Pro Janko heißt pro Automatismen
Teamchef Marcel Koller setzt auf Marc Janko. Er vertraut dem Stürmer, obwohl die Spielpraxis zuletzt nicht unbedingt für ihn spricht. Warum aber ist Janko bei Koller anscheinend gesetzt? Marc Janko beherrscht den direkten Weg zum Tor. Und genau das brauch
Marc Janko beherrscht den direkten Weg zum Tor (Foto: 90minuten.at)
Marcel Koller setzte bislang 31 Spieler in neun Partien ein. Sechs Spieler durften einmal ran, vier zwei Mal und einer ist Paul Scharner. Das ergibt einen Stamm von 20 Kickern, von denen nicht alle immer und überall gesetzt sind. Ein Name ist dieses Mal besonders umstritten: Marc Janko.
Marc Janko hatte wahrlich schon bessere Zeiten in seiner Fußballerkarriere. Während viele seiner Nationalteamkollegen Stammspieler sind, absolvierte er in der türkischen SüperLig nur drei seiner 13 Einsätze über die volle Distanz. Diese Sorgen haben Marko Arnautovic, Andreas Ivanschitz, Julian Baumgartlinger, Aleksandar Dragovic, Veli Kavlak, Zlatko Junuzovic, David Alaba, Martin Harnik, György Garics und Christian Fuchs nicht. Sebastian Prödl, Jakob Jantscher und Andreas Weimann bekommen ebenfalls regelmäßig Einsätze. Die Kicker aus der heimischen Bundesliga sind ohnehin unumstritten. Emanuel Pogatetz litt unter dem Trainerwechsel beim VfL Wolfsburg. Einzig Robert Almer sitzt konsequent auf der Bank.
Marcel Koller schenkt vor allem den drei letztgenannten Wackelkandidaten das Vertrauen. In Bezug auf Trabzonspor-Legionär Janko sagte er bei der Kaderbekanntgabe zum freundschaftlichen Länderspiel gegen Wales kommende Woche: „Ich habe sehr viel Geduld.“ Es ist davon auszugehen, dass dies auch auf die anderen Spieler zu trifft, auch wenn er über Abwehrchef Pogatetz sagte, dass „für Feldspieler Spielpraxis wichtig ist“. Über den Bankbeamten Almer sagte Tormann-Trainer Otto Konrad vor ein paar Wochen, dass er „Routine hat, nicht zu spielen und dann gute Leistungen zu bringen.“ Und das stimmt.
Überhaupt wird ein Spieler alleine nicht den Unterschied ausmachen. Austria-Erfolgstrainer Peter Stöger sagte, angesprochen auf den „Hosiner-Faktor“, dass „wir auch davor eine gute Mannschaft hatten. Als er kam, waren wir aber auch Erster.“ Der Spieler muss in der Mannschaft passen. Streitobjekt Janko machte seine Sache im Teamdress aber mehr als passabel. Er kam in acht Spielen unter Koller zum Einsatz, wurde zwei Mal ein- und vier Mal ausgewechselt, machte vier Tore. In 447 Teamminuten erzielte er vier Treffer, ergibt alle 112 Minuten ein Tor.
Zum Vergleich: Marko Arnautovic spielte unter Koller 685 Minuten, erzielte zwei Tore und machte drei Assists. Alle 137 Minuten ist der Werder-Akteur an einem Tor direkt beteiligt. Martin Harnik, zuweilen auch als Solospitze aufgeboten, absolvierte in sieben Spielen 462 Einsatzminuten, verzeichnet also alle 116 Minuten einen Scorerpunkt bei zwei Toren und zwei Assists. Andi Ivanschitz erhielt 538 Einsatzminuten, verbucht nur alle 179 Minuten einen Scorerpunkt. Mittelfeldmotor Zlatko Junuzovic, der ein ebenfalls zwei Tore erzielte und ein weiteres auflegte, kommt auf einen Wert von 177. Von diesen Zahlen her gibt es auf jeden Fall eine Berechtigung für den Einsatz von Marc Janko. Die weiteren Torschützen unter Marcel Koller sind Veli Kavlak und David Alaba, Christian Fuchs hat noch einen Assist.
Zu Jankos guten Teamleistungen kommt noch dazu, dass der Nationalteamtrainer vor allem eine Sache bemängelt: das Toreschießen. Während der Pool an Defensivspielern im Grunde genommen so groß ist, wie schon seit Langem nicht mehr, muss eben dort eingehakt werden. Und da müssen die Automatismen greifen. Das schnelle Spiel auf die Spitze funktioniert zwar nicht so schlecht, doch es werden zu viele Chancen ausgelassen.
Ein Grund: Die Spieler neigen dazu, überhastet abzuschließen, wenn es sehr schnell gehen muss. Bei einer Flanke gibt es mehr Zeit. Ein Blick auf die Teams des österreichischen Offensivpersonals zeigt: Bremen, Stuttgart, Bayern, Mainz – die Stürmer der Vorderleute von Arnautovic, Junuzovic, Alaba oder Ivanschitz verstehen sich auf das Kopfballspiel. Nils Petersen erzielte fünf seiner sieben Saisontore mit dem Kopf, Vedad Ibisevic immerhin sieben von 23, Mario Mandzukic fünf von 16 und Adam Szalai sechs von 15. Die Offensivreihe kennt also das Spiel Richtung großgewachsenem Stürmer. Und da ist Marc Janko auch ohne Spielpraxis im Gesamtpaket die beste Alternative.
Gerade in den kommenden drei, richtungsweisenden WM-Quali-Spielen sind Tore immens wichtig. Denn nach dem Spiel gegen die Färöer daheim geht es nach Dublin gegen Irland und dann gegen wieder im Happel-Oval gegen die Schweden. Gegen die Färöer ist Janko ohne Wenn und Aber erste Wahl.
Aber wie bekamen die Iren und die Schweden ihre Tore? Irland kassierte sowohl gegen Kasachstan als auch gegen die Färöer je ein Kopfballtor. Schweden musste die vier Tore gegen Deutschland alle aus klassischen Mittelstürmerpositionen hinnehmen. In Abwesenheit eines weiteren guten und großen Stürmers müssen die ÖFB-Offensivspieler den einfachen Weg zum Tor wählen. Und diesen beherrscht Marc Janko.