Wir sind Düdelingen

Der Fußball kennt unzählige Fußballmärchen. Ab und an mutieren auch die heimischen Vertreter zu den Bösen im Märchen. Wie neulich das sich selbst besser einschätzende und von der Journaille höher eingestufte Sturm Graz gegen Breidablik. Das gehört aber da

 

Blamagen gehören zum Fußball dazu, wie die Bösen in Märchen. Ohne sie geht es nicht. Der Kurier sammelte dereinst nach Salzburgs furiosem Aus gegen F91 Dudelange einige Unleistungen. Nun reiht sich auch Sturm Graz mit dem Aus gegen Breidablik in die Reihe jener Vereine ein, die gegen die „Kleinen" straucheln. Dabei werden einerseits oftmals Fakten negiert. Sturm kam lediglich durch aberwitzige Zufälle in den Europacup. Die Isländer mussten nichts umbauen, haben zehn Pflichtspiel mehr in den Beinen und für sie waren diese Spiele schon das Highlight. Hierzulande sind es erst die Play-Offs. Möchte man meinen. Und andererseits ist in Wahrheit wohl Österreich auch ein Düdelingen.

 

Es düdelingt sehr

Allein die letzten paar Jahre zeigen eine Reihe von Spielen, in denen die heimischen Vertreter F91 waren. Die am weitesten zurückliegende und für die Setzung 2015/16 maßgebliche Spielzeit 2009/10 brachte einige überraschende Spiele im Hochsommer und dann im Herbst. Etwa Austria Wien gegen Novi Sad. Rapid stellte Aston Villa ein Bein, schlug den Hamburger SV. Sturm bog zuerst Metalist im Playoff, konnte einen Dreier gegen die Gruppensieger Galatasaray sichern. Red Bull blieb in der Gruppenphase bekannterweise ungeschlagen, unter anderem gegen Villarreal und Lazio. Im Jahr darauf folgte Aston Villa Vol. 2. 2011/12 schlug Salzburg PSG und sicherte Platz zwei. PAOK war letztes Jahr spielerisch wohl auch über Rapid zu stellen.

 

Einordnung

Die Spiele im Sommer, in der europäischen Frühphase, sind aufgrund der verschiedenen Meisterschaftsbeginne überhaupt manchmal eine Lotterie. Wie schon erwähnt sind die zweiten und dritten Quali-Phasen Volksfeste für „Kleine". BK Häcken aus Schweden schmiss Sparta Prag aus dem Bewerb, Aalborg scheiterte an Dila Gori aus Georgien, Utrecht am luxemburgischen Vertreter Differdingen 03. Rosenborg verlor gegen St. Johnston aus Schottland, Gefle aus Schweden drehte ein 0:3 gegen Famagusta. So viel zur Europa League. In der Champions League-Quali scheiterte BATE Borisov, im Vorjahr noch Sieger gegen die Bayern, an Schachtjor Karaganda aus Kasachstan. Das gehört einfach dazu, es ist nicht einzuordnen.

 

Ruhig bleiben

Bei allem medialen Ballyhoo über die Düdelingens und Breidabliks darf nicht vergessen werden, dass ungefähr alle Ligen nach den Top 9 (Spanien, England, Deutschland, Italien, Portugal, Frankreich, Holland, Russland und Ukraine) Gefahr laufen, sich auf die Knochen zu blamieren. Es benötigt nicht einmal eine Kaderanalyse der Luxemburger, bei denen einige ehemalige französische Erst- und Zweitligakicker arbeiteten und mit Glück aufsteigen können, oder das Wissen, dass aus Island Kicker wie Gylfi Sigurdsson (Tottenham), Kolbeinn Sigthórsson (Ajax) oder Johann Berg Gudmundsson (AZ Alkmaar) kommen. Es reicht zu erahnen, welch komplexe und unplanbare Systematik dem Fußball zugrunde liegt.

 

Mal wir, mal die anderen

Denn letztlich lebt der Fußball ja von diesen Geschichten, ganz egal, wer wann wo wie gespielt hat. Es zählt das Ergebnis. Blättert man in der Geschichte zurück, so ist die heimische Geschichte voll von „Fußballmärchen", in denen allzu oft das Rotweißrotkäppchen dem bösen Wolf ein Schnippchen geschlagen hat. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ab und an eben auch Teams wie Breidablik das Aschenputtel sind, das die richtigen Schuhe an hatte.