalliga und Bundesliga seit geraumer Zeit herum. Klar ist aber auch, dass die Kluft zwischen Profi- und Amateurfußball dadurch noch größer, wenn nicht unüberbrückbar wird.

 


4. Kann Sky selbst die Liga retten?

TV-Rechtehalter und noch auch Bewerbssponsor der zweiten Liga – das ist recht viel Macht in einer Hand. Angesichts des immer größer werdenden Anteils an Geld, das Sky in den heimischen Profibereich fließen lässt, wird man sich dort das Produkt durch die oben genannten Umstände nicht schlecht reden lassen wollen. Auf die Scheinchen des Fernsehgeldes will oder kann kein Klub, schon gar kein Zweitligist, verzichten. Das schafft Macht, denn der Knackpunkt jeder Reform im heimischen Kick ist das Geld.

 

Die zentrale Frage: Was wollen ein Fernseh- und (seine) Werbepartner? Spannende Spiele und volle Stadien. Die Fans und TV-Konsumenten wollen eher LASK und Co., bekamen dafür Grödig und Konsorten. Die wird man aber nicht so einfach los und die kleineren Newbies entwickeln sich: Ried ist das Vorbild, mit dem dann auch wiederum Fernsehen und Werbung leben kann. Doch das braucht Zeit und Geduld. Geduld ist jedoch kein wichtiges Kriterium in Österreichs Fußball. Sky hat jedenfalls das Potenzial, die Professionalität der österreichischen Liga durch den monetären Einfluss zu steigern. Aktuelles Beispiel ist das neue Sky-Studio, das DFL-Style vermittelt. Da kann derzeit auch nicht die mediale Performance der tipico-Bundesligisten mithalten. 

 

Was das alles für eine zweite, österreichweite Profiliga bedeutet, wird die Zukunft erst weisen. Gespräche zwischen den Klubs, Vereinen, Bundesliga und ÖFB werden kommen wie das Amen im Gebet, auch wenn die letzte Liga"reform" erst im vergangenen Jahr für die kommenden sechs Jahre beschlossen wurde. Fakt ist aber, dass auch die Sky-Go-Vereine weiter an der Professionalisierung arbeiten müssen, um nicht zwischen Regionalliga (ÖFB) und tipico-Bundesliga zu zerbröseln.