Liga'reform' - Die einmalige Chance vertan

FC Lustenau, ein maues Europacupjahr, Ergebnis-mäßige Stagnation beim Nationalteam – in den letzten Jahren gab es wohl kaum einen besseren Zeitpunkt als 2013, um eine große Reform einzuleiten. Doch diese einmalige Chance wurde vertan. Herausgekommen ist d

 

Kern der Diskussion ist stets, wie viel Profivereine in Österreich tragbar sind. Gibt es in Österreich einen „wirtschaftlichen Boden" für 20 Profivereine? Viele Experten meinen, dass maximal 16 Vereine tragbar sind. Doch woran liegt das? Gibt es zu wenig Geld für 20 Profivereine? Oder wird Fußballsponsoring einfach nur falsch "betrieben" in Österreich? Und wenn ja, warum ist dies möglich?

 

Ein Beispiel: Jeder Dorfkaiser, der ein paar 100.000 Euro steuerschonend abschreiben will, kann in Windeseile von der Landesliga in den Dunstkreis von Profifußball kommen. Bis zur Lizenzierung schaute bislang sowieso keiner genau hin. Das Problem: Andere lokale Sponsoren werden aber durch einen überpräsenten Geldgeber eher abgeschreckt. Wer will schon gegen einen "Mini-Mateschitz" medial untergehen?

 

Das Problem ist, dass die Vereine im (semi-)professionellen Mittelbau des Ligensystems, also in den Regionalligen und der Heute für Morgen-Ersten Liga, einem enormen Kostendruck ausgesetzt sind. Vereine in der zweiten Spielklasse geben an, 400.000 Euro würden im Jahr reichen, um einen Profikader zu unterhalten. Das geht nicht.

 

Unter 500 Euro im Monat läuft in der Regionalliga kein Spieler auf, die höchsten Gehälter von Zweitligakickern liegen im sechsstelligen Bereich pro Jahr. Und dadurch, dass das veraltete Vereinsrecht Schwarzgeldzahlungen ermöglicht, in der zweiten Liga aber mehr oder weniger genau abgerechnet und versteuert werden muss, wandern viele Kicker eher direkt in die Regionalliga oder die Landesliga. Dort gibt es für einen geringeren Aufwand insgesamt mehr Kohle. Abgesehen davon kann der Kicker seinem eigentlich Beruf auch nachgehen.

 

Das Median-Einkommen in der HfMEL beträgt rund 2.000 Euro netto im Monat; Punkte- und sonstige Prämien mit einberechnet. Für den Dienstgeber heißt das, er muss ungefähr 3.700 Euro für diesen Durchschnittskicker budgetär einplanen - im Schnitt kostet ein Zweiligakicker demnach knapp über 50.000 Euro pro Jahr. Der vorgeschriebene 19-Mann-Profikader inklusive Trainerteam kommt dann per Annum auf deutlich über eine Million Euro. Da sind Reisespesen, Mieten und sonstige Kosten nicht mit eingerechnet. Wenn ein Kicker nicht „offiziell" bezahlt wird, fallen zumindest die Lohnnebenkosten weg, was einen beträchtlichen Teil ausmacht. Ein 1,8 Millionen Euro teurer Kader würde schwarz „läppische" 970.000 kosten.

 

Zwar werden die Regionalliga-Vereine von Finanzamt und Krankenkassen sowie Gemeinde bzw. Stadt geprüft. Aber selbst wenn im bestehenden System für die ersten drei Spieklassen die selben finanziellen Spielregeln gelten, würden diese dann eben im Übergang von der Landesliga zur Regionalliga ausgehebelt werden. Dazu kommen unterschiedliche Gewichtungen in der dritten Liga. Während Klubs wie Andelsbuch, St. Florian oder Stegersbach keine Ambitionen haben, jemals Profifußball zu spielen, haben Vereine wie Austria Salzburg, der LASK oder Parndorf diese schon.

 

So lange also die marktwirtschaftlichen Prinzipien im Unterbau nicht in einem irgendwie geregelten Rahmen ablaufen, wird es auch nicht besser werden. Salopp formuliert: Warum sollte ich bei entsprechendem Talent 18 Mal durch Österreich fahren, wenn ich eine Liga darunter meinen „Brotberuf" nachgehe, zusätzlich durchs Kicken mehr oder weniger offiziell dazuverdiene und insgesamt mehr Geld am Konto habe? So ist das Leistungsprinzip ausgesetzt, Talente bleiben auf der Strecke.

 

Diese Basis wurde bei der "Reform" nicht ausreichend bzw. zum Teil überhaupt nicht behandelt. Die Verantwortlichen waren sich auch nicht zu Schade, dies in einer Aussendung zuzugeben. Die Stimmung wäre annähernd perfekt gewesen, doch die Verantwortlichen - Bundesliga-Präsident Hans Rinner und ÖFB-Präsident Leo Windtner an der Spitze - verwalten lieber das aktuelle System.

 

Das Problem: Wenn dann im Mai der LASK aufsteigen, im Juni Schweden niedergerungen und im Sommer ein österreichischer Club ein Comeback in der Champions League feiern sollte: Dann, ja dann ist wieder „alles super". Österreich wird sich dann in den kommenden Jahren im Vergleich zu anderen Nationen nicht verbessern, sondern bestenfalls halten.