Red Bull I mit Red Bull II gegen Red Bull III: D. Mateschitz baut sich seine Welt
Heute, Dienstag, spielt der Meister und Cupsieger Red Bull Salzburg, verstärkt durch Spieler des FC Liefering, um 16 Uhr gegen den FC Pasching. Die Oberösterreicher gingen im Dezember 2011 eine Kooperation mit dem FC Red Bull Salzburg ein. Eine Bestandsau
Sieht aus wie ein Spieler von Red Bull Salzburg - ist aber ein Lieferinger (Foto: Gepa Pictures)
Die Paarung Red Bull plus FC Liefering gegen den FC Pasching ist also ein werksinternes Duell, es bestünde die theoretische Möglichkeit, den FC Pasching noch mit Spielern der Spielgemeinschaft FC Anif/Red Bull Juniors zu verstärken. Dann wären alle vier aktuellen österreichischen Red Bull-Dependancen vereint. Pasching oder Liefering wird es mittelfristig in die Heute für Morgen-Erste Liga schaffen. Aber bei aller aufkommender Häme: Das Konzept eines Satellitenklubs ist nicht neu. Der ASVÖ FC Puch fungierte zu Beginn der 90er-Jahre als Ex-Verein des damaligen Austria Salzburg-Präsidenten Rudi Quehenberger als Zweitteam der Violetten. Die in derselben Farbe auflaufende Wiener Austria hatte den SC Untersiebenbrunn, auch als SC Interwetten.com bekannt. Der ehemalige Deutschland- und Griechenland-Legionär Gernot Plassnegger war eine Erfolgsgeschichte des ASVÖ Puch, Paul Scharner kickte in Untersiebenbrunn. Auch der SK Rapid lässt seine Kicker gerne wo anders lernen, so spielten beziehungsweise spielt unter anderem Boris Prokopic, Muhammad Ildiz und Thomas Bergmann beim FC Wacker Innsbruck. Die Vereine wollen ihre Kicker in echten Wettkampfsituationen testen.
Aber bei aller aufkommender Häme: Das Konzept eines Satellitenklubs ist nicht neu
Seit der Saison 2010/11 spielen nur noch zehn Vereine in der zweithöchsten österreichischen Spielklasse. Zwischen 2006/07 und 2009/10 agierten in der Heute für Morgen-Ersten Liga zwölf Teams, mit Beteiligung der Zweitteams von Bundesligisten. Hinsichtlich höherer Attraktivität reduzierte die Bundesliga die Teilnehmeranzahl und schickte die Amateurteams der Profis wieder in die dritte Leistungsstufe. Gegenwärtig spielen in den drei Regionalligen neun Amateurvereine, das ist ein Viertel aller Teilnehmer. Ohne den Lizenzentzug des LASK wären es sogar zehn gewesen. Die Regionalligisten nehmen die Teilnahme der Zweitteams mehr oder weniger billigend in Kauf, setzt ein Bundesligist wieder einmal Profis ein, ist der Aufschrei groß. Aber die dritte Leistungsstufe scheint trotzdem ein gutes Stahlbad zu sein und irgendwie müssen sich die jungen Spieler ja auch an die Intensität im Erwachsenenfußball gewöhnen. Martin Pucher beispielsweise hält diese Lösung in einem seiner seltenen Interviews für optimal, am 25. August, „als wir Ried 2:1 geschlagen haben, waren neun Spieler in der Stammformation, die aus und über den Amateurbereich dort hin", in die Kampfmannschaft, gekommen sind. Irgendwie klappt es schon mit den Amateuren in der dritten Leistungsstufe, letztlich sind Klubs wie der FC Hard auch keine Zuschauermagneten bei Heimspielen des SV Seekirchen.
Hintergrund: SVM-Präsident Martin Pucher: ‚Nach dem Abstiegskampf 2011 ist es wichtig, einen 'Mini-kühbauer' selber aufzubauen'
Mit den Zweitteams leben die Regionalligisten also mehr schlecht als recht, die Leihen zu Zweitligisten erweisen sich als probates Mittel für die Klubs. Schließlich soll ja getestet werden, wie sich die Jungs verhalten. Aber ein Satellitenklub unterschreitet eben noch einmal die Fußballmoral. War der mittlerweile nicht mehr existente SC Interwetten.com wenigstens noch auf dem Papier etwas anderes als die Wiener Austria, so ist der FC Liefering nichts Anderes als das zweite Profiteam der Bullen, auf der offiziellen Homepage des Vereins direkt neben der Kampfmannschaft zu finden. Die Dreistigkeit, mit der von Fuschl aus die Statuten der Bundesliga umgangen werden, lässt aufstoßen. Es ist aber eben die Denke des Didi Mateschitz, sich alles selbst zu bauen, was andere nicht tun. Der Konzernchef will, dass die Jungbullen, die noch nicht reif für die Bundesliga sind, eine Liga weiter unten lernen. Ob das mit irgendwelchen Statuten zusammenpasst, irgendjemand Anderem schmeckt oder moralisch verwerflich ist, interessiert nicht.
Die Dreistigkeit, mit der von Fuschl aus die Statuten der Bundesliga umgangen werden, lässt aufstoßen. Es ist aber eben die Denke des Didi Mateschitz, sich alles selbst zu bauen, was andere nicht tun.
Allgemein gilt: Der Fußball ist heutzutage komplex und zum Wirtschaftsfaktor geworden. Mit genug Geld kann sich ein Investor, so er will, einen Traditionsverein kaufen und in der gewünschten Farbe lackieren. Oder eine Lizenz kaufen, Kooperationen eingehen und Zweitteams so in die Bundesliga pushen. Anything goes. Diese Vorgehensweise ist aber, bei vielen Dingen, die Red Bull im Sinne des österreichischen Fußballs tut oder tun will, egoistisch. Schließlich geht es im Fußball nicht nur um die Entwicklung junger Spieler, sondern vor allem um das Feeling auf der Tribüne. „Wie bekannt ist, ist der LASK aus der Liga verschwunden und die Einnahmen aus den Derbyspielen haben so viel ausgemacht wie aus allen anderen Heimspielen zusammen", sprach Blau Weiß Linz-Präsident Hermann Schellmann. Der Faktor „Lokalrivalität" ist nicht nur ein hehrer moralischer Humbug, den Marketingabteilungen vielleicht sogar zusammenstoppeln. Für viele Vereine geht es hierbei auch um das nackte Überleben.
Wenn also heute Nachmittag die rechtlich unterschiedlich gestrickten Red Bull-Vereine ein Stallduell austragen, sollten der LASK und Austria Salzburg ganz genau hinschauen, wie man diese hinter sich lassen kann. Vom Derby Grödig gegen Liefering haben zwei Investoren etwas, vom Linzer Derby Blau Weiß gegen den LASK eine ganze Stadt. Und Spieler können eben auch verliehen werden um sie zu entwickeln - zwei Farmteams braucht es dazu jedoch nicht.
g.sander@90minuten.at