Being Liefering – eine Frage des Wollens
Zugegebenermaßen war die Kulisse beim ersten TV-Livespiel des FC Liefering gegen den SV Mattersburg vorsichtig formuliert ausbaufähig. Ein leeres Stadion, totale Retorte der Retorte und überhaupt und außerdem – so lauten die Vorwürfe. Sportlich tanzt Trai
Das erste Tor der Lieferinger steht exemplarisch für das, was moderner Fußball ist. Lässt der Beobachter das Foul bei Seite, welches der Schiedsrichter nicht ahndete, dann war das Goal traumhaft: Pressing tief in der gegnerischen Hälfte, schnell waren viele Anspielstationen da, die Viererkette orientierungslos und das Runde zappelte im Eckigen. Verdichtet auf wenige Sekunden war Sandro Djuric' Treffer ein Produkt dessen, was Taktiker als das moderne Spiel beschreiben. Peter Zeidler sagte es in einem Interview mit der Sportzeitung neulich so: „Wir wollen immer aktiv sein, auch wenn der Gegner den Ball hat, wollen offensiv verteidigen und, wenn's geht, den Gegner hoch unter Druck setzen. Wir wollen ihm Zeit und Raum wegnehmen. Dazu kommt das schnelle Umschaltspiel in beide Richtungen." Mattersburg 0, Liefering 3.
< blockquote> Kaderanalyse Ungeachtet der Red Bull-Akademie als Hintergrund, gestaltet sich der Kader durchschnittlich: Mit Rene Aufhauser, Andi Schrott, Andi Bammer, Wolfgang Mair und Mario Konrad gibt es die Routiniers, die den Zenit überschritten haben. Georg Blatnik und Ivan Kovacec kamen aus der Regionalliga von anderen Vereinen, Nils Quaschner und Martin Rasner wurden Hansa Rostock bzw. der AKA St. Pölten abgeluchst. Dazu kommen eine Hand voll Kooperationsspieler von Red Bull Salzburg und ansonsten Spieler aus der AKA Red Bull. Das ist im Grunde genommen kein Überkader. Die Kooperationen könnten andere Vereine genau so mit Zweitligisten innerhalb des ÖFB-Regulativs machen, einziger Unterschied ist, dass Liefering de facto die Zweitmannschaft ist. So weit, so gut. Insgesamt ist Kader auch nicht überteuert, genaue Angaben macht der Verein nicht. Die Kosten befinden sich im oberen Mittelfeld der zweiten Liga. Neidpunkt < blockquote> Keine Ausreden Gerade der Vergleich mit Mattersburg war bestes Anschauungsmaterial. Am Feld stand eine Bundesligaelf, die punktegleich abgestiegen ist. Nur Linksverteidiger Dukagjin Karanezi hatte keine Bundesligaerfahrung. Die Ermangelung eines Eingespieltheitsmankos trifft also nicht zu. Sogar die wenig glaubhaften Transfermarkt-Zahlen weisen bei Liefering einen Marktwert aus, der 100.000 Euro unter jenem der Burgenländer liegt. Und bevor jemand einwendet, dass Zeidler ein sehr erfahrener Trainer ist, muss Folgendes gesagt werden: Die Grundsätze, was Trainingsplanung und Taktik betrifft, sind nichts, was an einem Namen aufzuhängen ist. Die Spielidee zeigen die großen Teams. Viel im modernen Fußball ist eine Frage der Kaderzusammenstellung hinsichtlich einiger individueller Fertigkeiten wie Passgenauigkeit, -Annahme und Weiterverarbeitung sowie Ausdauer. Die Spieler müssen die Spielformen auf guter konditioneller Basis üben. Das Kollektiv steht heutzutage weit über dem individuellen Können. Salopp und vereinfacht formuliert braucht es eventuell weniger Edelkicker, dafür mehr kollektive Eingespieltheit. Das kann doch jeder! Es ist eine Frage des Wollens der Coaches und der vorhandenen Spieler, wie der Fußball aussieht, in weiterer Folge des Gruppentrainings. Jene Erstligisten, die dem FC Liefering aufgrund des von diesen gebotenen Kicks unterliegen werden, müssen sich fragen, ob sie das nicht auch könnten. Akademiker, gute Regionalligakicker, Leihspieler von Bundesligisten und ein paar Oldies sind leistbar. Dass Red Bull II so gut kicken kann, liegt eben weniger am Geld aus Fuschl, sondern an der Idee, die die Spieler am Feld umsetzen. Diese ist trainierbar – wenn man will...Eine ähnliche Kaderzusammenstellung könnten also auch andere Zweitligisten zusammen bringen, sogar bei bestehenden Budgets. Der springende Punkt ist eben, dass Peter Zeidler derzeit state-of-the-art-Kick bietet. Und das tut er mit Kickern, die in der Bundesliga nicht mehr gebraucht werden. Hierbei sollten sich die anderen Klubs fragen, warum sie, mit entsprechendem Trainingsaufwand, nicht ähnlichen, giftigen Fußball bieten können. Die Grundausrichtung, schnell umzuschalten, hoch anzupressen, hängt sogar nur bedingt vom Spielermaterial ab. Die Krone wird dem Ganzen aufgesetzt, wenn bedacht wird, dass Peter Zeidler erst seit Anfang Oktober 2012 seine Vorstellungen umsetzen kann.